Finanzen

Monsanto und BASF im Wettlauf um Übernahme von Syngenta

Monsanto und BASF sind beide daran interessiert, den Schweizer Konzern Syngenta zu kaufen. Weitere Interessen sind Dow Chemical und Bayer. Sollte sich Monsanto durchsetzen, würde der US-Konzern zum weltgrößten Pflanzenschutz-Produzenten werden.
03.06.2015 15:36
Lesezeit: 2 min

Die mögliche Milliarden-Übernahme des Schweizer Agrochemiekonzerns Syngenta durch Monsanto lässt in der Saatgutbranche die Begehrlichkeiten ins Kraut schießen. Denn im Falle einer Akquisition, die Monsanto zum weltgrößten Pflanzenschutz-Produzenten machen würde, müsste der US-Konzern für die Zustimmung der Kartellbehörden wohl die Saatgut-Sparte von Syngenta verkaufen. Als wahrscheinlichster Interessent dafür gilt bei vielen Analysten der Chemiekonzern BASF. Bayer wird ebenfalls als heißer Kandidat gesehen und auch KWS Saat hat Interesse an Teilen des Geschäfts signalisiert. Noch zeigt Syngenta dem US-Genpflanzen-Hersteller die kalte Schulter und hat das 45-Milliarden-Dollar-Angebot als zu niedrig zurückgewiesen. Doch mögliche Käufer stehen bereit.

„Bayer hat kein starkes Saatgutgeschäft und BASF gar keines. Die beiden Unternehmen müssten sehr interessiert sein, bei so einer Gelegenheit dieses Saatgutgeschäft zu kaufen“, sagt Analyst Christian Faitz von Kepler Cheuvreux. Er tippt eher auf BASF, da es zwischen den Geschäften von Bayer und Syngenta einige Überlappungen gebe, etwa bei Obst- und Gemüsesaatgut. Zudem sei der Leverkusener Konzern noch mit der Integration der jüngsten Zukäufe - Bayer hatte 2014 unter anderem das Geschäft mit rezeptfreien Medikamenten vom US-Pharmakonzern Merck & Co für gut zehn Milliarden Euro übernommen - beschäftigt.

„BASF hat die Kriegskasse dafür, das würde für alle Beteiligten gut passen und es gibt keine kartellrechtlichen Bedenken“, urteilt Faitz. Das Angebot der Ludwigshafener an Pestiziden könnte durch Saatgut sinnvoll ergänzt werden. „So eine Gelegenheit kann man sich nicht entgehen lassen.“ Dow Chemical und Dupont kommen für ihn eher nicht infrage, da die beiden US-Chemiekonzerne derzeit mit Investoren hadern, die die Abspaltung von Geschäften fordern. Auch Analyst Martin Schreiber von der Zürcher Kantonalbank sieht BASF als wahrscheinlichsten Kandidaten. „BASF könnte das locker stemmen und es würde strategisch Sinn machen.“ Er hält aber auch einen Zusammenschluss von Syngenta mit Dupont als Plan B der Schweizer für möglich schließt einen Bieterkampf nicht aus. „Beim Saatgutgeschäft will jeder Marktanteile kaufen.“

Monsanto, vor allem für seine gentechnisch veränderten Maissorten bekannt, kontrolliert nach Schätzungen von Experten gut ein Viertel des 40 Milliarden Dollar schweren weltweiten Saatgutmarktes, gefolgt von der Dupont-Tochter Pioneer mit 21 Prozent. Syngenta kommt mit seinem Saatgutgeschäft, dessen Wert auf sechs bis acht Milliarden Dollar geschätzt wird, auf einen Marktanteil von acht Prozent. Beim Pflanzenschutz sind jedoch die Schweizer Marktführer, und genau in diesem Geschäft - Mittel gegen Insektenbefall, Unkräuter und Pilze - ist Monsanto unter Druck. Der US-Konzern ist hier stark abhängig von seiner glyphosathaltigen Produktserie "Roundup", gegen die in den USA manche Unkräuter aber bereits Resistenzen bebildet haben. „Die Resistenzbildung zwingt Monsanto, eine neue Produktpalette aufzubauen“, sagt Analyst Schreiber.

