Politik

Spekulanten starten Attacke gegen deutsche Staatsanleihen

Die Zinsen für deutsche Staatsanleihen sind wieder deutlich gestiegen. Beobachter gehen davon aus, dass dies eine weitere Attacke von Hedge Fonds gegen die Bunds ist. Dauert die Attacke an, wird die EZB erneut intervenieren müssen.
13.05.2015 18:40
Lesezeit: 1 min

Die Zinssätze für deutsche Staatsanleihen sind am Donnerstag bei Handelseröffnung in den USA deutlich gestiegen. Beobachter gehen davon aus, dass Hedge Fonds ihre nächste spekulative Attacke gegen die Bunds gestartet haben. Der Bondmarkt-Experte Hans-Joachim Dübel hatte die Attacke vor einigen Tagen vorhergesagt und sagte den Deutschen Wirtschafts Nachrichten: "Der Liquiditätsfaktor ist in den Ereignissen der letzten Tage nicht mehr zu übersehen. Bisher galten Märkte wie die für Bundesanleihen eigentlich für spekulative Attacken als unantastbar, weil viel zu groß. Aber wenn man künstlich die Handelsliquidität verknappt, dann werden die Angriffsflächen grösser. Zusammen mit dem Verkäuferstreik bei diesen Zinsniveaus – wohin soll die erzielte Liquidität angelegt werden? – ergibt sich eine gefährliche Mischung. Natürlich bedeutet geringe Liquidität auch, dass die EZB die Situation relativ rasch wieder beruhigen kann."

Es wird daher erwartet, dass die EZB schon bald wieder intervenieren muss. Die Europäische Zentralbank und andere Zentralbanken dürften es auch gewesen sein, die vor einigen Tagen eine erste Attacke von Spekulanten gegen die Bunds abgewehrt hatte.

Der heftige Kurseinbruch am Markt für Staatsanleihen hat Auswirkungen auf die Kosten für die Neuverschuldung des Bundes. Bei einer Versteigerung von Bundesanleihen kam es am Mittwoch zu einem spürbaren Anstieg der Rendite. Papiere mit einer Laufzeit von zehn Jahren wurden nach Angaben der Bundesbank mit einem Zinssatz von 0,65 Prozent verkauft. Das ist ein Vielfaches der Rendite bei der letzten vergleichbaren Auktion Mitte April, als die Rendite nur bei 0,13 Prozent lag.

Seit Ende April gibt es am Markt für Staatsanleihen einen regelrechten Ausverkauf mit mehrfach heftigen Kurseinbrüchen. Zur Wochenmitte hatten die Kurse von Bundesanleihen ihre Talfahrt allerdings vorerst unterbrochen. Trotz der heftigen Verluste sprechen Experten übereinstimmend von einer kräftigen Kurskorrektur im freien Handel und nicht von einer Trendwende. In den vergangenen Monaten war der Handel mit Bundesanleihen in eine Blasenbildung gelaufen mit immer neuen Rekordhochs.

Auch bei einer deutlich höheren Rendite blieb die Nachfrage nach den neuen Bundesanleihen in etwa stabil. Die Überzeichnung bezifferte die Bundesbank auf 1,3-fach, nach einer 1,5-fachen Überzeichnung Mitte April. Insgesamt spülte die Versteigerung etwa 2,5 Milliarden Euro in die Staatskasse.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik US-Anspruch auf Grönland: Der stille Bruch im westlichen Bündnis
17.06.2025

Die USA werfen Dänemark vor, ein schlechter Verbündeter zu sein – weil es Grönland nicht energisch genug verteidigt. Doch hinter der...

DWN
Politik
Politik Putins Ökonom mit Wall-Street-Vergangenheit: Die stille Macht des Kirill Dmitriev
17.06.2025

Vom Harvard-Absolventen zum Architekten von Putins Kriegsökonomie: Kirill Dmitriev spielt eine zentrale Rolle in Moskaus Konfrontation mit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Rüstungsboom und Inflation: Gefahr für die Wirtschaft oder unterschätzte Chance?
17.06.2025

Zentralbanken fürchten neue Inflationsrisiken durch Verteidigungsausgaben. Doch Produktivitätsschübe könnten den Preisdruck dämpfen...

DWN
Politik
Politik IfW-Analyse: Europa verstärkt Ukraine-Hilfe deutlich
16.06.2025

Die europäische Ukraine-Hilfe hat in den vergangenen Monaten stark zugenommen – doch nicht überall im gleichen Maß. Während die USA...

DWN
Politik
Politik Einbürgerungsantrag: Entscheidung dauert mitunter Jahre
16.06.2025

Die Entscheidung über einen Einbürgerungsantrag kann lange dauern – warum profitieren bislang nur wenige von der verkürzten Frist? Wie...

DWN
Finanzen
Finanzen Ripple-Kurs legt kräftig zu: Woran das liegt und was Anleger jetzt wissen müssen
16.06.2025

Der Ripple-Kurs zeigt sich oft von seiner volatilen Seite. Doch zum Auftakt in die neue Handelswoche klettert der XRP-Coin kräftig –...

DWN
Politik
Politik SPD drängt auf gemeinsame Linie bei AfD-Verbotsverfahren
16.06.2025

Soll die AfD verboten werden? Während einige Bundespolitiker ein AfD-Verbotsverfahren fordern, mahnen andere zur Vorsicht. Im Raum steht...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Blackstone setzt auf Europa – Anleger an der Wall Street uneins über US-Ausblick
16.06.2025

Das Vertrauen der Wall Street in Europa wächst weiter. Mit Blackstone signalisiert nun ein weiteres Schwergewicht der Finanzwelt seine...