Politik

London und Madrid: Massen-Demos gegen Kriegs-Einsatz in Syrien

In Großbritannien und in Spanien sind am Samstag tausende Menschen aus Protest gegen den Kriegseinsatz ihrer Länder in Syrien auf die Straße gegangen. London und Madrid wollen sich innerhalb der Nato-Koalition stärker militärisch engagieren.
29.11.2015 01:19
Lesezeit: 1 min

In London und Madrid haben am Samstag tausende Menschen gegen einen Militäreinsatz ihrer Länder in Syrien demonstriert. In der britischen Hauptstadt, wo das Parlament voraussichtlich in der nächsten Woche über britische Luftangriffe gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien entscheiden soll, versammelten sich etwa 5000 Demonstranten. In Madrid gingen nach Angaben der Veranstalter 6000 Menschen auf die Straße.

Zur Kundgebung in London vor dem Amtssitz des Premierministers David Cameron hatte unter anderem das Friedensbündnis „Stop The War“ aufgerufen. Die Kundgebung richtete sich gegen den Vorstoß des Regierungschefs, das Parlament möglicherweise schon kommende Woche über die von ihm gewünschten Luftangriffe in Syrien abstimmen zu lassen. Die oppositionelle Labour-Partei ist bei dem Thema gespalten. Ihr Parteichef Jeremy Corbyn, ehemaliger Kovorsitzender von „Stop The War“, ist dagegen. Doch mehrere Abgeordnete des rechten Labour-Flügels haben bereits angekündigt, dass sie mit Ja stimmen werden. Die Partei will am Montag ihre offizielle Linie festlegen.

„Dies ist ein Konflikt, der nicht durch Bomben gelöst werden kann und wird“, sagte der Vorsitzende des Friedensbündnisses, Andrew Murray, in London. Nach den Anschlägen von Paris mit 130 Toten ist aber nach Ansicht auch der Kriegsgegner eine Zustimmung des britischen Parlaments wahrscheinlicher geworden. Prominente Persönlichkeiten wie der Musiker Brian Eno und der Filmregisseur Ken Loach unterzeichneten einen offenen Brief gegen eine Beteiligung am Krieg in Syrien.

In Madrid versammelten sich ebenfalls tausende Demonstranten unter dem Motto „Nein zum Krieg“. Aufgerufen hatte ein von Künstlern gestartetes Bürgerbündnis, das im Internet in weniger als einer Woche 34.000 Unterstützer gegen ein militärisches Vorgehen fand. In Barcelona gingen 3500 Menschen auf die Straße, in weiteren spanischen Städten beteiligten sich hunderte Demonstranten an Friedensdemonstrationen. Spaniens rechtskonservativer Regierungschef Mariano Rajoy versicherte am Samstag erneut, dass er keine überstürzte Entscheidung treffen werde. In Spanien finden am 20. Dezember Parlamentswahlen statt.

Der französische Präsident François Hollande, der seit den Pariser Anschlägen vom 13. November versucht, die internationale Anti-IS-Koalition auszuweiten und zu stärken, hatte die britischen Parlamentarier am Freitag zur Zustimmung zu den Militärangriffen aufgerufen. „Ich kann nur alle britischen Abgeordneten aufrufen, in Solidarität mit Frankreich, aber vor allem im Bewusstsein für den Kampf gegen den Terrorismus, dieser Intervention zuzustimmen“, sagte Hollande der Nachrichtenagentur AFP am Rande eines Treffens der Commonwealth-Staatschefs in Malta.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Hitzestress am Arbeitsplatz: Mehr Krankmeldungen bei Extremtemperaturen
02.07.2025

Extreme Sommerhitze belastet nicht nur das Wohlbefinden, sondern wirkt sich zunehmend auf die Arbeitsfähigkeit aus. Bei Hitzewellen...

DWN
Politik
Politik Europa vor dem Zerfall? Ex-Premier Letta warnt vor fatalem Fehler der EU
02.07.2025

Europa droht, zum Museum zu verkommen – oder zum Spielball von Trump und China. Italiens Ex-Premier Letta rechnet ab und warnt vor dem...

DWN
Politik
Politik Warum sprechen diese Woche alle über Trumps „Big Beautiful Bill“?
01.07.2025

Es ist Trumps größtes Prestigeprojekt. Doch welche Vor- und Nachteile hat das Gesetzespaket, das am Freitag unterschriftsreif auf dem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kernenergie-Aktien explodieren um 542 Prozent: Anleger warnen vor Blasenbildung
01.07.2025

Kernenergie-Aktien feiern ein spektakuläres Comeback – befeuert durch den steigenden Strombedarf für Rechenzentren. Die Branche erlebt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Svenska Digitaltolk: Dolmetscher-Gigant kauft KI-Unternehmen – Millionenumsatz prognostiziert
01.07.2025

Schwedens Dolmetscher-Gigant will Europas Übersetzungsmarkt aufrollen – mit KI, Millionenplänen und dem Griff nach Deutschland. Doch...

DWN
Politik
Politik Grenze zu – zumindest teilweise: Polen kontrolliert ab Montag
01.07.2025

Polen wird ab kommendem Montag vorübergehend wieder Grenzkontrollen an der Grenze zu Deutschland einführen. Das kündigte...

DWN
Politik
Politik Krankenkassen schlagen Alarm: Zusatzbeiträge könnten deutlich steigen
01.07.2025

Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) warnen vor Druck zu neuen Beitragserhöhungen ohne eine rasche Bremse für steigende Kosten....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Thyssenkrupp-Umbau betrifft Tausende – Betriebsräte fordern Klarheit
01.07.2025

Angesichts weitreichender Umbaupläne bei Thyssenkrupp fordern die Beschäftigten klare Zusagen zur Zukunftssicherung. Betriebsräte pochen...