Technologie

Energie aus Getreide: Fußball-Profi entwickelt Alternative zu Erdöl

Der französische Fußballprofi Mathieu Flamini hat eine Methode entwickelt, einen Erdöl-Ersatz aus Getreideresten herzustellen. Jahrelang hielt er die Forschung seiner eigens gegründete Firma GFBiochemicals geheim. Der Absatzmarkt für den Stoff wird auf 20 Milliarden Euro geschätzt.
20.11.2015 23:24
Lesezeit: 1 min

Der FC Arsenal-Profi Mathieu Flamini hat ein Biochemie-Unternehmen gegründet, das einen Erdöl-Ersatz aus Getreideresten herstellt. Die Firma hat der Fußballer bereits 2008 in Italien gegründet, allerdings sein Investment bislang geheim gehalten. „Ich habe mich schon immer für Klimawandel, Umweltschutz und solche Dinge interessiert“, zitiert die britische Sun den Spieler. Dabei stieß er eines Tages auf Berichte über die Substanz Lävulinsäure und investierte zusammen mit der Universität in Mailand in die Forschung.

Lävulinsäure ist eine Chemikalie, aus der ähnlich viele Produkte gemacht werden können wie aus Erdöl, so etwa Kunstoffe und Kraftstoffe. Sein eigens dazu gegründetes Unternehmen GFBiochemicals beschäftigt bereits 80 Mitarbeiter und hat offenbar einen Weg gefunden, den Stoff  i n großen Mengen herzustellen. Dieses technische Verfahren hat Flamini patentieren lassen und könnte damit noch reicher werden: Sollte sich das Verfahren durchsetzen, schätzen Experten den Absatzmarkt auf mehr als 20 Milliarden Euro.

Allerdings sind viele Umwelt-Forscher  skeptisch, ob der Stoff wirklich umweltfreundlicher ist: Gewinnt man die Säure aus Nahrungsmitteln, so ist die Umweltbilanz ähnlich problematisch wie etwa beim heutigen  Biodiesel, für den große Mengen Raps oder Mais „verbrannt“ werden, statt als Futter oder Nahrung zu dienen.

Tatsächlich gibt Flamini an, die Säure in seinem Unternehmen werde aus Mais- und Weizenresten gewonnen – wenn auch nur aus der Schale und nicht aus der Frucht selbst. Das Stroh falle bei der Mais-Ernte als Abfall an. Eine im Fachmagazin Nature veröffentlichte US-Studie jedoch belegt, dass die CO2-Bilanz solcher Agro-Kraftstoffe aus Maisresten dennoch schlechter ist als die von Erdöl: Verglichen mit herkömmlichem Benzin sorgen Maiskraftstoffe demnach in den ersten Jahren für sieben Prozent mehr Treibhausgase. Mais ist nach Weizen das meistgehandeltste Getreide der Welt, es ist in vielen Ländern Grundnahrungsmittel, wird jedoch auch immer mehr als Futtermittel und Energiepflanze angebaut. Steigende Maispreise am Weltmarkt gehen dabei zu Lasten der ärmsten Länder, so Kritiker.

Dabei  gibt es derzeit verschiedene vielversprechende Ansätze für alternative Kraftstoffe: So hat etwa Audi einen Bio-Diesel entwickelt, der ebenso vielseitig ist wie Lävulinsäure, allerdings nicht aus Nahrungsresten hergestellt werden muss: Bei dem Photosynthese-ähnlichen Verfahren wird vielmehr das CO2 aus den Abgasen „recycelt“ und quasi wieder in Kraftstoffe zurückverwandelt.  Das Verfahren funktioniert bereits im Labor, das einzige was für eine industrielle Produktion fehle, seien die passenden Investoren, so Audi im DWN-Interview.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Ex-Minister Jens Spahn unter Druck: Parlament erhält teils geschwärzten Bericht zu Masken-Deals
20.06.2025

Ein vertraulicher Masken-Bericht sorgt für neuen politischen Zündstoff. Die angekündigte Offenlegung im Bundestag bleibt unvollständig...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Erhöhung Mindestlohn: Kommt 2026 eine Anhebung auf 15 Euro?
20.06.2025

Ende Juni befindet eine Kommission über eine weitere Erhöhung der Lohnuntergrenze. Eine Zahl spielte beim Wahlkampf der SPD eine große...

DWN
Panorama
Panorama Jobcenter zahlt 5000 Euro Bürgergeld für den Autokauf: "Das ist doch irre!"
20.06.2025

5000 Euro Bürgergeld für ein Auto? Das Jobcenter Dortmund sorgt mit einem Pilotprojekt für Aufsehen. Arbeitslose sollen mit Prämien in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Israel und Iran: Der wahre Preis von Krieg, Öl und Exodus
20.06.2025

Raketenhagel, Krieg mit dem Iran, massive Auswanderung – und trotzdem explodieren Börse und Rüstungsexporte. Wie lange kann das...

DWN
Finanzen
Finanzen Ölpreis aktuell: Keine Panik, das lehrt die Geschichte
20.06.2025

Die Angriffe Israels auf iranische Energieanlagen lassen den Ölpreis aktuell klettern, Analysten warnen vor einem Flächenbrand in der...

DWN
Immobilien
Immobilien Airbnb und Co: Wann Untervermieten zur steuerlichen Pflicht wird
20.06.2025

Untervermieten kann lukrativ sein – aber auch steuerlich heikel. Welche Grenzen gelten, wann das Finanzamt mitliest und was man beachten...

DWN
Politik
Politik Diplomatie oder Krieg? Der Countdown im Nahen Osten läuft
20.06.2025

Die USA erwägen einen Angriff auf den Iran – in nur zwei Wochen könnte die Entscheidung fallen. Derweil drängen Europa und...

DWN
Technologie
Technologie Europas E-Auto-Interesse schwindet: Verbraucher unzufrieden mit Ladepreisen
20.06.2025

Trotz Klimazielen sinkt Europas Interesse an E-Autos. Hohe Preise und unzufriedene Kunden bremsen die Wende – die USA sind inzwischen...