Politik

Russland: Unser Interesse ist nicht, dass Assad an der Macht bleibt

Russland hat westlichen Journalisten in Moskau erklärt, was Moskau seit Wochen sagt: Die Russen hängen nicht an einem Machterhalt von Präsident Assad. Sie wollen jedoch das totale Chaos in der Region verhindern, dass durch die US-Pläne zum Sturz Assads ausgelöst worden ist.
04.11.2015 00:25
Lesezeit: 1 min

Die Regierung in Moskau besteht nach eigenen Angaben nicht grundsätzlich darauf, dass Syriens Staatschef Baschar al-Assad an der Macht bleibt. Auf die Frage, ob es Russland prinzipiell darum gehe, Assad zu retten, sagte die Sprecherin des Außenministeriums, Maria Sacharowa, am Dienstag nach Angaben russischer Nachrichtenagenturen: "Absolut nicht. Das haben wir nie gesagt. Wir sagen nicht, dass Assad bleiben oder gehen soll." Ein weiterer Regimewechsel im Nahen Osten könne sich jedoch als katastrophal herausstellen und die "gesamte Region in ein großes schwarzes Loch verwandeln".

Es ist zutreffend, dass Russland genau diese Position seit Monaten öffentlich kundgetan hat. Allerdings hat sich die westliche Öffentlichkeit taub gestellt und fortwährend kommuniziert, Russland wolle Assad an der Macht halten.

Sacharowa betonte, dass ihre Äußerungen kein Abrücken von Assad implizierten. "Ich kann bestätigen, dass sich Russlands Position zur Lösung der Syrien-Krise nicht verändert hat." Über Assads Schicksal müsse die Bevölkerung Syriens entscheiden. Ein hochrangiger diplomatischer Vertreter aus der Region wies zugleich Mutmaßungen zurück, dass sich anscheinend eine Kluft zwischen Russland und dem zweiten wichtigen Verbündeten des syrischen Staatschefs, dem Iran, auftue. "Vergessen Sie's. Es gibt keine russisch-iranische Meinungsverschiedenheit, was Assad angeht."

Die Nachrichtenagentur Tasnim hatte am Montag den Kommandeur der Revolutionsgarden, General Mohammed Ali Dschafari, mit den Worten zitiert, dass Russland es vielleicht nicht so wichtig sei wie dem Iran, ob Assad an der Macht bleibe. Sein Land kenne jedoch "niemand besseren, der ihn ersetzen könnte". Die künftige Rolle Assads ist einer der zentralen Streitpunkte bei den Bemühungen um eine Lösung der Syrien-Krise.

Assad selbst hatte kürzlich in einem Interview mit dem russischen Staatssender RT gesagt, dass er, wenn er abgewählt würde, sofort abtreten würde

Eine engere militärische Absprache zwischen Russland und den USA hat in Syrien konkretere Formen angenommen. Das russische Verteidigungsministerium teilte mit, Luftwaffen-Einheiten beider Länder hätten am Dienstag eine gemeinsame Übung in dem Bürgerkriegsland absolviert, um potenziell gefährliche Zwischenfälle zu vermeiden. Das Pentagon spielte den Vorgang jedoch herunter. Es habe sich lediglich um einen dreiminütigen Kommunikationstest gehandelt. Dabei sei es um Sicherheitsprotokolle gegangen, die beide Seiten kürzlich vereinbart hätten.

Seit etwa einem Monat bombardiert die russische Luftwaffe Ziele in Syrien aus der Luft und erhält seit neuestem auch Unterstützung von der syrischen Opposition, die bisher die USA an ihrer Seite wähnten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik NATO: Geringeres Plus bei Verteidigungsausgaben
01.09.2025

Die Verteidigungsausgaben der NATO-Staaten steigen weiter, doch das Tempo verlangsamt sich. Während Europa und Kanada aufholen wollen,...

DWN
Finanzen
Finanzen Pharma-Aktien: Sollten Anleger in der schwachen Phase einsteigen?
01.09.2025

Pharma-Aktien haben 2025 ein schwaches Jahr hinter sich – trotz steigender Medikamentennachfrage und solider Quartalszahlen. Politische...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: KI-Blase, Goldpreis bei 4.000 Dollar und die Schwäche des Septembers
01.09.2025

September gilt historisch als der schwächste Monat für Aktien – doch Analysten sehen Chancen. Während OpenAI-Chef Sam Altman vor einer...

DWN
Finanzen
Finanzen Kapitalfonds erhöhen Druck im Machtkampf um die Bavarian Nordic-Aktie
01.09.2025

Der Machtkampf um die Bavarian Nordic-Aktie eskaliert: Vorstand und Fonds drängen auf Annahme des Übernahmeangebots, während...

DWN
Politik
Politik Flugzeug mit Ursula von der Leyen betroffen von GPS-Störung
01.09.2025

Ein ungewöhnlicher Zwischenfall sorgt für Aufsehen: Ein Flugzeug mit Ursula von der Leyen an Bord gerät ins Visier einer mutmaßlich...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft US-Berufungsgericht: Trump-Zölle sind illegal
01.09.2025

Das US-Berufungsgericht hat Trumps Strafzölle für ungesetzlich erklärt – doch vorerst bleiben sie in Kraft. Nun entscheidet der...

DWN
Finanzen
Finanzen Von Innovation zur Verstaatlichung: Wo die Intel-Aktie gescheitert ist
01.09.2025

Intel galt einst als Inbegriff amerikanischer Technologieführung. Doch Milliardenverluste, strategische Fehltritte und politische...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Mehrheit der Beschäftigten gegen längere Arbeitszeiten
01.09.2025

Viele Beschäftigte lehnen längere Arbeitszeiten klar ab – trotz politischer Forderungen und wirtschaftlicher Argumente. Eine aktuelle...