Politik

US-Geschäfte mit Russland: Nur die EU hält sich an Sanktionen

Lesezeit: 1 min
22.05.2015 01:01
Der US-amerikanische Konzern Cisco soll sensible Technologie an den russischen Geheimdienst verkauft haben. Cisco hat damit gegen die Russland-Sanktionen verstoßen. Doch die US-Behörden nehmen keine Ermittlungen auf. Unklar bleibt, wie viel US-Firmen noch geheime Geschäfte mit Russland betreiben. Die EU hingegen hält sich weiterhin an die Sanktions-Vorgaben der USA.
US-Geschäfte mit Russland: Nur die EU hält sich an Sanktionen

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Der US-Technologiekonzern Cisco soll über Tarngeschäfte mit Zwischenhändlern sensible Produkte an den russischen Geheimdienst FSB, die russische Armee und die Luftraumbehörde in Moskau verkauft haben. Doch als offizieller Käufer der Hightech-Produkte sei die russische Industrie- und Handelskammer angegeben worden sein. Sollte sich der Vorwurf erhärten, wäre es ausgerechnet eine weltweit operierende US-Firma, die gegen die Russland-Sanktionen verstoßen hätte, so das Medienportal Buzzfeed.

Der Cisco-Vorstand weist die Vorwürfe zurück. Doch Buzzfeed habe die Informationen über Transaktionen zwischen Russland und Cisco von einem Firmen-Insider. Dem Medienportal liegen Emails und Tabellenkalkulationen vor, die als Beweise dienen. Den Wahrheitsgehalt der Beweise leugnet Cisco nicht. Allerdings seien Fehler bei der Namensgebung der Kunden unterlaufen. Diese Fehler seien nun behoben worden.

Die Sprecherin der russischen Industrie- und Handelskammer, Olga Litvinenko, sagt, dass es keine geschäftlichen Kontakte mit Cisco gegeben hätte. „Wir sind keine kommerzielle Organisation, die große Anschaffungen tätigt. Wir kaufen nichts anderes außer Büromaterialien“, so die Sprecherin.

Zuvor wurde dem US-Konzern Bestechung von russischen Beamten vorgeworfen. Cisco soll dadurch versucht haben, Aufträge aus Russland zu erhalten. Das US-Justizministerium führte zwar Untersuchungen durch, doch direkte strafrechtliche Ermittlungen wurden bisher nicht aufgenommen. Das Russland-Geschäft von Cisco ist im ersten Quartal 2015 gegenüber dem Vorjahresquartal um 41 Prozent eingebrochen. Zudem musste aufgrund der Sanktionen ein Deal im Wert von 1,7 Millionen Dollar abgesagt werden.

Es ist bemerkenswert, dass sich die EU-Staaten an die von den USA forcierten Russland-Sanktionen halten, während die Amerikaner sich nicht an ihren eigenen Maßstäben orientieren. Im Oktober erklärte US-Vizepräsident Joe Biden freimütig, dass die USA die EU gegen ihren Willen zu Sanktionen gezwungen habe. Zudem habe Obama darauf bestanden, dass die EU wirtschaftlichen Schaden in Kauf nehme, um die Russen zu strafen.

Kreml-Chef Wladimir Putin sagte Anfang Mai 2015 auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Bundeskanzlerin Angela Merkel, dass die Sanktionen weder im Interesse Deutschlands noch Russlands sein können. Denn der bilaterale Handel sei um 35 Prozent eingebrochen. Er wünsche sich eine Zusammenarbeit mit Deutschland.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  
Europa >

DWN
Politik
Politik Vor 20 Jahren: Größte Erweiterung der Nato - eine kritische Betrachtung
29.03.2024

Am 29. März 2004 traten sieben osteuropäische Länder der Nato bei. Nicht bei allen sorgte dies für Begeisterung. Auch der russische...

DWN
Technologie
Technologie Viele Studierende rechnen mit KI-Erleichterungen im Joballtag
29.03.2024

Vielen Menschen macht Künstliche Intelligenz Angst, zum Beispiel weil KI Arbeitsplätze bedrohen könnte. In einer Umfrage stellte sich...

DWN
Politik
Politik Verfassungsgericht stärken: Mehrheit der Parteien auf dem Weg zur Einigung?
28.03.2024

Das Verfassungsgericht soll gestärkt werden - gegen etwaige knappe Mehrheiten im Bundestag in aller Zukunft. Eine Einigung zeichnet sich...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutschlands maue Wirtschaftslage verhärtet sich
28.03.2024

Das DIW-Konjunkturbarometer enttäuscht und signalisiert dauerhafte wirtschaftliche Stagnation. Unterdessen blieb der erhoffte...

DWN
Politik
Politik Corona-Aufarbeitung: Lauterbach will RKI-Protokolle weitgehend entschwärzen
28.03.2024

Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat angekündigt, dass einige der geschwärzten Stellen in den Corona-Protokollen des RKI aus der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Brückeneinsturz in Baltimore trifft Importgeschäft der deutschen Autobauer
28.03.2024

Baltimore ist eine wichtige Drehscheibe für die deutschen Autobauer. Der Brückeneinsturz in einem der wichtigsten Häfen der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft „Made in Germany“ ist wieder gefragt - deutsche Exporte steigen deutlich
28.03.2024

Der Außenhandel in Deutschland hat wider Erwarten zu Jahresbeginn deutlich Fahrt aufgenommen. Insgesamt verließen Waren im Wert von 135,6...

DWN
Finanzen
Finanzen Der Ukraine-Krieg macht's möglich: Euro-Bonds durch die Hintertür
28.03.2024

Die EU-Kommission versucht, mehr Macht an sich zu ziehen. Das Mittel der Wahl hierfür könnten gemeinsame Anleihen, sogenannte Euro-Bonds,...