Technologie

Monsanto verdoppelt mit Daten-Überwachung die Getreide-Ernte

Monsanto kauft Software-Unternehmen auf, die mit Daten-Analysen zu Wetter und Böden die Ernte-Erträge der Landwirte verdoppeln sollen. Kritiker warnen davor, die umfassenden Datensammlungen in die Hände des Saatgut-Monopolisten zu geben.
13.08.2015 11:27
Lesezeit: 2 min

Bis zum Jahr 2100 soll die Erde von mehr als 11 Milliarden Menschen bevölkert werden. Um mit weniger Platz mehr Nahrung produzieren zu können, müssen die vorhandenen Flächen und Verfahren stetig optimiert werden, um die Effizienz und damit den Ertrag der Felder steigern zu können.

In nahezu jedem Lebensbereich hat inzwischen die moderne Technik und elektronische Datenverarbeitung Einzug gehalten. Selbstverständlich macht diese Entwicklung auch vor der Landwirtschaft nicht halt. Moderne Traktoren sind mit GPS und Bordcomputer ausgestattet, damit Landwirte ihre Felder effektiver bewirtschaften können. Wie Techrepublic.com berichtet, soll die moderne Technik dabei helfen, bis zum Jahr 2050 neun Milliarden Menschen mit Landwirtschaft ernähren zu können.

Studien und Umfragen haben ergeben, dass Bauern durch Technik bereits heute ihre Ausgaben für Saatgut und Düngemittel um 15 Prozent senken konnten. Gleichzeitig konnte der Wasserverbrauch teilweise halbiert und die Ernte um 16 Prozent gesteigert werden. Forscher sind sich jedoch sicher, dass Bauern ihre Erträge mit dem konsequenten Einsatz moderner Technik noch einmal verdoppeln könnten.

Experten erwarten eine Art grüne Revolution. So eine Revolution gab es schon einmal in der Mitte des 20. Jahrhunderts. In einer Studie dazu stellte man fest, dass die Bevölkerung in den Entwicklungsländern nach den Neuerungen und Fortschritten bis zu 25 Prozent mehr Kalorien essen konnte. Viele Hungersnöte würden damit gelindert werden. Damals betrafen die Änderungen Bewässerungssysteme, die Qualität der Saatguts und den Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden.

Heute soll das massenhafte Sammeln und Auswerten von Daten die Ertragssteigerung herbeiführen. Damals wie heute ist der Konzern Monsanto treibende Kraft der Entwicklung. Das Unternehmen entwickelt und verkauft Produkte für die Landwirtschaft und muss sich dabei auch häufig Kritik gefallen lassen. So wird beispielsweise der Vertrieb von Genmais und glyphosathaltigen Herbiziden immer wieder kritisiert.

Nun also will Monsanto die nächste Ära in der Landwirtschaft einläuten. So hat sich das US-Unternehmen erst kürzlich „Precision Planting“ gesichert. Ein Unternehmen, das Hard- und Software vertreibt, die Landwirten bei der effektiveren Bewirtschaftung ihrer Felder helfen sollen. Nur kurze Zeit später, im Oktober 2013, sicherte Monsanto zudem noch „Climate Corporation“. Für den Wetteranalysedienst zahlte man fast eine Milliarde Dollar. Kurz nach der Übernahme kaufte sich die Climate Corporation einen Dienstleister, der Böden auf Inhaltsstoffe und ihre Fruchtbarkeit analysiert.

Für die wenigsten Landwirte spielte der Einsatz von GPS-Systemen und moderner Software vor einigen Jahren eine Rolle. Inzwischen haben die meisten erkannt, dass sie durch die Technik Geld einsparen und ihre Ernte maximieren können. Landwirt ist inzwischen ein hoch technischer Beruf, vorbei die Zeiten von Landromantik und Idylle.

Um Skeptiker zu überzeugen hilft die Statistik. Zwischen 1990 und 2010 sank die Gesamtgröße der landwirtschaftlich genutzten Fläche in den USA um etwa 25.000 Quadratkilometer. Ein Rückgang der Ernteerträge war im Gegensatz dazu nicht zu verzeichnen. Die Software der Climate Corporation soll Bauern dabei helfen, ihren Ertrag pro Hektar um 100 US-Dollar zu steigern. Kein Wunder, dass mehr und mehr Landwirte ihre Farm genaustens von Firmen analysieren lassen, um Tipps und Hinweise für eine bessere Ernte zu erhalten.

Die größte Furcht für viele ist, dass die Daten in die falschen Hände geraten. Monsanto als Händler von Saatgut und Dünger könnte gezielter die Preise steuern und die Konkurrenz könnte genaueste Informationen erhalten, die einen Betrieb wirtschaftlich in den Abgrund führen können.

Zwar gibt es bereits zahlreiche Anbieter in der Branche, der Haken ist meistens jedoch, dass jedes Unternehmen sein eigenes Süppchen kochen möchte. Jeder will sich von seinen Wettbewerbern abgrenzen und ein exklusives Produkt zur Verfügung stellen. Die wenigsten Produkte sind untereinander kompatibel. Eine Nische, die Monsanto nun besetzen möchte, indem man ein Produkt  bietet, das alles Notwendige vereint.

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