Finanzen

Nach geplatzten Monsanto-Deal: Syngenta-Chef tritt zurück

Der langjährige Syngenta-Chef Mike Mack tritt bereits zum Ende des Monats von seinem Posten zurück. Finanzchef Ramsay soll vorübergehend die Aufgaben übernehmen. Die Nachricht vom Rücktritt ließ die Aktie des Unternehmens deutlich steigen.
21.10.2015 13:37
Lesezeit: 1 min
Nach geplatzten Monsanto-Deal: Syngenta-Chef tritt zurück
Die Syngenta-Aktie. (Grafik: ariva.de)

Beim Schweizer Pflanzenschutz- und Saatguthersteller Syngenta kommt es überraschend zu einem Chefwechsel. Der langjährige Konzernchef Mike Mack räumt nach der Übernahmeschlacht gegen den US-Rivalen Monsanto das Feld und tritt zurück. Bereits Ende Oktober verlässt Mack das Unternehmen, wie Syngenta am Mittwoch mitteilte. Finanzchef John Ramsay übernimmt bis zur Ernennung eines neuen Vorstandschefs den Posten interimsweise. Mack kam 2002 zu Syngenta, seit 2008 war der 55-jährige Amerikaner Vorstandschef. „Ich glaube, dass es eine passende Zeit für das Unternehmen ist, von den Perspektiven einer neuen Führung zu profitieren“, sagte Mack. Nähere Gründe zu seinem Rücktritt nannte er nicht. Wegen des hartnäckigen Widerstands der Konzernspitze hatte der US-Rivale Monsanto Ende August seine 47 Milliarden Dollar schwere Übernahmeofferte für Syngenta zurückzogen.

Anleger griffen nach dem angekündigten Rücktritt bei Syngenta zu: Die Anteilsscheine legten um mehr als vier Prozent zu. „Der Druck auf den Konzernchef wurde wohl zu groß“, sagte ein Händler. Nach dem abgelehnten Übernahmeversuch von Monsanto hatte die Kritik von Aktionären zugenommen. Anleger zeigten sich über die wiederholte Senkung von Geschäftszielen enttäuscht. Das Management hat nach Einschätzung von Analysten zudem keinen glaubwürdigen Plan vorgelegt, wie Syngenta nach der Abwehr von Monsanto aus eigener Kraft seine Entwicklung verbessern kann.

Gleichwohl rechnen die Experten nicht damit, dass mit dem Rücktritt von Mack der Weg für Monsanto frei wird und der US-Rivale kurzfristig mit einer neuen Offerte anklopft – schließlich habe nicht nur Mack die Übernahmeavancen von Monsanto zurückgewiesen. Auch Syngenta-Präsident Michel Demare hätten sich kategorisch dagegen ausgesprochen, erklärte Analyst John Klein von der Berenberg Bank. Demare dankte Mack für seinen „sehr bedeutenden Beitrag“ für das Unternehmen. Am Markt wurde nun gerätselt, wer Mack folgen könnte. Nach Einschätzung von Christian Faitz von KeplerCheuvreux würde sich dafür am besten ein ausgewiesener Branchenkenner eignen, der von außen kommt und frischen Wind mitbringt.

Syngenta hatte in der vergangenen Woche wegen schwieriger Marktbedingungen in Lateinamerika sowie Wechselkurseffekten die Ergebnisprognose für das Gesamtjahr zurückgeschraubt. Mit einem Börsenwert von rund 30 Milliarden Dollar ist Syngenta derzeit meilenweit von den rund 47 Milliarden Dollar entfernt, die Monsanto zuletzt für die Schweizer geboten hatte. Bei Anteilseignern sorgt das für Unmut. Erst kürzlich hatte sich eine neue Investorengruppe gegründet, die sich Vereinigung kritischer Syngenta-Aktionäre nennt und nach eigenen Angaben aus mehr als 80 privaten und institutionellen Aktionären besteht. Sie begrüßte den Rücktritt von Mack. Der Verwaltungsrat sei nun gefordert, einen neuen Vorstandschef zu ernennen, der alle Möglichkeiten unvoreingenommen prüft, um den Wert der Firma zu steigern.

 

 

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Die Hälfte der Deutschen glaubt: Elektroautos sind ein grüner Bluff – was das für Europa bedeutet
29.04.2025

Trotz Milliardensubventionen verliert die grüne Transformation rasant an Rückhalt. Bürger zweifeln, Experten warnen – Europa droht der...

DWN
Politik
Politik Spionage AfD: Ex-Krah-Mitarbeiter angeklagt
29.04.2025

Ein ehemaliger Mitarbeiter des AfD-Politikers Maximilian Krah steht im Verdacht, für einen chinesischen Geheimdienst gearbeitet zu haben...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft US-Zölle: Deutsche Unternehmen bleiben erstaunlich gelassen
29.04.2025

Trotz der hitzigen Rhetorik aus Washington und düsteren Prognosen internationaler Organisationen wie dem IWF zeigen deutsche Unternehmen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Alphabet greift nach Europas Kapital: Anleihe-Offensive des Google-Konzerns mit Signalwirkung
29.04.2025

Die Alphabet-Anleihe ist mehr als ein Finanzmanöver: Sie markiert einen geopolitischen Wendepunkt – und eine Kampfansage im Rennen um...

DWN
Politik
Politik US-Zölle: Trump reagiert auf Druck der Autobranche
29.04.2025

US-Präsident Trump rudert bei seiner Zollpolitik zurück: Nach heftiger Kritik aus der Autoindustrie will das Weiße Haus nun Entlastungen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trumps Wertekrieg: Warum es ökonomisch vernünftig ist, das Wort „Vielfalt“ zu streichen
29.04.2025

Von der internationalen Wirtschaftselite kaum beachtet, vollzieht sich derzeit in den USA eine tektonische Verschiebung – nicht in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Microsoft vollzieht leisen Rückzug aus China – Angst vor Trump-Sanktionen wächst
29.04.2025

Während sich die Spannungen zwischen den USA und China weiter zuspitzen, zieht sich ein globaler Technologieriese offenbar still und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Donald Trumps Zollhammer trifft Amazon – Prime-Day-Händler ziehen sich zurück
29.04.2025

Händler, die auf chinesische Produkte angewiesen sind, reagieren auf Trumps Zollpolitik mit einem Rückzug vom Prime Day 2025.