Deutschlandfonds startet: Bundesregierung und KfW setzen deutlichen Impuls für mehr private Investitionen in zentralen Zukunftsfeldern
Die Bundesregierung will mit einem "Deutschlandfonds" mehr Investitionen von privaten und kommunalen Unternehmen mobilisieren. Privates Kapital soll staatlich unterstützt in neue Technologien und Produktionsanlagen, den Ausbau von erneuerbaren Energien, Wärmenetzen und Stromnetzen, die Gewinnung von Rohstoffen sowie Künstliche Intelligenz, Biotechnologie und Verteidigung fließen.
Der Bund stelle dafür 30 Milliarden Euro bereit, überwiegend in Form von Garantien, sagte Finanzminister Lars Klingbeil (SPD) in Berlin. Damit sollten Investitionen von rund 130 Milliarden Euro ausgelöst werden.
Wie der Fonds funktioniert
Der Deutschlandfonds sei kein klassischer Staatsfonds, sondern biete eine breite Palette von Instrumenten, erläuterte der Vizekanzler. "Der Deutschlandfonds kann Risiken absichern und so dafür sorgen, dass die besten Ideen in Deutschland entstehen und hier auch groß gemacht werden." Unternehmen können damit bessere Kreditkonditionen bekommen.
So könnte die staatliche Förderbank KfW zum Beispiel Energieversorger absichern, die in Geothermie investieren wollen, bisher aber das Risiko scheuen, dass bei Bohrungen keine Heißwasserquellen gefunden werden. Unternehmen könnten staatlich abgesicherte, günstige Kredite für die Herstellung von Batterien, Stadtwerke Kredite für Investitionen in die Energieinfrastruktur bekommen. Bei Start-ups soll die KfW als Co-Investor auftreten können.
"Entscheidend ist, privates Kapital gezielt dorthin zu lenken, wo Innovation entsteht, wo wir unsere Lieferketten resilienter aufstellen und Deutschland zukunftsfähig machen können", betonte Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU).
Im Überblick:
-
Private Investitionen sind ein Schlüsselfaktor für mehr Wachstum in Deutschland.
-
Der Deutschlandfonds soll privates Kapital für Investitionen mobilisieren, um die Wettbewerbsfähigkeit und Zukunftsfähigkeit der deutschen Wirtschaft zu stärken.
-
Mit verschiedenen Instrumenten werden gezielt die Bedarfe von Industrie, Mittelstand und jungen Unternehmen, Start-ups und Scale-ups sowie der Energieversorgungsunternehmen adressiert.
-
Der Bund stellt für den Deutschlandfonds öffentliche Mittel und Garantien in Höhe von rund 30 Milliarden Euro zur Verfügung – damit sollen insgesamt rund 130 Milliarden Euro zusätzliche Investitionen angestoßen werden.
-
Start noch im Dezember mit mehreren Instrumenten, die schrittweise in den kommenden Jahren ergänzt werden.
Investitionsrahmen für Industrie, Mittelstand und Energie
Die Bundesregierung und die KfW haben heute den Deutschlandfonds gestartet. Damit entsteht in Deutschland ein Rahmen, der es privaten und kommunalen Unternehmen erleichtert, in großem Umfang im Inland zu investieren. Der Bund stellt dafür öffentliche Mittel und Garantien in Höhe von rund 30 Milliarden Euro bereit. Damit sollen insgesamt Investitionen von rund 130 Milliarden Euro ausgelöst werden – als Investitionsoffensive neben dem staatlichen Sondervermögen. Die KfW übernimmt die Koordination des Deutschlandfonds und fungiert als Ansprechpartnerin für die nationale und internationale Investorenberatung.
Zentrale Felder, in denen der Deutschlandfonds private Investitionen anstoßen soll, sind Industrie und Mittelstand, Wagniskapital sowie die Energieinfrastruktur. Dazu zählen unter anderem große Zukunftsinvestitionen in neue Technologien und Produktionsanlagen, der Ausbau erneuerbarer Energien, von Wärmenetzen und Stromnetzen, aber auch die Gewinnung von Rohstoffen sowie die Finanzierung innovativer Technologien in den Bereichen DeepTech, künstliche Intelligenz (KI) und BioTech. Hinzu kommt die Entwicklung von Lösungen zur Stärkung der Verteidigungsfähigkeit.
