Finanzen

Russland trotzt dem Westen: Gazprom meldet Gewinn

Der russische Staatskonzern Gazprom ist vergleichsweise glimpflich durch die Krise gekommen. Trotz Sanktionen, Ukraine-Krieg und niedrigem Ölpreis hat der Konzern im vergangenen Jahr einen Gewinn erwirtschaftet.
29.04.2015 20:57
Lesezeit: 2 min

Die Wirtschaftskrise und der Konflikt zwischen Russland und dem Westen haben dem Energieriesen Gazprom bisher zwar einen Gewinnrückgang beschert, in die Knie zwingen konnten sie den russischen Konzern jedoch nicht. Im Gegenteil: angesichts der vielen Probleme, mit denen Gazprom konfrontiert ist, zeigt sich der Konzern erstaunlich robust.

Der Staatskonzern habe im vergangenen Jahr nach internationaler Rechnungslegung IFRS einen Überschuss von 159 Milliarden Rubel (2,8 Mrd Euro) erwirtschaftet, teilte Gazprom am Mittwoch in Moskau mit. 2013 war der Gewinn noch gut siebenmal größer.

Die Nachfrage im Westen nach russischem Erdgas war im vergangenen Jahr vor allem wegen der milden Temperaturen gefallen. Zudem hatte Russland der Ukraine wegen unbezahlter Rechnungen monatelang kein Gas geliefert. Russland hat sich von diesem Verhalten dennoch nicht provozieren lassen, und auf radikale Maßnahmen gegen die Ukraine bisher verzichtet.

Der Umsatz von Gazprom legte im vergangenen Jahr um 6,5 Prozent auf 5,59 Billionen Rubel zu. 2013 hatte das Unternehmen 5,25 Billionen Rubel umgesetzt. Zu dem leichten Anstieg trug vor allem die Abwertung der russischen Währung bei, weil das Ausland Rechnungen in Dollar bezahlt und Gazprom deswegen mehr Rubel erhielt.

Zugleich trieb der schwache Wechselkurs die Nettoschulden des Konzerns innerhalb eines Jahres um 48 Prozent in die Höhe. Insgesamt wuchsen die Zahlungsverpflichtungen auf 1,65 Billionen Rubel.

Die EU will Gazprom nun weiter ärgern und droht eine Milliardenstrafe in einem Kartellverfahren der EU-Kommission an. Die EU wirft Gazprom vor, die mittel- und osteuropäischen Gasmärkte abgeschottet und dort die Energiepreise in die Höhe getrieben zu haben.

Gazprom seinerseits will die EU in der Ukraine auflaufen lassen. Von dem seit Jahren geplanten Pipeline-Projekt South Stream durch das Schwarze Meer verabschiedete sich der Konzern im Dezember zum Entsetzen der EU Knall auf Fall.

Stattdessen plant Gazprom nun eine Leitung - ebenfalls durch das Schwarze Meer - in die Türkei. Die Pipeline Turkish Stream mit einer geplanten Kapazität von 63 Milliarden Kubikmetern pro Jahr soll künftig Gas zur türkisch-griechischen Grenze liefern. Von dort aus könnten bis zu 50 Milliarden Kubikmeter Gas weiter nach Südosteuropa strömen, so der russische Plan.

Ziel des Projekts ist es, die Ukraine von 2019 an als Transitland für russisches Gas zu umgehen, um Streit über Tarife wie in der Vergangenheit zu vermeiden. Insgesamt lieferte Gazprom 2014 mit knapp 160 Milliarden Kubikmetern Gas etwa ein Drittel seines Gesamtverkaufs in europäische Länder. Europa sei der wichtigste Exportmarkt und werde dies auch bleiben, teilte die Unternehmenszentrale mit.

Zugleich orientiert sich der Monopolist stark in Richtung Asien. Vor allem das energiehungrige China soll künftig über die geplante Pipeline Sila Sibirii (Kraft Sibiriens) beliefert werden. Gazprom liebäugelt auch seit Jahren mit dem Bau einer Leitung nach Südkorea.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Dominanz auf Rädern: Warum der Lkw das Rückgrat der europäischen Wirtschaft bleibt
23.04.2025

Während über grüne Logistik und die Renaissance der Schiene debattiert wird, bleibt der Lkw unangefochten das Rückgrat des...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Zukunft unter Druck: Die Wasserstoff-Fabrik von Daimler und Volvo gerät ins Stocken
23.04.2025

Mitten in der Energiewende setzen die Lkw-Riesen Daimler und Volvo auf Wasserstoff – doch der Fortschritt ihres Gemeinschaftsunternehmens...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Apple und Meta im Visier – Brüssel greift hart durch
23.04.2025

Apple und Meta sollen zusammen 700 Millionen Euro zahlen – wegen mutmaßlicher Verstöße gegen das neue EU-Digitalgesetz. Die Kommission...

DWN
Politik
Politik Machtkampf in Washington: Will Trump Fed-Chef Powell stürzen?
23.04.2025

Trump plant möglicherweise die Entlassung von Fed-Chef Jerome Powell – ein beispielloser Schritt, der die Unabhängigkeit der...

DWN
Finanzen
Finanzen „Krise ist die neue Normalität“ – Warum kluge Investoren jetzt gegen den Strom schwimmen müssen
23.04.2025

Volatilität ist kein Ausnahmezustand mehr, sondern System. Warum Investoren jetzt mit Besonnenheit, Disziplin und antizyklischer Strategie...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Digitaler Produktpass: Was die EU plant und was das für Firmen bedeutet
23.04.2025

Die Europäische Union will Ressourcen schonen und Emissionen und Abfälle reduzieren. Dafür plant sie den sogenannten digitalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Bierbrauer in der Krise
23.04.2025

Eigentlich feiern die Brauer am 23. April den Tag des deutschen Bieres. Doch auch in diesem Jahr sind die Perspektiven der Branche eher...

DWN
Politik
Politik Spar- und Investitionsunion: Brüssel will die unsichtbare Zollmauer einreißen – und den Finanzsektor revolutionieren
23.04.2025

Brüssels stille Revolution: Wie Kommissarin Albuquerque den europäischen Finanzmarkt neu ordnen will – und dabei an den Grundfesten der...