Nach dem gestrigen dramatischen 6,2 Prozent-Einbruch stürzte der Shanghai Composite Index auch am Mittwoch im frühen Handel zunächst um rund 5 Prozent. Mit einem Zwei-Tages-Verlust von 11 Prozent war er damit nur noch 51,2 Punkte weg von dem Tiefststand am 8. Juli. Damals steuerte China mit dem größte ad-hoc-Markt-Rettungspaket in der Geschichte der Kapitalmärkte gegen. Ähnlich handelten die Behörden auch diesmal: Praktisch den gesamten Nachmittag lang waren die chinesischen Marktaufseher damit beschäftigt, fallende Aktien aufzukaufen. Am Ende brachte die Massnahme einen 1,2-Prozentigen Gewinn im Shanghai Composite Schlusskurs. Der Component Index und ChiNext schlossen ebenfalls im Plus bei 2,2 und 2,7 Prozent.
An Chinas Börsen werde es auch in den kommenden Wochen unruhig „mit großen Schwankungen“ zugehen, sagte der Shanghaier Analyst Ye Tan der Deutschen Presse-Agentur.
„Es ist gut möglich, dass die Kurse noch tiefer fallen“, vermutet der Pekinger Wirtschaftsprofessor Hu Xingdou der dpa. „Das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Entwicklung der Wirtschaft ist weg.“ Hu führte den Kurssturz vom Vortag vor allem auf schlechte Konjunkturdaten zurück. „Es gab große Einbrüche bei Exporten und Importen und auch andere Indikatoren haben unter den Erwartungen gelegen“.
Die Abwertung des chinesischen Yuan in der vergangenen Woche und auch die Explosionen in der Hafenstadt Tianjin sieht Hu Xingdou dagegen nicht als Ursache für die jüngsten Börsenturbulenzen. Xu rechnet damit, dass sich der Index in Shanghai langfristig bei der Marke von 3000 Punkten einpendeln wird. Der Schlusskurs am Mittwoch lag bei 3794 Punkten. Der Component Index in Shenzhen schloss mit 12 960 Punkten.
Seit zwei Monaten erleben Chinas Aktienmärkte eine extreme Berg- und Talfahrt: Getrieben von Privatanlegern, die Aktien auf Pump kauften, war der Leitindex in Shanghai binnen eines Jahres um mehr als 150 Prozent gestiegen. Mitte Juni folgte dann ein starker Einbruch. Innerhalb von drei Wochen verlor der Index ein Drittel seines Wertes. Bis Montag hatte sich der Aktienmarkt nach Berechnungen der Finanz-Nachrichtenagentur Bloomberg dank massiver Hilfen der Regierung um 14 Prozent von seinem Tief vom 8. Juli erholt.