Fast ein Jahr nach dem Absturz der malaysischen Passagiermaschine MH17 im Kriegsgebiet Ostukraine hat Russland eine unabhängige Untersuchung der Tragödie gefordert. Die Katastrophe müsse im Einklang mit internationalen Regeln und der Resolution 2166 des Weltsicherheitsrates «präzise und allumfassend» aufgeklärt werden, sagte Außenminister Sergej Lawrow am Freitag in Moskau. Er traf sich einer Mitteilung seiner Behörde zufolge mit seinem niederländischen Kollegen Bert Koenders.
Die Niederlande leiten die Untersuchung zu dem Abschuss der Boeing am 17. Juli 2014, weil die meisten Opfer aus dem EU-Land stammten. Bei dem Absturz der Maschine waren alle 298 Insassen ums Leben gekommen.
Das Flugzeug war von einer Rakete getroffen worden und im Kriegsgebiet Donbass abgestürzt. Die Ukraine macht die von Russland unterstützten Separatisten für den Abschuss verantwortlich. Die Aufständischen weisen dies zurück. Sie behaupten, sie hätten keine Waffen zum Abschuss von Passagiermaschinen gehabt.
Das Gespräch von Lawrow und Koenders drehte sich auch um internationale Krisen wie die Lage in der Ukraine und im Nahen Osten. Niederländischen Medien zufolge reiste Koenders überraschend nach Moskau. Es war der erste offizielle Besuch des Sozialdemokraten nach seinem Amtsantritt im Oktober vorigen Jahres. Er wollte auch über die Einreiseverbote gegen einige niederländische Politiker sprechen. Russland hat unter anderem dem höchst umstrittenen Politiker Hans van Baalen die Einreise verweigert. Van Baalen hatte vor Monaten behauptet, Beweise für die Schuld Russlands am Abschuss der MH17 zu haben - ohne allerdings jemals Beweise vorlegen zu können.
Der russische Waffenhersteller Almaz-Antey hatte erst vor wenigen Tagen in seinem Untersuchungsbericht zum MH17-Absturz angegeben, dass die Maschine nicht von Buk-Raketen der russischen Armee beschossen wurde. Vielmehr deute die Analyse daraufhin, dass die Rakete von einer ukrainischen Buk-Batterie abgefeuert wurde.