Politik

Deutschland kooperiert mit Russland für Lösung in Syrien-Krieg

Lesezeit: 2 min
19.10.2015 14:35
Bundesaußenminister Steinmeier hat mit seinem russischen Kollegen Lawrow über die Lage in Syrien konferiert. Steinmeier hat in Saudi-Arabien wenig Kooperationswillen vorgefunden. Die Saudis sträuben sich noch gegen einen Frieden, weil die geistliche Elite den Iran als spirituellen Todfeind sieht. Russland hat eine breite Allianz im Nahen Osten geschlossen.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier sieht nach seinen Gesprächen im Iran und Saudi-Arabien noch einen weiten Weg für eine Annäherung der beiden Regionalmächte, die als entscheidend für eine Beilegung der Syrien-Krise gilt. „Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist es sehr schwer, die tiefen Gräben zwischen Teheran und Riad tatsächlich zu überbrücken“, sagte Steinmeier am Montag nach einem Treffen mit dem saudiarabischen König Salman in Riad. Saudi-Arabien sei zwar an politischen Lösungen interessiert, bringe dem Iran aber großes Misstrauen entgegen und glaube kaum daran, dass sich die Verhältnisse dort in nächster Zeit verbessern würden.

Wie die russische Nachrichtenagentur TASS meldet, hat Steinmeier seinen russischen Kollegen Sergej Lawrow über die Gespräche in Riad unterrichtet. Die TASS berichtet, das Gespräch sei auf Initiative Steinmeiers zustandegekommen, der mit Lawrow ausführlich über die Lage in Syrien konferiert habe. Details wurden nicht bekannt.

Die Russen wissen, dass es mit Saudi-Arabien besonders schwierig ist: Die geistlichen Führer des Landes haben den Heiligen Krieg gegen Russland ausgerufen. Die politische Führung will eher einen Ausgleich mit Russland, wie sich beim Besuch des Verteidigungsministers vor einigen Tagen in Moskau zeigte.

Unterdessen hat US-Außenminister John Kerry Russland einen Vorschlag zu einer Syrien-Konferenz unterbreitet: Daran sollen neben den USA die Türkei, Russland und Jordanien teilnehmen. Die Russen schlagen solch eine Konferenz bereits seit längerem vor.

Am Wochenende hatte sich Steinmeier bereits in Gesprächen mit der iranischen Führung in Teheran vergeblich bemüht, eine Annäherung zwischen den Schutzmächten von Sunniten und Schiiten zustande zu bringen. Ohne eine Mitwirkung der beiden verfeindeten Staaten gilt eine Lösung des Syrien-Konflikts aber als praktisch unmöglich. In dem seit über vier Jahren andauernden Bürgerkrieg sind bisher mehr als 250.000 Menschen getötet worden. Mehrere Millionen Syrer sind auf der Flucht, viele von ihnen streben nach Europa und speziell nach Deutschland.

Steinmeier forderte auch die Golfstaaten auf, sich besser um die Flüchtlinge zu kümmern und mehr Schutzsuchende aufzunehmen. „Selbstverständlich wünschen wir uns von der gesamten Region hier am Arabischen Golf, dass sie sich beteiligt an der humanitären Versorgung der Flüchtlinge“, sagte der Minister. Zusagen erhielt er allerdings nicht. Die Führung in Riad verfolge zwar durchaus mit Respekt, was Europa und gerade Deutschland für die Flüchtlinge täten, sagte Steinmeier. „Gleichzeitig wird darauf hingewiesen, dass auch hier in Saudi-Arabien humanitäre Hilfe geleistet wird und Flüchtlinge Aufnahme auch in Saudi-Arabien gefunden haben“. Kritiker werfen dem Königreich vor, im Verhältnis zu anderen, viel ärmeren arabischen Staaten wie Jordanien oder Libanon, zu wenige Flüchtlinge ins Land zu lassen. Saudi-Arabien sorgt sich um die Stabilität des eigenen Landes.

Kritik an seiner Reise in den Iran und nach Saudi-Arabien, die beide wegen massiver Menschenrechtsverstöße am Pranger stehen, wies Steinmeier zurück. Um in der Syrien-Krise voranzukommen, sei es notwendig, auch mit schwierigen Partnern zu reden. „Wer sich weigert, mit Iran und Saudi-Arabien zu sprechen, der kann nicht geltend machen, dass er eine Lösung für Syrien erwartet“, betonte Steinmeier. Er habe in Riad die Menschenrechtslage, darunter auch den Fall des Bloggers Raif Badaui, angesprochen und nachdrücklich erklärt, dass Deutschland hier Fortschritte erwarte.


Mehr zum Thema:  

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...