Politische Einordnung: Stimmen aus Bundesregierung und KfW
Der Vizekanzler und Bundesminister der Finanzen Lars Klingbeil: "Mit dem Deutschlandfonds mobilisieren wir private Investitionen in die Jobs von morgen. Wir setzen öffentliche Mittel gezielt ein, damit deutlich mehr privates Kapital in Deutschland investiert wird: in Zukunftssektoren wie KI und Biotechnologie, in Industrie und Mittelstand, in unsere Sicherheit und in unsere Unabhängigkeit bei kritischen Rohstoffen. Für viele Investoren ist Deutschland ein attraktiver Standort. Sie sehen die Innovationskraft und die hochqualifizierten Arbeitskräfte, die wir haben. Für diese Investoren schaffen wir mit dem Deutschlandfonds eine Andockstelle. Der Deutschlandfonds kann Risiken absichern und so dafür sorgen, dass die besten Ideen in Deutschland entstehen und hier auch groß gemacht werden."
Die Bundesministerin für Wirtschaft und Energie Katherina Reiche: "Die aktuelle Lage unserer Wirtschaft macht deutlich, wie hoch der Investitionsbedarf für die Modernisierung unseres Landes ist. Entscheidend ist, privates Kapital gezielt dorthin zu lenken, wo Innovation entsteht, wo wir unsere Lieferketten resilienter aufstellen und Deutschland zukunftsfähig machen können. Der Deutschlandfonds mobilisiert hierfür privates Kapital mit öffentlichen Mitteln und ermöglicht so wirksame Investitionen in zentrale Zukunftsbereiche."
Der Vorstandsvorsitzende der KfW Stefan B. Wintels: "Der Deutschlandfonds ist ein wichtiger Impuls für mehr Investitionen in Deutschland. In den kommenden Jahren wird es darauf ankommen, möglichst viel privates Kapital zur Stärkung des Standorts Deutschland zu mobilisieren."
Zielgruppen und Struktur: Wer profitiert vom Deutschlandfonds?
Genutzt werden sollen die Finanzierungsmöglichkeiten des Deutschlandfonds von Industrieunternehmen, mittelständischen Unternehmen, Start-ups, jungen Wachstumsunternehmen sowie privaten und kommunalen Energieversorgungsunternehmen und Unternehmen der Verteidigungs- und Rohstoffwirtschaft. Um die gesamte Breite der Bedarfe abzudecken, ist der Deutschlandfonds kein klassischer Investmentfonds, sondern eine Dachstruktur für verschiedene Bausteine, die diese Bedarfe jeweils spezifisch adressieren.
Baustein Industrie und Mittelstand: Absicherung großer Transformationen
Im Baustein Industrie und Mittelstand erleichtert der Deutschlandfonds die Finanzierung von Zukunftsinvestitionen in die Wettbewerbsfähigkeit. Dazu zählt das Absicherungsinstrument für Transformationsindustrien, mit dem Großinvestitionen der Industrie – etwa in den Bereichen Stromerzeugung oder Wasserstoff, aber auch in der Automobilindustrie, bei mittelständischen Zulieferern und im Maschinenbau – unterstützt werden. Mit dem Rohstofffonds stellt die KfW Eigenkapitalbeteiligungen und Kredite bereit, um Vorhaben zur Gewinnung kritischer Rohstoffe für die deutsche Wirtschaft zu finanzieren, etwa die Förderung der Lithium-Gewinnung in Deutschland.
Beispiel: Ein Unternehmen investiert in den Ausbau von Batteriespeicheranlagen. Die KfW sichert gemeinsam mit Bankpartnern die Lieferung der Anlagen durch eine Bürgschaft ab. Dies ermöglicht dem Unternehmen ein höheres Investitionsvolumen.
Baustein Energie: Netze, Geothermie und Eigenkapital
Im Baustein Energie ist vorgesehen, die Kreditaufnahme von Stromverteil- und Wärmenetzbetreibern abzusichern, damit diese ihre in den nächsten Jahren stark steigenden Investitionen in die Stromverteil- und Wärmenetze bewältigen können. Im Bereich Geothermie wird das Risiko abgesichert, bei Bohrungen nach unterirdischen Heißwasserquellen nicht fündig zu werden (Fündigkeitsrisiko). Darüber hinaus erfordern die hohen Investitionsbedarfe, dass private und kommunale Energieversorgungsunternehmen über eine ausreichende Eigenkapitalbasis verfügen. Hierzu soll ein Dialog mit den Bundesländern geführt werden, um Investoren und Energieversorger leichter zusammenzubringen.
