Politik

Terror: Behörden wollen PlayStation stärker überwachen

IS-Terroristen kommunizieren möglicherweise über die Chatfunktion der Spielekonsole PlayStation 4. Belgiens Innenminister Johan Jambon hat auf eine Überwachungslücke durch die verschlüsselte Kommunikationsmöglichkeit zwischen den Spielern hingewiesen. Netz-Aktivisten halten das Argument jedoch für vorgeschoben.
18.11.2015 16:28
Lesezeit: 1 min

Die Attentäter von Paris haben Medienberichten zufolge bei der Vorbereitung der Anschläge möglicherweise über die Chatfunktion der Spielekonsole Playstation 4 kommuniziert. Belgiens Innenminister Johan Jambon wies bereits vor den Anschlägen bei einer Veranstaltung darauf hin, dass diese Form der Kommunikation die Sicherheitsbehörden bei der Überwachung vor extreme Herausforderungen stellt.

Die Nutzer der Playstation 4 können sich über Voice-Chat in verschiedenen Spielen in Echtzeit via Kopfhörer und Mikrofon austauschen. Technische Grundlage dafür ist Voice over IP, mittels derer Audiodaten in Echtzeit über das Internet übertragen werden können. Der Chat bietet dem Nutzer die Möglichkeit, mit mehreren oder einzelnen Mitspielern simultan über den Spielverlauf in sogenannten Multiplayer- oder Coop-Spielen zu kommunizieren.

Die Überwachung dieser Kommunikation dürfte sich allein aufgrund der hohen Anzahl von verschiedenen Multiplayer-Spielen extrem schwierig gestalten, die jeweils eigene Chatkanäle anbieten. Ein zusätzliches Hindernis stellt die Geschlossenheit der Voice-Chats innerhalb eines Spiels dar, der man nur auf Einladung durch andere Nutzer beitreten kann. Nach Angaben von Sicherheitsexperten bieten sich darüber hinaus vielfältige Möglichkeiten, innerhalb von Multiplayer-Spielen auch ohne direkten sprachlichen Austausch verschlüsselt zu kommunizieren. Dabei könnten auf non-verbale Weise vorher verabredete Codes ausgetauscht werden, indem der Spieler bestimmte Handlungen mit seinem Avatar, dem digitalen Alter-Ego des Spielers, ausführt.

Allerdings finden Netz-Aktivisten die Argumentation der Behörden wenig schlüssig, wie ein Bericht des Tech-Magazins Motherboard darlegt. Demnach nutzen die Geheimdienste jede Gelegenheit, verschlüsselte Kommunikation zwischen Bürgern zu unterbinden. Der Sprecher des Chaos Computer Club Frank Garbsch kritisierte gegenüber der Neuen Osnabrücker Zeitung die Debatte um die mögliche Nutzung der Spiele-Konsolen durch den IS: „Wir werden nicht verhindern können, dass Terroristen kommunizieren. Die einzige Chance, terroristische Anschläge zu verhindern, kann die Bekämpfung der Ursachen sein. Eine Überwachung aller möglichen Kanäle wird niemals möglich sein. Wenn es dann keine Spielekonsole mehr ist, dann vielleicht ein USB-Stick, Postkarten oder „Rauchzeichen“, so Garbsch.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Afrikas Migrationspotenzial: Die globale Ordnung steht vor einer tektonischen Verschiebung
21.06.2025

Afrikas Bevölkerung wächst, während der Westen altert. Millionen gut ausgebildeter Migranten verändern schon heute globale...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschlands stille Stärke: Wie Rechtsstaat und Verwaltung zum unterschätzten Standortvorteil werden
21.06.2025

Als Max Weber 1922 mit seiner Bürokratie-Theorie die Basis für die deutsche Verwaltung legte, galt sie weltweit als innovatives Vorbild....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trumps Rückschlag für Elektroautos – kommt das Ende wie vor 100 Jahren?
21.06.2025

Vor 100 Jahren verschwanden Elektroautos wegen politischer Entscheidungen von den Straßen. Heute wiederholt sich die Geschichte: Donald...

DWN
Politik
Politik Wie der Westen seine Werte in der Wüste verrät: Big Tech versteckt die Probleme unter glänzenden Fassaden
21.06.2025

Big Tech hofiert autoritäre Regime vom Golf – im Tausch gegen Milliarden, Macht und Rechenzentren. Doch hinter der glitzernden Fassade...

DWN
Politik
Politik Deutschland steht vor dem historischen Aufschwung – aber es gibt ein großes Problem
21.06.2025

Mit der faktischen Abschaffung der Schuldenbremse beginnt Deutschland eine neue Ära – mit enormen Investitionen in Militär,...

DWN
Panorama
Panorama KI-Musik auf dem Vormarsch: Gefahr oder Chance für die Musikbranche?
21.06.2025

KI-Musik verändert die Musikbranche – kreativ, disruptiv, kontrovers. Künstler verlieren Kontrolle und Einnahmen. Doch wie weit darf...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Disney gegen die KI: Wem gehört das Internet noch?
21.06.2025

Disney zieht gegen Midjourney vor Gericht – und kämpft nicht nur für Mickey Mouse, sondern für unser digitales Eigentum. Wenn selbst...

DWN
Politik
Politik Putins Informationskrieg: Warum der Westen bereits verliert
21.06.2025

Während Russland mit Desinformation und Zynismus die Ordnung zerschlägt, wirkt der Westen wie ein schläfriger Zuschauer. Genau deshalb...