Finanzen

Krisensitzung der Regierung in Athen: Banken-Panik befürchtet

Die griechische Regierung trifft sich in Kürze zu einer Krisensitzung: Die Banken sollen für mindestens eine Woche geschlossen bleiben. Die Notfall-Kredite reichen nicht für eine Banken-Panik. Jetzt sind die Spareinlagen in Gefahr. Auch die Börse in Athen dürfte am Montag nicht öffnen.
28.06.2015 18:51
Lesezeit: 2 min

Nach dem Scheitern der Griechenland-Gespräche bleiben die Banken des Landes am Montag geschlossen. Das sagte der Chef der einheimischen Piraeus Bank, Anthimos Thomopoulos, am Sonntagabend nach einer Krisensitzung mit Regierungsvertretern. Die Banken sollen laut Kathimerini mindestens bis zum 6. Juli geschlossen bleiben, also einen Tag nach dem Referendum. In Finanzkreisen hieß es zudem, auch die Börse in Athen werde zum Wochenauftakt nicht öffnen. Bei der Zentralbank hieß es, die beschlossenen Maßnahmen sollten nach einer Sitzung des Regierungskabinetts bekannt gegeben werden.

Der griechische Finanzminister Yanis Varoufakis hatte schon zuvor der BBC gesagt, sein Land erwäge Kapitalverkehrskontrollen und auch die Banken könnten am Montag geschlossen bleiben. Man werde darüber mit den Behörden in Griechenland und der Europäischen Zentralbank (EZB) beraten. Er hatte die Aussage allerdings kurz danach wieder dementiert.

Den Finanzmärkten steht nach dem Abbruch der Verhandlungen zwischen Griechenland und seinen Geldgebern eine intensive Handelswoche bevor.

Die griechische Regierung trifft sich in wenigen Minuten zu einer Krisensitzung in Athen. Angeblich hat die Europäische Zentralbank der Regierung empfohlen, die Banken am Montag nicht wieder zu öffnen. Es droht eine veritable Bankenpanik. In diesem Falle würde die Not-Liquidität nicht ausreichen, um die Wünsche der Kunden zu befriedigen. Das berichtet der Nachrichtendienst Bloomberg, der in solchen Themen in der Regel gut informiert ist. Die EZB hatte am Nachmittag zugesagt, die ELA-Notkredite offenzuhalten, die Deckelung jedoch nicht erhöht. Allerdings behält sich die EZB vor, im Notfalle schnell zu intervenieren.

Im Falle einer Bankenschließung wären die Sparguthaben der griechischen Bankkunden in Gefahr. Man kann dafür das Beispiel von Zypern heranziehen: Hier wurden während der Krise im Jahr 2012 die Banken ebenfalls über Nacht geschlossen und blieben etwa eine Woche geschlossen. Danach kam es zu einem so genannten Bail-In.

Die zypriotische Botschaft erklärte den Deutschen Wirtschafts Nachrichten den Vorgang, der sich in vergleichbarer Weise nun in Griechenland wiederholen könnte:

Die Geschäfte der Cyprus Popular Bank (CPB) wurden in die Bank of Cyprus (BOC) überführt, nachdem Maßnahmen in Übereinstimmung mit Beschlüssen der Eurogruppe vom 25. März 2013 umgesetzt wurden. Demzufolge sind alle Vermögenswerte der CPB (mit Ausnahme von Investitionen in ausländische Tochterfirmen) sowie alle Kunden-Einlagen bis zum versicherten Betrag von 100.000€ (oder dem Äquivalent in ausländischer Währung) an die BOC übertragen worden. Darüber hinaus wurde die BOC durch vollumfängliche Beiträge ihrer Anteilseigner und 47,5% der Spareinlagen über 100.000€ rekapitalisiert.

