Technologie

Monsanto entwickelt tödliches Gen-Spray

Lesezeit: 2 min
01.10.2015 15:05
Monsanto hat ein neues Insektengift entwickelt, das Schädlinge mittels Gen-Veränderung tötet. Das Spray enthält einen Stoff, der in jeder DNA enthalten ist und lebenswichtige Gene bestimmter Insekten zeitweise abschaltet. Die Genwaffe soll jene Insekten töten, die gegen chemische Pestizide bereits resistent sind.
Monsanto entwickelt tödliches Gen-Spray

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Der Agro-Chemikonzern Monsanto hat ein neues Insektengift entwickelt, das die Gene von Schädlinge stilllegen und sie so töten kann. Das Spray enthält den Stoff RNA, der lebenswichtige Gene bestimmter Insekten zeitweise abschaltet, wodurch diese verenden. Durch die neue Genwaffe sollen vor allem Insekten getroffen werden, die gegen herkömmliches Insektengift bereits resistent sind, berichtet das Technologie-Magazin Technology Review.

Das Spray enthält künstliche RNA, also Ribonucleinsäure. Aus diesem Material besteht auch die DNA aller Lebewesen, die Erbinformationen enthält. Sprüht man nun bestimmte künstliche RNA auf bestimmte Lebewesen, so kommt es zu einer Interferenz oder Störung – die Gene der DNA werden durch die Wechselwirkung mit der RNA vorübergehend stillgelegt.

Dieser Effekt wird in der Medizinforschung dafür eingesetzt, um bestimmte „schlechte Gene“ etwa mit Erbkrankheiten auszuschalten. Monsanto hat den Effekt nun von einem heilenden in einen tödlichen Effekt gedreht, indem sie mittels RNA nicht krankmachende, sondern lebenswichtige Gene ausschaltet. Die so behandelten Insekten sterben „zu 99 Prozent“, so eine Wissenschaftlerin von Monsanto gegenüber TR.

Für Monsanto liegt der Vorteil der Methode gegenüber bisherigen genmanipulierten Pflanzen darin, dass eine Gen-Veränderung nicht mehr in das Erbgut der  Pflanze hineingezüchtet werden muss, sondern einfach aufgesprayt werden kann. Zudem ist die Ausschaltung vorübergehend – lange genug um das Insekt zu töten, aber für den Menschen ungefährlich. Zudem könnte eine RNA so spezifisch gewählt werden, das nur ganz bestimmte Schädlinge davon sterben würden – eine für Kartoffelkäfer tödliche RNA sei also etwa für Marienkäfer ungefährlich.

Monsanto investiert Millionen in die Entwicklung der neuen Schädlingsbekämpfungsmethode, weil die Insekten gegen herkömmliche Pflanzengifte längst Resistenzen gebildet haben und die bisherige Züchtung von genmanipulierten Pflanzen langwierig und teuer ist  – und zudem wenig gesellschaftlich akzeptiert. Öffentlicher Widerstand, gesetzliche Vorschriften und das langsame Tempo der Pflanzenzüchtung führen dazu, dass es derzeit im Schnitt mehr als 100 Millionen Dollar kostet und etwa 13 Jahren dauert, bis eine neue genveränderte Pflanzen auf den Markt kommt.

Dagegen ist die Bekämpfung eines Pflanzenvirus mittels RNA ungleich einfacher, so James Carrington, ein Wissenschaftler und Berater von Monsanto: „Wenn Sie die Kontrolle mit einem Spray gewinnen, können Sie ein Produkt vorstellen, das sich sehr schnell anpassen kann, sich schneller testen und auf den Markt bringen lässt. Man kann so auf neue Probleme reagieren, noch während sie entstehen.“

Eine schnelle Anpassung könnte auch nötig werden: Die RNA-Interferenz ist zuvor bereits als natürliche Selbstschutz-Mechanismus bei Pflanzen beobachtet worden, die sich so gegen Fress-Feinde und Viren wehren. Allerdings sind auch bereits Viren bekannt, die Mechanismen entwickelt haben, um die natürlichen RNA-Interferenz von Pflanzen zu umgehen - also resistent dagegen sind. Dennoch sei eine eine Resistenz-Entwicklung von Schädlingen bei der Bekämpfung durch RNA-Interferenzen weitaus schwieriger als bei chemischen Giften, so Monsanto.

 


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik Tourismus-Branche: „In Hotellerie und Gastgewerbe ist noch nichts wieder in Ordnung“
26.04.2024

Die deutsche Tourismus-Branche, also Hotellerie und Gastronomie, firmiert neuerdings unter dem neuen Sammelbegriff „Gastwelt“ - auch um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bürokratieabbau: Ministerin fordert mehr Widerstandsfähigkeit und Effizienz
26.04.2024

Rheinland-Pfalz ist ein mittelständisch geprägtes Land. Gerade kleinere Betriebe hadern mit zu viel bürokratischem Aufwand.

DWN
Politik
Politik Hybride Bedrohungen: Drohnen-Flüge und psychologische Kriegsführung
26.04.2024

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eindringlich vor hybriden Bedrohungen in Deutschland gewarnt. Gegen den Einsatz von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Immobilien
Immobilien Commerzbank-Studie: Immobilienpreise könnten weiter fallen
26.04.2024

Deutsche Wohnimmobilien verlieren weiter an Wert. Die Commerzbank sieht ein Abwärtspotenzial von 5 bis 10 Prozent, abhängig von...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tarifrunde der Chemieindustrie: Gewerkschaft fordert mehr Lohn
26.04.2024

Im Tarifstreit in Ostdeutschlands Chemieindustrie fordert die Gewerkschaft IG BCE eine Lohnerhöhung von 7 Prozent. Arbeitgeber warnen vor...