Bei einem Doppelanschlag in Ankara sind am Samstag 30 Menschen getötet worden. Augenzeugen berichteten von zwei Explosionen in kurzer Folge vor dem Hauptbahnhof der türkischen Hauptstadt, als sich Hunderte Menschen dort zu einer Friedenskundgebung versammelten. Die Regierung stufte den Angriff als Terrorakt ein. Zwei Insider sagten der Nachrichtenagentur Reuters, die Behörden gingen Berichten über einen Selbstmordanschlag nach. Die Demonstranten forderten ein Ende des Konflikts zwischen türkischem Militär und Kurden im Südosten des Landes. Die türkische Regierung lässt zudem Stellungen der Extremisten-Miliz Islamischer Staat (IS) in Syrien bombardieren.
Das Innenministerium berichtete gegen Mittag von 30 Toten und 126 Verletzten. Ein Reuters-Reporter sah am Anschlagsort mindestens 20 Leichen, die mit Transparenten und Fahnen abgedeckt waren. Darunter waren Banner der oppositionellen pro-kurdischen Demokratischen Volkspartei (HDP). Die Toten lagen in zwei etwa 20 Meter voreinander entfernten Kreisen - dort, wo die Sprengsätze explodiert waren. Einige Teilnehmer des Friedensmarsches versorgten Verletzte, während Hunderte Menschen offenbar unter Schock durch die Straßen liefen. Das Büro von Ministerpräsident Ahmet Davutoglu kündigte eine Krisensitzung der Regierung an.
Der Anschlag fand drei Wochen vor der Parlamentswahl statt zu einer Zeit, in der die türkischen Sicherheitskräfte gegen Kurden- und Islamisten-Gruppen vorgeht. Seit Juli bombardiert das Militär Stellungen der Kurdischen Arbeiterpartei PKK, die die Regierung für Anschläge verantwortlich macht. Die Separatistengruppe wird von der Europäischen Union und den USA als Terrororganisation eingestuft. Gleichzeitig beteiligt sich die Türkei an den Luftangriffen gegen den IS in Syrien.