Unternehmen

Thyssenkrupp reicht Angebot für U-Boot-Auftrag in Australien ein

Der Thyssenkrupp-Konzern bewirbt sich um einen Milliarden-Auftrag der australischen Marine. Der U-Boot-Bau soll Kern einer neuen nationalen Werftenindustrie werden. Inklusive der jahrzehntelangen Wartung könne die Auftragssumme 33 Milliarden Euro betragen und wäre damit der größte Auftrag der Unternehmensgeschichte.
30.11.2015 10:47
Lesezeit: 2 min

Thyssenkrupp will mit dem Bau von U-Booten in Australien einen der größten Aufträge in der Konzerngeschichte an Land ziehen. „Wir haben ein sehr solides Angebot gemacht“, sagte Hans Christoph Atzpodien, Mitglied des Bereichsvorstands, der Nachrichtenagentur Reuters am Montag im Interview. Thyssenkrupp wolle die U-Boote vor Ort fertigen und 2000 bis 3000 Arbeitsplätze schaffen. Die Bundesregierung habe den Konzern bei der Bewerbung sehr unterstützt. Im Rennen um den Auftrag im zweistelligen Milliardenwert sind auch vom Staat unterstützte Konkurrenten aus Frankreich und Japan.

Zur genauen Stückzahl und dem Preisrahmen seiner Offerte äußerte sich Atzpodien nicht. Es könne aber sein, dass der Auftrag noch in verschiedene Teile zerlegt werde. In der nächsten Phase des Verfahrens wolle der Konzern einen Festpreis vorschlagen. Thyssenkrupp wolle sich langfristig in Australien engagieren. „Das erste U-Boot könnte gegen Ende der 20er Jahre vom Stapel laufen.“ Möglich sei, von Australien aus die gesamte Region zu beliefern - auch mit Fregatten.

Bei dem Auftrag geht es um den Bau von bis zu zwölf U-Booten für die australische Marine. Das Auftragsvolumen könnte sich inklusive der jahrzehntelangen Wartung auf umgerechnet 33 Milliarden Euro belaufen. Das entspräche etwa drei Viertel des Umsatzes, den der gesamte Mischkonzern im vergangenen Geschäftsjahr eingefahren hat. Neben Thyssenkrupp hatten auch der staatliche französische Schiffbaukonzern DCNS sowie ein von der japanischen Regierung unterstütztes Konsortium um die Unternehmen Mitsubishi Heavy Industries und Kawasaki Heavy Industries ihr Interesse bekundet. „Wir gehen davon aus, dass in der ersten Hälfte 2016 ein bevorzugter Bieter ausgesucht werden könnte“, sagte Atzpodien.

Mit der Fertigung vor Ort kommt Thyssenkrupp dem Wunsch der Australier entgegen, möglichst viel der Wertschöpfung im eigenen Land zu erzielen. Auch in der Zulieferindustrie könnten 2000 bis 3000 Arbeitsplätze von dem Auftrag profitieren, erläuterte der Manager. „Wir haben rund 400 Unternehmen als Zulieferer auf dem Radar.“ Als Standorte kämen Adelaide und Henderson in Frage. „Wir wollen uns langfristig in Australien engagieren. Das erste U-Boot könnte gegen Ende der 20er Jahre vom Stapel laufen. Im pazifischen Raum werde es die nächsten Jahre eine große Nachfrage nach Rüstung geben. China werde seine Marine weiter aufrüsten. „Das wird die Nachfrage in der Region verstärken. Zu unseren Kunden gehört etwa Korea.“

Der von Australien angefragte U-Boot-Typ wäre für Thyssenkrupp wegen der Größe zwar neu. Der Konzern habe aber große Erfahrungen in diesem Bereich, sagte der Manager. „Wir können unsere jetzigen U-Boote mit 2200 Tonnen auf 4000 Tonnen ausbauen.“ Der Konzern und seine Vorläufer haben seit 1960 mehr als 160 U-Boote für rund 20 Staaten gebaut, darunter neben Deutschland Italien, Portugal, Israel, Norwegen, Korea, Brasilien und Argentinien. Thyssenkrupp zufolge gibt es keinen Grund zur Sorge, dass die U-Boot-Fertigung in fremde Hände gelangen könnte. „Die Geschäfte von Thyssenkrupp Marine Systems sind integraler Bestandteil von Thyssenkrupp.“ Darüber hinaus habe auch die Bundesregierung deutlich gemacht, dass sie den U-Boot-Bau als Schlüsseltechnologie betrachte.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

 

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Die Deutschen und ihr Bargeld: Wie sich das Bezahlverhalten entwickelt
22.06.2025

Obwohl die Deutschen nach eigenen Aussagen ihr Bargeld lieben, gewinnt das bargeldlose Bezahlen auch hierzulande an Bedeutung. Das...

DWN
Technologie
Technologie Schwedische Innovation soll Wasserkrise in der Ukraine lösen
21.06.2025

Während Europa über Hilfspakete debattiert, liefern schwedische Firmen sauberes Wasser in eine vom Krieg verwüstete Region. Ist Hightech...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Afrikas Migrationspotenzial: Die globale Ordnung steht vor einer tektonischen Verschiebung
21.06.2025

Afrikas Bevölkerung wächst, während der Westen altert. Millionen gut ausgebildeter Migranten verändern schon heute globale...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschlands stille Stärke: Wie Rechtsstaat und Verwaltung zum unterschätzten Standortvorteil werden
21.06.2025

Als Max Weber 1922 mit seiner Bürokratie-Theorie die Basis für die deutsche Verwaltung legte, galt sie weltweit als innovatives Vorbild....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trumps Rückschlag für Elektroautos – kommt das Ende wie vor 100 Jahren?
21.06.2025

Vor 100 Jahren verschwanden Elektroautos wegen politischer Entscheidungen von den Straßen. Heute wiederholt sich die Geschichte: Donald...

DWN
Politik
Politik Wie der Westen seine Werte in der Wüste verrät: Big Tech versteckt die Probleme unter glänzenden Fassaden
21.06.2025

Big Tech hofiert autoritäre Regime vom Golf – im Tausch gegen Milliarden, Macht und Rechenzentren. Doch hinter der glitzernden Fassade...

DWN
Politik
Politik Deutschland steht vor dem historischen Aufschwung – aber es gibt ein großes Problem
21.06.2025

Mit der faktischen Abschaffung der Schuldenbremse beginnt Deutschland eine neue Ära – mit enormen Investitionen in Militär,...

DWN
Panorama
Panorama KI-Musik auf dem Vormarsch: Gefahr oder Chance für die Musikbranche?
21.06.2025

KI-Musik verändert die Musikbranche – kreativ, disruptiv, kontrovers. Künstler verlieren Kontrolle und Einnahmen. Doch wie weit darf...