Politik

Putin stellt harte Fragen: Wussten die USA von dem Abschuss?

Russland will von Washington wissen, ob die USA wusste, dass ein russischer Bomber im Kampf gegen den IS abgeschossen werden soll. Die Russen stellen unangenehme Fragen, die die Rolle der USA als Weltmacht beschädigen könnten.
26.11.2015 01:15
Lesezeit: 1 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Der russische Außenminister Sergej Lawrow hat seinem US-Kollegen John Kerry offenbar einige sehr unangenehme Fragen gestellt: Der Abschuss der russischen Maschine über Syrien sei eine schwere Verletzung des zwischen den USA und Russland geschlossenen Memorandums über die Flugsicherheit im Einsatz über Syrien. Die USA haben mittlerweile eingeräumt, dass die Maschine über Syrien und nicht über der Türkei abgeschossen worden sei.

Lawrow zeigte sich in dem Gespräch mit Kerry empört darüber, dass ein „Flugzeug, dass seine Verpflichtung nachkommt und in Syrien Terroristen bekämpft, abgeschossen wird, ohne dass die Maschine jemanden provoziert hätte“.

Damit hätten sich auch die USA der Verletzung des Memorandums schuldig gemacht. Die Vereinbarung sieht vor, dass jede Seite darauf achtet, dass die Verbündeten in keinen Konflikt mit den anderen Kampfteilnehmer kommen.

Lawrow sagte, er wisse, dass die USA immer verlangen, über die Einsätze der Alliierten informiert zu werden. Daher bestehe die Möglichkeit, dass die türkische Luftwaffe den Abschuss mit den Amerikanern abgestimmt haben könnte. Lawrow: „Einige der Mitglieder der (von den USA geführten, Anm. d.Red.) Koalition haben uns berichtet, dass sie, wenn sie Maschinen von US-Bauart verwenden, verpflichtet seien, vor einem Kampfeinsatz die Zustimmung der USA einzuholen.“ Im Fall des Abschusses des russischen Su-24 war von der türkischen Luftwaffe eine amerikanische F-16 verwendet worden. Lawrow will nun von Washington wissen, ob dieses Procedere auch für die türkische Luftwaffe gilt, und wenn ja, ob die USA vorher um Erlaubnis für den Abschuss gefragt worden seien.

Die Frage ist für Präsident Obama unangenehm: Er will längst aus dem Krieg in Syrien aussteigen. Doch die Nato und die Geheimdienste haben sich unter der Führung der US-Neocons verselbständigt. Daher kann die Aufklärung das unangenehme Ergebnis zu Tage fördern, dass der amerikanische Präsident nicht mehr der tatsächliche Oberbefehlshaber der Streitkräfte ist.

Auch für die USA als Weltmacht ist die Frage äußerst peinlich: Denn die Russen unterstellen mit der Frage, dass die Amerikaner den Kampf gegen den Terror nicht mit der gebotenen Entschlossenheit betreiben, sondern sich sogar im Gegenteil, mit der Türkei und der Nato als Komplizen des IS betätigen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Machtverschiebung in Warschau: Der Aufstieg der Nationalisten bringt Polen an den Abgrund
15.06.2025

In Polen übernimmt ein ultrakonservativer Präsident die Macht – während die liberale Regierung um Donald Tusk bereits ins Wanken...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trotz US-Verboten finden chinesische Tech-Giganten Wege, um im KI-Rennen zu bleiben
14.06.2025

Die USA wollen Chinas Aufstieg im KI-Sektor durch Exportverbote für High-End-Chips stoppen. Doch Konzerne wie Tencent und Baidu zeigen,...

DWN
Technologie
Technologie Einsatz von Tasern: Diskussion um „Aufrüstung“ der Polizei
14.06.2025

Taser gelten als umstritten, nun will Innenminister Alexander Dobrindt damit die Bundespolizei ausrüsten. Kritik kommt von Niedersachsens...

DWN
Finanzen
Finanzen Dividendenstrategie: Für wen sie sich im Aktiendepot lohnen kann
14.06.2025

Mit einer Dividendenstrategie setzen Anleger auf regelmäßige Erträge durch Aktien. Doch Ist eine Dividendenstrategie sinnvoll, wie...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Krisenmodus in der Industrie: Autohersteller weichen Chinas Regeln aus
14.06.2025

Weil China den Export kritischer Magnetstoffe drastisch beschränkt, geraten weltweite Lieferketten ins Wanken. Autohersteller suchen eilig...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft H&M baut Milliardenhandel mit Secondhand-Mode aus
14.06.2025

H&M will das Image der Wegwerfmode abschütteln – mit gebrauchten Designerstücken mitten im Flagshipstore. Wird ausgerechnet Fast...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Atomkraftgegner fordern Ende der Uran-Geschäfte mit Kreml
14.06.2025

Atomkraftgegner wenden sich an die Bundesregierung: Sie fordern einen Stopp russischer Uranlieferungen nach Lingen. Auch die hybride Gefahr...

DWN
Finanzen
Finanzen Teuer Wohnen in Deutschland: Rund jeder Siebte zahlt mehr als halben Monatslohn für Miete
14.06.2025

Nach der Mietzahlung ist bei manchen nicht mehr viel übrig für den Rest des Monats, zeigt eine Studie. Jedoch haben viele Menschen auch...