In naher Zukunft werden ca. 7,5 Milliarden Menschen auf der Erde leben. In weniger als 40 Jahren wird die Erde vermutlich mit 9 Milliarden Menschen bevölkert sein. Gleichzeitig ist damit zu rechnen, dass der Klimawandel mehr als ein Viertel der Getreidefelder verschwinden lässt. Innovative Forschung muss dafür sorgen, dass erfolgreiche Konstruktionen gefunden werden Nahrung erzeugen.
Architekten in Spanien haben eine dreistöckige schwimmende Farm entwickelt, die helfen soll, fast 10 Tonnen Nahrung jährlich zu erzeugen, ohne dass zusätzliche Landflächen oder frisches Wasser dazu nötig wären. So soll die Ernährung der rapide wachsenden Weltbevölkerung gewährleistet werden. Das Konzept heißt Smart Floating Farms (SFF). Die Farm steht komplett auf Schwimmkörpern, berichtet ecowatch.com.
Das Konzept ist ideal für große Städte und dicht bevölkerte Gegenden, die Zugang zum Meer haben. Dazu zählen unter anderem Los Angeles, Tokio, Mumbai, Kairo, Shanghai, Bangkok, Sydney, Seoul und Karachi. „SFF kann neue Möglichkeiten eröffnen und die Lebensqualität von Menschen wie auch die Umweltfaktoren verbessern“, sagt Projektleiter Javier Ponce. Sciencealert erklärt, die Farm wird per Solarenergie betrieben und soll großangelegte Gebiete mit Hydrokultur-Pflanzen enthalten. Das Wasser dafür wird entsalzt. Im untersten Stockwerk gibt es eine Fischfarm.
Das ganze System erhält sich selbst aufrecht und stellt natürliche Produkte her. Die Farm ist bis jetzt noch Theorie und es gibt keinen Prototyp dafür. Insofern kann zwar nicht genau gesagt werden, wie sie in der Praxis funktionieren würde, doch der Entwurf basiert auf bereits vorhandener Technologie.
„Die Farm ist keine Science fiction. Sie ist eine seriöse, durchführbare Lösung“, sagen die SFF-Konstrukteure von Forward Thinking Architecture. „Sie ist auch nicht so gedacht, dass die gesamte Hungerproblematik der Welt gelöst wird oder etwa, dass man auf die traditionellen landwirtschaftlichen Methoden sogar verzichten könnte. Vielmehr soll diese Initiative bereits bestehende erfolgreiche Methoden ergänzen und die Risiken senken, die in verschiedenen Gebieten auf der Welt mit Nahrungsproduktion verbunden sind.“
Es wäre übrigens nicht die erste schwimmende Farm. Japanische und indische Ingenieure sind ebenfalls dabei solarbetriebene Exemplare zu bauen. Bei der SFF- Konzeption ist das eigene Mini-Öko-System die eigentliche Neuheit. Es sieht im ersten Stockwerk Sonnenkollektoren für die Energieversorgung vor und plant auch den Einfall von Tageslicht in die darunter liegenden Etagen.
Im zweiten Stockwerk gedeihen verschiedene Gemüse- und Getreidesorten in Hydrokultur. Mit deren Abfallprodukten werden die Fische gefüttert, die im untersten Stockwerk untergebracht sind. Deren Abfallprodukte wiederum werden als Dünger für die Nutzpflanzen eingesetzt.
So entsteht ein sich selbst versorgendes System. Geplant ist, auf diesem Weg 1,7 Tonnen Fisch und 8,1 Tonnen Früchte und Gemüse zu erzeugen. Insgesamt soll die Farm eine Grundfläche von 200 mal 350 Metern einnehmen. Das ist für ein Meeresgebiet eine kleine Fläche – im Gegensatz zu einer Landfläche in dicht besiedelten Gebieten.
Die Farm arbeitet außerdem mit Windturbinen, damit möglichst viel natürliche Energie verwendet wird. Weiterhin soll es eine Entsalzungsstation und einen Schlachthof für Fischprodukte geben. Eine Versandabteilung sorgt dafür, dass die Waren auf direktem Weg an Händler und Konsumenten gesandt werden. Damit sollen lange Lieferwege und deren unökologische Begleiterscheinungen vermieden werden.
Die Farm funktioniert fast vollständig automatisch. Sie nutzt intelligente Sensoren. Damit wird beispielsweise der gesamte Bewässerungsprozess für die Pflanzen gesteuert. Außerdem manövriert sie sich damit von selbst jeden Tag in die optimale Position auf dem Meer.
Allerdings ist bei der Umsetzung der Idee auch mit einigen Hürden zu rechnen. Die größte ist der stürmische Charakter des Ozeans. Gegenwärtig wird daran gearbeitet, die Generatoren vor Stürmen und Brandungsströmungen zu schützen. Es ist schwierig, sichere Verankerungspunkte zu finden. Mit Hilfe der Generatoren wird auch aus Wellenenergie Strom erzeugt.
Vieles muss zusammenspielen – insbesondere das Entsalzen des Wasser. Diese Technik ist in der Regel sehr ineffizient und ist mit hohen Energiekosten verbunden. Dennoch sollte die schwimmende Farm davon ausgiebig produzieren. Mit der Kombination aus Solar-, Wind-, und Wellenenergie gibt es auf jeden Fall eine Menge an natürlichen Energiequellen, die angezapft werden können.
Bei der Vielzahl von Häfen und Seen weltweit, kann diese Farm tatsächlich Wirklichkeit werden. Selbst wenn sie ein Fantasiegebilde bleiben würde, so hat sie doch die Auseinandersetzung mit der Frage der Nahrungserzeugung vorangetrieben. Es müssen Wege gefunden werden, Ernährungsgrundlagen für die kommenden Generationen zu schaffen, und zwar möglichst in unbesiedelten Gebieten.