Der IWF warnt davor, dass die „gefährliche Überschuldung“ zu einer „Welle von Zahlungsausfällen“ auf dem gesamten Globus führen könnte. Die Verantwortung für diesen Kurs tragen die Regierungen und Notenbanken.
Im vergangenen Jahrzehnt haben sich die Schwellenländer mit über drei Billionen Dollar verschuldet, was einer Vervierfachung der Verschuldung des privaten Sektors zwischen 2004 und 2014 entspricht, berichtet der IWF in seinem Global Financial Stability Report.
Tatsächlich gibt es derzeit eine bisher nie dagewesene Schuldenblase, die das weltweite Finanzsystem bedroht. Vor einer derartigen Blase hatten auch die Bank of England, die BIZ, aber auch die UN gewarnt, berichtet der Guardian. Die UN fordert von den Industrieländern eine drastische Erhöhung ihrer öffentlichen Ausgaben, um den Abschwung in den Schwellenländern auszubalancieren. Die BIZ hingegen ist der Ansicht, dass die Zinsen zu lange zu niedrig gewesen sind. Dies habe die Risikofreudigkeit auf den Finanzmärkten regelrecht beflügelt.
Der IWF deutet auf die Risiken hin, die die Finanzstabilität in den Schwellenländern ins Wanken bringen. „Die Anfälligkeit in den Emerging Markets bleibt hoch“, erklärte der IWF. Während sich die Lage in den Industrieländern in den vergangenen sechs Monaten auch dank einer anziehenden Konjunktur stabilisiert habe, verlagerten sich die Risiken zunehmend in die Schwellenländer. Doch es gibt ohnehin das Problem einer grundsätzlichen Produktionslücke.
Citigroup-Ökonom Willem Buiter rechnet deshalb mit einer weltweiten Rezession. „Wir denken, dass es eine globale Produktionslücke gibt und dass die Weltwirtschaft derzeit mit einer Rate unter ihrem globalen Potenzialwachstum wächst. Deshalb wird die Produktionslücke immer größer. Sie lag in der Nähe des Nullbereichs und wir erwarten weiterhin unterdurchschnittliche Werte“, zitiert CNBC Buiter.
Dem entgegnet der Leiter der Kapitalmarkt-Analyseabteilung des IWF, José Viñals: „Unser Negativ-Szenario geht nicht von einer globalen Krise, sondern von erheblichen Rückgängen der BIPs aus.“ Der IWF-Ökonom nimmt an dieser Stelle eine Trennung zwischen den einzelnen BIPs und des globalen Markts vor, doch ein weit verbreiteter Rückgang bei den BIPs würde zwangsläufig auch die Weltwirtschaft beeinflussen. Besonders China, Indien, Brasilien und Russland sind nach Ansicht von Viñals gefährdet. Zudem habe eine starke Kreditnachfrage die Schwellenländer verwundbarer gemacht für die zu erwartenden Zinserhöhungen in den Industriestaaten gemacht.
Eine Leitzinserhöhung durch die Fed würde die Investoren dazu bringen, Kapital aus den Schwellenländern abzuziehen. Der IWF ruft Politik und Finanzwelt dazu auf, die Normalisierung des finanz- und geldpolitischen Umfelds mit Maßnahmen zu flankieren. Eine verfrühte Leitzinserhöhung lehnt IWF-Chefin Christine Lagarde ab. Höhere Leitzinsen würden nicht nur den Haushalt der USA, sondern auch die öffentlichen Haushalte der Schwellenländer massiv belasten. Die Schwellenländer könnten dann aufgrund der weiteren Dollar-Aufwertung und des Ölpreis-Verfalls ihre Schulden, die wiederum meistens in Dollar notiert sind, nicht begleichen.
So müsse die Fed für eine klare Kommunikation sorgen, damit die Finanzmärkte steigende Zinsen gut verdauen könnten, so der IWF. Im Euro-Raum müsse die private Verschuldung ebenso angegangen werden wie faule Kredite von Banken. Die Fed könne somit nach Ansicht der IWF-Ökonomen die Gesundung der Finanzindustrie und der Unternehmen stärken und Investitionen ankurbeln. Zudem sollte sich China weiter auf marktorientierte Reformen verpflichten. „Die Marktliquidität, die derzeit nicht niedrig ist, ist nicht so robust, wie wir es uns gewünscht haben“, zitiert die Financial Times Viñals. Zuvor hatte der IWF seine alte Prognose für das globale Wirtschaftswachstum gesenkt.