Beispiel: Ein Energieversorgungsunternehmen plant die Modernisierung oder Erweiterung seines Stromverteilnetzes. Um die Investition stemmen zu können, stellt die KfW in Zusammenarbeit mit den Hausbanken einen Kredit von bis zu 100 Millionen Euro bereit, dessen Risiken sich die KfW mit den Hausbanken teilt. Dafür erhält die KfW eine Garantie des Bundes. Dies ermöglicht es Energieversorgern, die substanziellen Investitionsbedarfe zu adressieren.
Baustein Start-ups und Scale-ups: Mehr Wagniskapital
Im Baustein Start-ups und Scale-ups tritt die KfW ab sofort auch als Co-Investor auf, um gemeinsam mit privaten Kapitalgebern aus dem KfW-Capital-Fondsportfolio direkt in Start-ups in Deutschland zu investieren. Hierfür stehen pro Investition maximal 50 Millionen Euro und insgesamt eine Milliarde Euro bis Ende 2030 zur Verfügung. Weitere 300 Millionen Euro sind für Beteiligungen an Kreditfonds vorgesehen, die in den Ausbau neuartiger Industrietechnologien investieren. Zur Stärkung der Wagniskapitalfinanzierung wird der Zukunftsfonds ab 2026 aufgestockt und verstetigt.
Beispiel: Junge Unternehmen, etwa aus dem Verteidigungssektor, erhalten Wagniskapital von Fonds, an denen sich die KfW beteiligt. So werden die Entwicklung zukunftsfähiger Produkte unterstützt und Innovationen gefördert.
Die neuen, zusätzlichen Mittel aus dem "Wachstums- und Innovationskapital ("Zukunftsfonds II")" werden für Wagniskapitalfinanzierungen insbesondere in den Bereichen DeepTech, BioTech sowie Sicherheit und Verteidigung eingesetzt. Zudem dienen sie der Deckung bestehender Finanzierungsbedarfe im Mittelstand.
Zeitplan: Wann startet der Deutschlandfonds?
Der Aufbau des Deutschlandfonds ist stufenweise geplant. Neben einem ersten Projekt im Bereich Rohstoffe starten noch im Dezember 2025 die ersten drei Instrumente. Diese sind:
-
das Absicherungsinstrument für Transformationsindustrien,
-
das Kreditprogramm zur Förderung von Geothermie-Projekten sowie
-
ein neues Finanzierungsinstrument für Start-ups und Scale-ups.
Ausbau ab 2026: Weitere Instrumente und neue Schwerpunkte
In einer zweiten Stufe sollen ab dem Jahr 2026 sukzessive weitere Instrumente folgen. Dazu gehören Maßnahmen zur Modernisierung der Energieinfrastruktur sowie neue private Kreditfonds für Start-ups und das Wachstums- und Innovationskapital, mit dem der Zukunftsfonds aufgestockt wird. Dadurch soll die Wagnisfinanzierung in Deutschland weiter gestärkt und Finanzierungslücken im Mittelstand geschlossen werden. Im weiteren Ausbau wird zudem die Wagnisfinanzierung innovativer Start-ups und Scale-ups der Sicherheits- und Verteidigungsindustrie über Fondsinvestitionen oder Direktbeteiligungen intensiviert, um die technologische Verteidigungsfähigkeit des Landes stärker in den Fokus zu rücken. Darüber hinaus wird im Bereich Verbriefungen ein weiteres Instrument zur Vertiefung des Kapitalmarktzugangs und zur Verbesserung der Finanzierungskonditionen der deutschen Wirtschaft geschaffen.
Im weiteren Verlauf werden zusätzliche Instrumente markt- und bedarfsgerecht entwickelt. Auch im Bausektor ist die Mobilisierung privaten Kapitals entscheidend für bezahlbares und nachhaltiges Wohnen in Deutschland. Daher hat die Bundesregierung gemeinsam mit der KfW einen Prozess gestartet, um unter dem Dach des Deutschlandfonds ein neues Modul für den Wohnungsbau zu entwickeln. Dieses Modul soll die Lage am Wohnungsmarkt verbessern und private Investitionen in den Wohnungsbau forcieren.



