Unternehmen

Verdi will Amazon während des Weihnachtsgeschäfts bestreiken

Wieder Streiks bei Amazon. Verdi bemüht sich, das Weihnachtsgeschäft des Versandhändlers zu stören, um einen Tarifvertrag zu erzwingen. Der Branchen-Riese aber versichert: Alle Kunden würden pünktlich bedient.
30.11.2015 15:30
Lesezeit: 1 min

Mit Streiks an verschiedenen Standorten will die Gewerkschaft Verdi den Druck im Dauerkonflikt um einen Tarifvertrag auf Amazon erhöhen, der Versandhandelsriese zeigt sich aber weiter unbeeindruckt. Trotz einer erneuten Welle von bundesweiten Protesten und Ausständen versicherte Amazon: „Die Kunden müssen sich keine Sorgen machen.“ Die Streiks hätten „keinerlei Auswirkungen“ auf pünktliche Lieferungen, sagte Unternehmenssprecherin Anette Nachbar.

Die allermeisten der mehr als 10 000 Beschäftigten und weiteren Saison-Aushilfen arbeiteten regulär, nur ein geringer Teil beteilige sich an den Streiks. Zudem verfüge das US-Unternehmen über ein europaweites Logistik-Netzwerk, das die Streiks kompensieren könne.

Verdi rief an sieben Standorten zum Streik auf: Leipzig (Sachsen), Koblenz (Rheinland-Pfalz), Bad Hersfeld (Hessen), Graben (Bayern), Rheinberg und Werne (beide NRW) sowie beim DVD-Verleiher und Video-Dienst in Elmshorn (Schleswig-Holstein). Der Streik soll bis zum Ende der Spätschicht dauern, in Koblenz bis Dienstagfrüh, wie Verdi in Berlin mitteilte. Die Gewerkschaft setzt in dem Tarifstreit auf kurzfristig angesetzte Streiks.

Verdi fordert die Anerkennung des Tarifvertrags für den Einzel- und Versandhandel. Amazon lehnt Verhandlungen darüber ab. Deswegen kommt es seit dem Frühsommer 2013 immer wieder zu Streiks. Das Unternehmen sieht sich als Logistiker und verweist auf eine Bezahlung am oberen Ende des Branchenüblichen.

Wir sind der Meinung, dass wir jeden Tag zeigen, dass man auch ohne Tarifvertrag ein guter Arbeitgeber sein kann“, betonte die Amazon-Sprecherin. An allen Standorten werde ein Stundenlohn von mindestens 10 Euro gezahlt. Der Durchschnitt liege bei 10,40 Euro. Hinzu kämen noch Sozialleistungen. Das Unternehmen arbeite auch an allen Standorten vertrauensvoll mit Betriebsräten zusammen.

Stefanie Nutzenberger, Bundesvorstandsmitglied bei Verdi, betonte indes: „Die Beschäftigten sind unzufrieden und fordern ihr Recht auf einen Tarifvertrag ein. Amazon hingegen mauert und stellt damit erneut seine Gewerkschaftsfeindlichkeit unter Beweis.“

Zudem schildert Verdi schlechte Arbeitsbedingungen: Beschäftige beklagten unzumutbare Arbeitshetze, Leistungskontrollen und Gesundheitsbelastungen. Dies führe zu ungewöhnlich hohen Krankenständen. Und: Ein tarifliches Weihnachtsgeld läge für die Versandmitarbeiter bei 1337 Euro, Amazon zahle derzeit 400 Euro.

Auch im polnischen Breslau (Wroclaw) wollten Beschäftigte «gegen schlechte Arbeitsbedingungen» bei Amazon protestieren.

 

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

 

DWN
Unternehmen
Unternehmen Hitzestress am Arbeitsplatz: Mehr Krankmeldungen bei Extremtemperaturen
02.07.2025

Extreme Sommerhitze belastet nicht nur das Wohlbefinden, sondern wirkt sich zunehmend auf die Arbeitsfähigkeit aus. Bei Hitzewellen...

DWN
Politik
Politik Europa vor dem Zerfall? Ex-Premier Letta warnt vor fatalem Fehler der EU
02.07.2025

Europa droht, zum Museum zu verkommen – oder zum Spielball von Trump und China. Italiens Ex-Premier Letta rechnet ab und warnt vor dem...

DWN
Politik
Politik Warum sprechen diese Woche alle über Trumps „Big Beautiful Bill“?
01.07.2025

Es ist Trumps größtes Prestigeprojekt. Doch welche Vor- und Nachteile hat das Gesetzespaket, das am Freitag unterschriftsreif auf dem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kernenergie-Aktien explodieren um 542 Prozent: Anleger warnen vor Blasenbildung
01.07.2025

Kernenergie-Aktien feiern ein spektakuläres Comeback – befeuert durch den steigenden Strombedarf für Rechenzentren. Die Branche erlebt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Svenska Digitaltolk: Dolmetscher-Gigant kauft KI-Unternehmen – Millionenumsatz prognostiziert
01.07.2025

Schwedens Dolmetscher-Gigant will Europas Übersetzungsmarkt aufrollen – mit KI, Millionenplänen und dem Griff nach Deutschland. Doch...

DWN
Politik
Politik Grenze zu – zumindest teilweise: Polen kontrolliert ab Montag
01.07.2025

Polen wird ab kommendem Montag vorübergehend wieder Grenzkontrollen an der Grenze zu Deutschland einführen. Das kündigte...

DWN
Politik
Politik Krankenkassen schlagen Alarm: Zusatzbeiträge könnten deutlich steigen
01.07.2025

Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) warnen vor Druck zu neuen Beitragserhöhungen ohne eine rasche Bremse für steigende Kosten....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Thyssenkrupp-Umbau betrifft Tausende – Betriebsräte fordern Klarheit
01.07.2025

Angesichts weitreichender Umbaupläne bei Thyssenkrupp fordern die Beschäftigten klare Zusagen zur Zukunftssicherung. Betriebsräte pochen...