Insider hatten BASF und Bayer neben Dow Chemical bereits als etwaige Interessenten gehandelt, sollte Monsanto mit seiner Offerte Erfolg haben und Geschäftssparten veräußern müssen. China National Chemical Corp (ChemChina) hat dagegen abgewinkt. BASF und Bayer hatten sich offiziell dazu nicht äußern wollen. Bayer rechnet unabhängig vom Ausgang der Übernahmeavancen von Monsanto mit einer Konsolidierung in der Pflanzenschutz- und Saatgutbranche: „Wann, in welcher Form und mit welchen Partnern die Konsolidierung voranschreitet, bleibt abzuwarten“, hatte der Chef des Bayer-Agrarchemiegeschäfts, Liam Condon, in einer E-Mail gegenüber Reuters erklärt. „Die führenden Marktpositionen von Monsanto und Syngenta in ihren jeweiligen Geschäften - vor allem in den Kulturen Soja und Mais in den USA - dürften einen Zusammenschluss nicht leicht machen. Beide müssten hier womöglich zu große Zugeständnisse eingehen.“

Für Monsanto gab es in der Schweiz vor wenigen Tagen bereits eine Niederlage: Ein WHO-Bericht darüber, dass Monsantos Glyphosat offenbar krebserregend ist, zeigte Wirkung. Die Schweizer Handelsketten Migros und Coop nehmen Glyphosat nun aus ihren Läden. In Bayern stand ein Verbot zur Debatte, der Landtag sprach sich nun jedoch dagegen aus.

Auch in den USA ist Monsanto gerade heftig in die Kritik geraten, denn für die Verabschiedung des US-Gesetzes zum Transpazifischen Freihandelsabkommen wurden offenbar US-Senatoren gekauft. Offiziell werden die Zuwendungen als Spenden tituliert. Es ist allerdings ziemlich offenkundig, dass es sich hier um Korruption handelt - genau jenes Vergehen, dass das US-Justizministerium vor wenigen Tagen mit großem Pathos dem Fußballverband Fifa vorgeworfen hat.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen CBDCs und Gold – Kontrolle oder Freiheit?

In einer Zeit rasanter Veränderungen stellt sich mehr denn je die Frage: Wie sicher ist unser Geld wirklich? Die Einführung von CBDCs...

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Neue Regierung: Üppige Übergangsgelder für Ex-Minister - AfD und Steuerzahlerbund fordern Reform
01.05.2025

Dauerversorgung auf Kosten der Steuerzahler: Bisher bekommen Minister und Kanzler nach ihrem Ausscheiden bis zu 2 Jahren staatliche...

DWN
Politik
Politik Trump gegen die Welt: Warum Streit mit Verbündeten das China-Problem nur verschärft
01.05.2025

Die Ereignisse der vergangenen Wochen haben zweifellos dem internationalen Ruf der USA auf den Finanzmärkten geschadet und das...

DWN
Technologie
Technologie PwC-Studie: Künstliche Intelligenz könnte Weltwirtschaft bis 2035 um 15 Prozent beflügeln – doch der Preis ist hoch
01.05.2025

Während viele Volkswirtschaften unter dem Druck multipler Krisen taumeln – Energiepreise, geopolitische Spannungen, ein fragiles...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Politik schwächt den Dollar – Rogoff sieht Machtverschiebung zugunsten Europas
01.05.2025

Kenneth Rogoff sieht in Trumps Politik den Katalysator für das Ende des Dollar-Zeitalters. Europa steht vor der historischen...

DWN
Finanzen
Finanzen JPMorgan: Zinsschock voraus – Warum US-Bonds Europa ausstechen
01.05.2025

JPMorgan sieht in US-Anleihen den neuen Renditetreiber – Europas zögerliche EZB-Politik wirkt abschreckend auf Investoren.

DWN
Panorama
Panorama Jung oder KI: Zwei Wege zur Lösung des Lkw-Fahrermangels
01.05.2025

Angesichts des anhaltenden Fahrermangels setzt die EU auf die Senkung der Altersgrenze für Lkw-Führerscheine, während die USA auf eine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Unternehmer weltweit in Alarmbereitschaft: Handelskriege, Schuldenkrisen und KI – Was kommt als Nächstes?
01.05.2025

UBS-Report: Unternehmer zwischen Angst vor Handelskriegen, Hoffnungen auf KI und dem Wettlauf um Nachhaltigkeit.

DWN
Finanzen
Finanzen Versteckte Risiken: Wie die Rentenversprechen zur Illusion werden
01.05.2025

Vorsorge mit Risiko: Warum viele Pensionslösungen nur scheinbar sicher sind – und wie mangelnde Transparenz zum größten Feind der...