Gemischtes

Künstliche Befruchtung: In Griechenland billiger als in anderen Ländern

Lesezeit: 1 min
01.06.2015 02:12
Die Krise in Griechenland hat der Fruchtbarkeitsindustrie zu einem Boom verholfen. Ein Gesetz erlaubt es, dass Spenderinnen rund 1.000 Euro für ihre Eizellen erhalten. Das erhöhte Spendenaufkommen soll wiederum zahlreiche Paare mit unerfülltem Kinderwunsch aus dem Ausland anziehen. Mit dem so geschaffenen Fruchtbarkeits-Tourismus will die griechische Regierung gleich zwei Branchen auf einmal ankurbeln.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

In Griechenland boomt das Geschäft mit der künstlichen Befruchtung. Die Behandlungen haben sich in den vergangenen Jahren im Schnitt verfünffacht. Das Land will nun Profit aus der assistierten Fortpflanzungstechnologie (ART) ziehen: Denn trotz Finanzkrise im Land seien viele dazu bereit, für eine künstliche Befruchtung zu zahlen, zitiert Bloomberg den Chef der größten Fertilitätsklinik des Landes. Der weltweite Markt wird auf 20 Milliarden Dollar bis zum Jahr 2020 geschätzt – das wäre mehr als eine Verdoppelung seit dem Jahr 2012 (rund 9,3 Milliarden Dollar)

Doch nicht nur Griechinnen sollen die Kliniken füllen, auch Patientinnen aus dem Ausland werden geworben: Ähnlich wie es Spanien bereits praktiziert, soll die Behandlung in Verbindung mit einem Urlaub angeboten werden. So könnten gleich zwei Wachstumsbranchen neu belebt werden.

In Griechenland werden die Behandlungen, Zyklen genannt, zudem viel günstiger angeboten als anderswo. Zum Vergleich: Ein Zyklus in den USA kostet beim ersten Versuch 9.500 Dollar, sollte dieser fehlschlagen kommt der zweite Zyklus auf 8.000 Dollar. In Griechenland kosten zwei Versuche nur 4.500 Euro, berichtet Bloomberg.

Zudem haben die Krise und die damit verbundenen Haushaltskürzungen der griechischen Regierung der Fruchtbarkeitsindustrie geholfen: Das griechische Recht erlaubt nämlich, dass Frauen anonym Eizellen spenden können und dafür rund 1.000 Euro erhalten. Während die Geburtenrate in der Krise fiel, stieg gleichzeitig die Abgabe von Eizellen.

Es gibt auch einen größeren Markt als in anderen Ländern, weil die Behandlung bei Frauen bis 50 erlaubt ist und einen Bruchteil von dem kostet, was etwa in den USA für so einen Eingriff veranschlagt wird.

„Das Land ist an einem kritischen Punkt angekommen“, so Gesundheitsminister Panagiotis Kouroublis auf einer Pressekonferenz zur Förderung der „Fruchtbarkeitstourismus“: „Wenn es um das Thema Wachstum geht, müssen wir Forschung und Wissenschaft zu nutzen.“

Europa ist weltweit führend bei der Zahl der durchgeführten ART-Verfahren, so die European Society of Human Reproduction and Embryology (ESHRE). Aufgrund der steigenden altersbedingten Unfruchtbarkeit werde die Nutzung von gespendeten Eizellen immer wichtiger, so ESHRE. Laut der Gesellschaft werden die meisten Behandlungen mit gespendeten Eizellen noch in Spanien durchgeführt.

Über Griechenland gibt es noch wenig gesicherte Daten: Es gibt noch nicht mal ein Zahl, wie viele Fruchtbarkeitszentren entstanden sind, seitdem im Jahr 2005 das Gesetz verabschiedet wurde, welches solche Zentren erlaubt.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bildung für die Zukunft SOS-Kinderdorf Thüringen im Einsatz für die Demokratie

In einer Zeit, in der die Unzufriedenheit mit der Politik wächst, engagiert sich das SOS-Kinderdorf Thüringen mit einem Demokratieprojekt...

DWN
Finanzen
Finanzen Blockchain-Betrugsmasche: Wie Sie Bitcoin-Scams erkennen - und vermeiden
06.12.2024

Kryptowährungen sind anonym, volatil und ein Milliardenmarkt. Ein ideales Umfeld für Kriminelle, die mit innovativen...

DWN
Politik
Politik Rebellen in Syrien vor entscheidender Schlacht um Homs: Strategischer Knotenpunkt in Gefahr
06.12.2024

Die Rebellenallianz Haiat Tahrir al-Scham (HTS) treibt ihre Offensive gegen die Regierung von Baschar al-Assad voran. Die strategisch...

DWN
Politik
Politik Brandenburg-Koalition: SPD und BSW beschließen offiziell erste Rot-Lila-Koalition
06.12.2024

Die bundesweit erste Zusammenarbeit zwischen SPD und BSW ist in Brandenburg endgültig beschlossen. Nachdem der BSW das Vorhaben einstimmig...

DWN
Politik
Politik „Atomkraft? Nein Danke“: Habeck-Ministerium manipulierte wohl AKW-Studie für Atomausstieg
06.12.2024

Manipulation im Wirtschaftsministerium? Wie interne Unterlagen jetzt aufdecken, soll das Wirtschaftsministerium unter Robert Habeck gezielt...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Mercosur-Abkommen: EU-Kommission erzielt Durchbruch im Handelsdeal mit Südamerika
06.12.2024

Zwischen der Europäischen Union und südamerikanischen Staaten soll eine der größten Freihandelszonen weltweit entstehen. Der...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis aktuell: Stabilität vor neuen Impulsen – wie sollten Anleger reagieren?
06.12.2024

Rohstoffexperten haben derzeit Gold genau im Blick, weil der Goldpreis aktuell wenig Bewegung zeigt. Institutionelle Investoren und...

DWN
Panorama
Panorama Wort des Jahres 2024: Ampel-Aus
06.12.2024

Die Wahl zum Wort des Jahres 2024 spiegelt das gesellschaftliche und politische Geschehen wider. Die Gesellschaft für deutsche Sprache hat...