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FBI ermittelt wegen WM-Vergabe an Katar und Russland

Das FBI untersucht offenbar auch die WM-Vergabe an Russland und Katar. Die Nachforschungen sollen über das Korruptionsverfahren gegen hochrangige Fifa-Funktionäre hinausgehen. Die Fifa hält an den Weltmeisterschaften in den beiden Ländern fest.
04.06.2015 00:25
Lesezeit: 1 min

Neben den Schweizer Behörden untersucht nun auch die US-Bundespolizei FBI einem Insider zufolge die WM-Vergabe an Russland und Katar. Die Nachforschungen gingen über das Korruptionsverfahren hinaus, in dessen Rahmen in der vergangenen Woche mehrere hochrangige Fifa-Funktionäre angeklagt worden seien, erfuhr Reuters aus US-Ermittlerkreisen.

Das FBI untersucht die WM-Vergabe an das Golfemirat spätestens seit September 2011. Aus Akten, die Reuters einsehen konnte, geht hervor, dass eine Mitarbeiterin der katarischen Bewerbungsorganisation aussagte, sie habe gesehen, wie Vertreter Katars 1,5 Millionen Dollar an drei afrikanische Mitglieder des Fifa-Exekutivkomitees gezahlt habe. Damit sollte demnach sichergestellt werden, dass sie für den Wüstenstaat stimmen. Die Frau widerrief dann ihre Aussage. Später sagte sie jedoch FBI-Vertretern, sie habe dies auf Druck des katarischen Bewerbungskomitees getan.

Nach dem Willen des Fußballverbandes sollen die Weltmeisterschaft 2018 in Russland und 2022 in Katar ausgetragen werden. Beide Länder haben jegliches Fehlverhalten zurückgewiesen.

Doch mehrere Politiker forderten bereits eine Überprüfung der Turniervergabe. Bundesjustizminister Heiko Maas: „Blatters Rücktritt kann nur der Anfang für die dringend erforderliche Aufklärung sein“. „Wenn bei den WM-Vergaben Schmiergelder geflossen sind, müssen die Entscheidungen komplett neu überdacht werden“, so Maas.

Weitere hochrangige Fußballfunktionäre halten eine Neuvergabe für möglich. „Wäre ich anstelle der Organisatoren aus Katar, würde ich heute Nacht nicht sehr gut schlafen“, sagte der englische Verbandschef Greg Dyke. Der Ex-Präsident des Deutschen Fußball-Bundes, Theo Zwanziger, erklärte im Hessischen Rundfunk: „Kann man einem Land, das halb so groß ist wie Hessen, das weltgrößte Fußballereignis anvertrauen? Nein, ich glaube, das muss nochmal aufgearbeitet werden.“

Dagegen verteidigte Katar die Entscheidung. Außenminister Chaled al-Attija sagte, sein Land habe sich den Zuschlag verdient, weil es die beste WM-Bewerbung gehabt habe. „Auf keinen Fall kann sie Katar entzogen werden.“

Besonders an der Entscheidung für Katar hat es scharfe Kritik gegeben. Das Golfemirat hat kaum eine Fußballtradition, und die Temperaturen steigen im Sommer über 40 Grad. Auch Russland geht von einer Austragung der WM 2018 aus und arbeitet weiterhin an den Vorbereitungen, heißt es aus Moskau.

Ein erster Kronzeuge hat mittlerweile Korruption bestätigt: Am Mittwochabend gab Chuck Blazer zu, dass er und weitere Mitglieder des Fifa-Exekutivkomitees Bestechungsgelder bei der Vergabe der Fußball-WM 2010 in Südafrika und 1998 in Frankreich erhalten haben.

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