 Spareinlagen bis zum versicherten Wert von 100.000€ waren von den Maßnahmen in der CPB und BOC überhaupt nicht betroffen. Es wird geschätzt, dass nur 4% der Bankkunden über nicht-versicherte Spareinlagen über 100.000€ verfügten und die dadurch von den Maßnahmen betroffen waren.

Sparguthaben bis 100.000 Euro sind demnach geschützt. Dies ist auch durch die europäische Banken Union mittlerweile gewährleistet. Demnach könnten auf die Euro-Retter verschiedenen Berechnungen zufolge noch einmal etwa 40 Milliarden Euro zukommen, wenn nämlich die griechischen Banken nicht in der Lage sein sollten, die Einlagensicherung vollständig selbst zu bezahlen. Tatsächlich gehen Beobachter davon aus, dass Griechenland allein die Spareinlagen der Kleinsparer nicht sichern kann.

Die europäische Einlagensicherung sieht vor, dass die Sparguthaben innerhalb von 20 Tagen ausbezahlt werden müssen. Es gibt gewisse rechtliche Unsicherheiten, ob die Einlagensicherung wirklich schon greift. Allgemein wird jedoch erwartet, dass die Euro-Zone die griechischen Kleinsparer keinesfalls hängenlassen kann. Wenn die Kleinsparer nämlich ihre Sparguthaben verlieren, würde das Vertrauen in das gesamte europäische Banken-System erschüttert.

Im Fall Zypern wurden alle Kleinsparer gerettet. Nur etwa vier Prozent der Gläubiger waren nach Angaben der zypriotischen Zentralbank von dem Bail-In betroffen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie Start-up ATMOS Space Cargo setzt neue Maßstäbe: Deutsche Logistik erobert den Weltraum
11.07.2025

Fracht ins Weltall zu bringen, ist eine Herausforderung. Eine noch größere ist es, sie wieder unversehrt zur Erde zurückzubringen....

DWN
Finanzen
Finanzen JP Morgan-CEO Jamie Dimon rechnet mit Europa ab: „Europa verliert“
11.07.2025

Jamie Dimon, CEO von JP Morgan und einer der mächtigsten Akteure der US-Wirtschaft, warnt europäische Politiker: Der Kontinent droht...

DWN
Immobilien
Immobilien Mietpreisbremse bleibt bestehen: Bundesjustizministerin Hubig kündigt Bußgeldregelung an
11.07.2025

Die Mietpreisbremse wird verlängert – doch ist das genug, um Mieter wirklich zu schützen? Während die Politik nachjustiert, plant das...

DWN
Politik
Politik Trump: Wir schicken Waffen, die NATO zahlt
11.07.2025

Erst Stopp, dann Freigabe: Trump entscheidet über Waffen für Kiew – und kündigt neue Schritte gegen Russland an. Bezahlen will er das...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Shitstorm im Joballtag: Hate Speech am Arbeitsplatz explodiert – was Unternehmen jetzt tun müssen
11.07.2025

Hassrede hat den Mittelstand erreicht – von Social Media bis ins Kundengespräch. Wo endet Meinungsfreiheit, wo beginnt...

DWN
Politik
Politik Milliardenschwere Steuerentlastungen für Unternehmen: Bundesrat macht Weg frei für Wachstumspaket
11.07.2025

Deutschland steht wirtschaftlich unter Druck. Das Wachstumspaket der Bundesregierung soll neue Investitionen anregen und Unternehmen...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis aktuell im Plus: Zwischen Zollstreit, Zinspolitik und charttechnischer Entscheidung
11.07.2025

Der Goldpreis schwankt – zwischen geopolitischer Unsicherheit, robuster US-Wirtschaft und charttechnischen Signalen. Anleger fragen sich:...

DWN
Politik
Politik Generälin über Krieg mit Russland: Ist Lettland die Schwachstelle der NATO?
11.07.2025

NATO-Generälin Jette Albinus rechnet mit russischem Angriff auf Lettland. Der Einsatz wäre kein Afghanistanszenario – sondern ein Kampf...