Türkische Kampfflugzeuge und militärische Hubschrauber sollen nach Angaben des griechischen Militärs in den vergangenen Wochen den griechischen Luftraum mehrmals verletzt haben. Am 15. Juli sollen sechs türkische Kämpfer insgesamt 20 Mal in den griechischen Luftraum eingedrungen sein. „Der Hauptgrund für diesen Konflikt beruht auf Souveränitäts-Bedenken bezüglich der Ägäis-Region“, zitiert Politico den Professor von der TOBB-Universität in Ankara, Mustafa Kutlay.
Eine klare Abgrenzung der Hoheitsgewässer und des Luftraums ist bisher nicht erfolgt. Zudem bestehen beidseitige territoriale Ansprüche auf eine Reihe von Inseln. Griechenland beansprucht in der Ägäis die gesamte Zwölf-Meilen-Zone. Die Türkei besteht auf der bisherigen Sechs-Meilen-Zone. Im Luftraum beanspruchen die Griechen wiederum eine Zehn-Meilen-Zone. Doch auch hier bestehen die Türken auf einer Sechs-Meilen-Zonenregelung.
„Die Türken versuchen, ihre Souveränität über umstrittene Inseln durchsetzen und bringen damit Griechenland an den Verhandlungstisch (…) Was besorgniserregend ist, sind die Tiefflüge der Hubschrauber über den Inseln“, so Thanos Dokos, Generaldirektor der Griechischen Stiftung für Europäische und Außenpolitik.
Die meisten der Vorfälle finden in der Vier-Meilen-Zone vor der türkischen Küste statt, die Griechenland als sein Hoheitsgebiet beansprucht. Direkt vor der türkischen Küste befinden sich auch 16 Inseln, die ebenfalls von Athen beansprucht werden. Der griechische Wissenschaftler von der Hochschule Thessalien, Christos Kollias, sagt, dass im vergangenen Jahr türkische Flugzeuge und Hubschrauber den griechischen Luftraum insgesamt 2.224 Mal verletzt hätten. Im Mai 2015 sollen 361 Luftraumverletzungen vorgelegen haben.
Die türkische Luftwaffe betreibt derzeit die Modernisierung seiner Flotte von mehr als 270 Kampfjets des Typs F-16 und hat 119 F-35-Jets mit Option auf weiterne 30 und fünf Chinook-Hubschrauber bestellt. Die Kampfflotte soll am Ende des Modernisierungsprogramm im Jahr 2023 um insgesamt 100 F-35-Jets anwachsen. „Die Türkei befindet sich in einer volatilen Region, die sich sowohl auf die Taktik als auch auf die Doktrin des Landes auswirkt. Der Schwerpunkt liegt bei der Luftwaffe, der sich aus dem Disput mit Griechenland über Souveränitätsansprüche in der Ägäis ableiten lässt“, berichtet IHS Jane.
Trotz allem haben beide Länder in den vergangenen Jahren versucht, ihre wirtschaftlichen Beziehungen zu stärken. Der türkische Premier Ahmet Davutoğlu hat der Regierung in Athen sogar angeboten, ihr bei der Lösung der Finanzkrise zu helfen.