Politik

Vater des ertrunkenen Jungen von Bodrum soll Menschen-Schmuggler gewesen sein

Der Vater des ertrunkenen Jungen, dessen Foto um die Welt ging, soll kein Flüchtling, sondern ein Menschenschmuggler gewesen sein. Er soll am Steuer des Boots gewesen sein und das Boot viel zu schnell gefahren haben. Der Mann bestreitet die Aussagen der Passagiere.
13.09.2015 01:53
Lesezeit: 1 min

Viele Medien haben ein Foto eines toten Jungen am Strand von Bodrum zum Symbol-Bild der Flüchtlings-Tragödie gewählt.

Nun meldet die Nachrichtenagentur Reuters in ihrem englischsprachigen Dienst, dass die Angaben des Mannes, Abdullah al-Kurdi, der sich als Vater des Kindes ausgegeben hat, möglicherweise unzutreffend sind. Mehrere Passagiere des Schiffes sagten Reuters, dass der Mann einer der Schlepper gewesen sei. Er sei der Fahrer des Schiffes gewesen und habe das Boot vom Anfang an bis zum Sinken gesteuert. Der Mann habe mehrere Passagiere gebeten, seine Rolle auf dem Boot nicht preiszugeben. Einer der Passagiere, Ahmed Hadi Jawwad, der bei dem Unglück zwei Kinder verloren hatte, sagte, möglicherweise habe der Mann Angst gehabt. Der Mann soll auch einen Kontaktmann der Schmuggler-Organisation genannt haben, mit dem zusammenarbeite. Ein Schmuggler soll den Passagieren gesagt haben, dass auch die eigene Familie des Fahrers an Bord sei, weshalb die Reise sicher sei.

Reuters schreibt, al-Kurdi habe gesagt, er habe das Boot nicht gesteuert – allerdings habe er daran gedacht, das Boot zu steuern, habe es dann aber nicht getan.

Der australische Daily Telegraph berichtet von anderen Flüchtlingen, die ebenfalls auf dem Boot gewesen sind. Sie sagten der Zeitung, dass der Mann das Boot viel zu schnell gefahren sei. Auch sie bestätigen, dass Kurdi am Steuer gewesen sein sollen und fordern, dass er bestraft werden müsse. al-Kurdi soll mit einem türkischen Schmuggler zusammengearbeitet haben und auch die Fahrpreise mit ihm geteilt haben.

al-Kurdi selbst ist nach Kobane zurückgekehrt. Von dort sagte er dem Wall Street Journal, dass die Anschuldigungen „Lügen“ seien; warum hätte er seine eigene Familie auf das Boot mitnehmen sollen, wenn er ein Schmuggler sei. Er habe dieselbe Summe gezahlt wie alle anderen. Der australische Sender Sky News und der Telegraph schreiben, al-Kurdi habe gesagt, er habe das Steuer erst übernommen, als der Kapitän über Bord gesprungen sei und sich das Schiff bereits in Seenot befunden habe.

Anmerkung der Redaktion:

Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten haben das Foto nicht gebracht, weil die Hintergründe des Fotos völlig unklar sind; wir haben keine unabhängigen Informationen, ob der Mann wirklich der Vater des Kindes gewesen ist; außerdem ist die Redaktion der Auffassung, dass im Zeitalter des Internet der Schutz der Persönlichkeit besonders hoch gehalten werden muss; das Foto hatte keine zusätzlichen Informationen über die Flüchtlings-Tragödie oder den Krieg gebracht, der zum Tod des Kindes geführt hat. Die Richtlinien des Pressekodex des Deutschen Presserats erscheinen uns in dieser Hinsicht eindeutig zu sein.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Nordkoreas Kronprinzessin: Kim Ju-Ae rückt ins Zentrum der Macht
18.07.2025

Kim Jong-Un präsentiert die Zukunft Nordkoreas – und sie trägt Handtasche. Seine Tochter Kim Ju-Ae tritt als neue Machtfigur auf. Was...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Birkenstock: Von der Orthopädie-Sandale zur globalen Luxusmarke
18.07.2025

Birkenstock hat sich vom Hersteller orthopädischer Sandalen zum weltweit gefragten Lifestyle-Unternehmen gewandelt. Basis dieses Wandels...

DWN
Politik
Politik 18. Sanktionspaket verabschiedet: EU verschärft Sanktionsdruck mit neuen Preisobergrenzen für russisches Öl
18.07.2025

Die EU verschärft ihren wirtschaftlichen Druck auf Russland: Mit einem neuen Sanktionspaket und einer Preisobergrenze für Öl trifft...

DWN
Politik
Politik China investiert Milliarden – Trump isoliert die USA
18.07.2025

China bricht alle Investitionsrekorde – und gewinnt Freunde in aller Welt. Trump setzt derweil auf Isolation durch Zölle. Wer dominiert...

DWN
Finanzen
Finanzen Energie wird unbezahlbar: Hohe Strom- und Gaskosten überfordern deutsche Haushalte
18.07.2025

Trotz sinkender Großhandelspreise für Energie bleiben die Kosten für Menschen in Deutschland hoch: Strom, Gas und Benzin reißen tiefe...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzen: Deutsche haben Angst um finanzielle Zukunft - Leben in Deutschland immer teurer
18.07.2025

Die Sorgen um die eigenen Finanzen sind einer Umfrage zufolge im europäischen Vergleich in Deutschland besonders hoch: Acht von zehn...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kursgewinne oder Verluste: Anleger hoffen auf drei entscheidende Auslöser für Börsenrally
18.07.2025

Zölle, Zinsen, Gewinne: Neue Daten zeigen, welche drei Faktoren jetzt über Kursgewinne oder Verluste entscheiden. Und warum viele...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wenn Kunden nicht zahlen: So sichern Sie Ihre Liquidität
18.07.2025

Alarmierende Zahlen: Offene Forderungen in Deutschland sprengen die 50-Milliarden-Euro-Marke. Entdecken Sie die Strategien, mit denen Sie...