Finanzen

Wegen Abschwung: Chinas Notenbank senkt Leitzins

Lesezeit: 2 min
23.10.2015 14:38
Chinas Regierung hat erneut Maßnahmen zur Ankurbelung der Wirtschaft ergriffen. Die Notenbank senkte überraschend den Leitzins. Die Wirtschaftsdaten des Landes sind weiter schwach.
Wegen Abschwung: Chinas Notenbank senkt Leitzins

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Chinas Notenbank reagiert auf die Konjunkturabkühlung mit einer weiteren Zinssenkung. Die Währungshüter in Peking senkten den Leitzins mit einjähriger Laufzeit am Freitag um einen Viertel Prozentpunkt auf 4,35 Prozent. Zudem müssen die meisten Großbanken künftig weniger Kapital als Mindestreserve bereithalten. Das bedeutet, dass weniger Geld als Sicherheit gebunden ist und mehr Mittel für Kredite bereitstehen. Der entsprechende Mindestreservesatz wurde auf 17,5 Prozent gekappt. Das Wirtschaftswachstum war zuletzt unter die magische Grenze von sieben Prozent gerutscht - das ist das niedrigste Quartalswachstum seit den Zeiten der globalen Finanzkrise Anfang 2009.

Deutschland könnte nach Einschätzung von Experten seine Position als wichtigster Handelspartner Chinas in der EU an Großbritannien verlieren. „Die goldene deutsch-chinesische Ära dauerte von 2005 bis 2013 - nun scheint die goldene chinesisch-britische Ära anzubrechen“, sagte der Chef des China-Instituts Merics, Sebastian Heilmann, am Donnerstag in Berlin. „Es steht ein Wachwechsel in der Europapolitik Chinas an.“ Er verwies auf den viertägigen Besuch von Chinas Präsident Xi Jinping in Großbritannien, bei dem Wirtschaftsverträge über fast 55 Milliarden Euro unterzeichnet werden sollen. Xi hatte am Mittwoch in London gesagt, er wolle Großbritannien zum „Partner der ersten Wahl“ für die Volksrepublik machen. Bisher verzeichnet die deutsche Wirtschaft rund die Hälfte der gesamten EU-Exporte nach China.

Die chinesische Wirtschaft werde gerade stärker auf den Konsum und Dienstleistungen ausgerichtet, sagte Heilmann. „In diesen Bereichen ist Großbritannien viel besser aufgestellt als Deutschland.“ Viele deutsche Maschinenbaufirmen hätten schon jetzt Probleme auf dem bisher boomenden Markt China. In Peking gebe es zudem Ernüchterung über die schleppende Zusammenarbeit mit deutschen Firmen im Hightech-Bereich „Industrie 4.0“, also der Verschmelzung von Industrieproduktion und IT-Technik.

Bundeskanzlerin Angela Merkel wird kommenden Mittwoch nach China zu Gesprächen über die politische und wirtschaftliche Zusammenarbeit reisen. Merkel werde unter anderem Ministerpräsident Li Kequiang und Präsident Xi Jinping treffen, teilte die stellvertretende Regierungssprecherin Christiane Wirtz am Freitag mit. Am Donnerstag reise sie zusammen mit Li weiter nach Hefei, wo es auch ein gemeinsames Treffen mit deutschen und chinesischen Wirtschaftsvertretern geben werde. Themen dürften aber auch etwa der Syrien-Konflikt und das Abkommen über das iranische Atomprogramm sein.

Merkels Besuch findet kurz nach einem viertägigen Besuch des chinesischen Präsidenten in Großbritannien statt. Der Chef des China-Institut Merics, Sebastian Heilmann, hatte am Donnerstag gesagt, dass China seine Europa-Politik neu ausrichtet. Die einzigartige PArtnerschaft mit Deutschland sei vorbei, hatte er mit Hinweis auf die milliardenschweren Wirtschaftsabschlüsse mit britischen Firmen gesagt. Dazu gehört auch der Einstieg chinesischer Firmen in ein umfangreiches Atomprojekt in Großbritannien. Im vergangenen Jahr hatten Deutschland undChina noch ein 110 Punkte umfassendes Aktionsprogramm für eine Technologiepartnerschaft verabredet.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik Hybride Bedrohungen: Drohnen-Flüge und psychologische Kriegsführung
26.04.2024

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eindringlich vor hybriden Bedrohungen in Deutschland gewarnt. Gegen den Einsatz von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Immobilien
Immobilien Commerzbank-Studie: Immobilienpreise könnten weiter fallen
26.04.2024

Deutsche Wohnimmobilien verlieren weiter an Wert. Die Commerzbank sieht ein Abwärtspotenzial von 5 bis 10 Prozent, abhängig von...

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tarifrunde der Chemieindustrie: Gewerkschaft fordert mehr Lohn
26.04.2024

Im Tarifstreit in Ostdeutschlands Chemieindustrie fordert die Gewerkschaft IG BCE eine Lohnerhöhung von 7 Prozent. Arbeitgeber warnen vor...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Automesse China 2024: Deutsche Autohersteller im Preiskrieg mit BYD, Xiaomi und Co.
25.04.2024

Bei der Automesse in China steht der eskalierende Preiskrieg bei Elektroautos im Vordergrund. Mit hohen Rabatten kämpfen die Hersteller...

DWN
Technologie
Technologie 3D Spark: Ein Hamburger Start-up revolutioniert die Bahnbranche
25.04.2024

Die Schienenfahrzeugindustrie befindet sich in einem grundlegenden Wandel, in dessen Verlauf manuelle Fertigungsprozesse zunehmend...