Technologie

Wissenschaftler entwickeln Gold, das so leicht ist wie Milchschaum

Forschern der ETH Zürich ist es gelungen, einen Schaumstoff aus echten Gold herzustellen. Das Produkt besteht zu zwei Teilen aus festem Material und zu 98 Teilen aus Luft. Dies könnte für die Uhren- und Schmuckindustrie ebenso interessant sein wie für die chemische Katalyse.
11.12.2015 01:26
Lesezeit: 2 min

Nur von außen betrachtet ist der Gold-Schaumstoff kaum von einem gewöhnlichen Goldnugget zu unterscheiden. In Farbe, Form und in der Art, wie es glänzt, sind keine Unterschiede mit bloßem Auge festzustellen. Doch die Beschaffenheit des neuen Goldes ist eine andere. Unter der Leitung von Raffaele Mezzenga, Professor für Lebensmittel und weiche Materialien an der ETH Zürich, ist eine Art Schaumstoff aus Gold entwickelt worden.

Die Schweizer Wissenschaftler sprechen vom leichtesten Goldklumpen der Welt. „Das sogenannte Aerogel ist tausendmal leichter als ein herkömmliches Goldnugget“, so Mezzenga. „Es ist leichter als Wasser und beinahe so leicht wie Luft.“ Nimmt man das Gold in die Hand, ist es weich und lässt sich verformen. Am ehesten würde man von einem Goldgeflecht sprechen, das vor allem aus Poren und nicht aus Material besteht.

Das Aerogel besteht tatsächlich zu 98 Teilen aus Luft und nur zu zwei Teilen aus festem Material. Bei dem festen Material handelt es sich um gut vier Fünftel Gold und ein Fünftel Milchproteinfasern. Der Wert liegt bei 20 Karat.

Für das leichteste Gold der Welt wurden zunächst die Milchproteine erhitzt, um ganz feine Proteinfasern im Nanometerbereich herzustellen. Taucht man diese anschließend in eine Lösung aus Goldsalz, „vernetzten sich die Proteinfasern zu einem Grundgerüst entlang dessen das Gold gleichzeitig zu kleinen Partikeln auskristallisierte“. Ein gelartiges Goldfasernetz entstand.

„Eine der grossen Herausforderungen war, dieses feine Netzwerk zu trocknen, ohne es dabei zu zerstören“, sagt Gustav Nyström, Oberassistent in der Gruppe und Erstautor der entsprechenden Studie in der Fachzeitschrift „Advanced Materials“. Die Wissenschaftler ließen die Fasern nicht einfach an der Luft trocknen. Hier war die Gefahr zu groß, dass dadurch die feine Struktur des Goldes beschädigt werden könnte. Ein Trocknungsprozess mit Kohlendioxid war die Lösung.

„Die optischen Eigenschaften von Gold hängen stark von der Grösse und Form der Goldpartikel ab“, so Nyström. „Wir können daher die Farbe des Materials verändern.“ Wenn man dafür sorge, dass das Gold nicht zu Mikropartikeln, sondern zu kleineren Nanopartikeln auskristallisiere, entstehe dunkelrotes Gold. Aber nicht nur die Farbe, sondern auch optische Eigenschaften wie die Absorption und Reflexion können so beeinflusst werden.

Das geringe Gewicht und die Verformbarkeit des Schaumstoff-Goldes sprechen für einen Einsatz des Goldes in der Uhren- und Schmuckproduktion. „Eine weitere Anwendung ist die chemische Katalyse, wie die Wissenschaftler in ihrer Arbeit zeigten.“ Da das hochporöse Material eine riesige Oberfläche hat, laufen darin von der Anwesenheit von Gold abhängige chemische Reaktionen sehr effizient ab. Interessant könnte das Aerogel auch in Sachen Strom sein. „Bei normalem Luftdruck berühren sich die einzelnen Goldpartikel im Material nicht, das Goldaerogel leitet Strom nicht“, sagt Mezzenga. „Wird der Druck jedoch erhöht, das Material quasi zusammengepresst, beginnen sich die Partikel zu berühren, das Material wird leitfähig.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Immer mehr XRP- und ETH-Inhaber wenden sich still und leise an OPTO-Miner, um 3.000 Dollar pro Tag zu verdienen

Im derzeit unberechenbaren Kryptomarkt entscheiden sich immer mehr Anleger dafür, langsamer zu werden und sich nicht mehr von...

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Deutsche Goldreserven: Hoher Goldpreis, explodierende Staatsschulden – sollte die Bundesbank Gold zu Geld machen?
09.07.2025

Rekordschulden, Rekordausgaben: Der Bundeshaushalt steuert unter der schwarz-roten Regierung bis 2029 auf ein 850 Milliarden Euro schweres...

DWN
Unternehmen
Unternehmen IT-Sicherheit in der Urlaubszeit: Wenn der Chef im Urlaub ist, beginnt für die IT der Ernstfall
09.07.2025

Der Sommer beginnt, das Management reist ab – für Hacker ist das die ideale Gelegenheit. Lesen Sie, wie Unternehmen für IT-Sicherheit...

DWN
Politik
Politik Kommt die Senkung der Stromsteuer für alle? Bundesregierung droht Dämpfer im Bundesrat
09.07.2025

An der Entscheidung der Bundesregierung, die Stromsteuer nicht – wie im Koalitionsvertrag angekündigt – auch für alle Bürger und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft OPEC+ erhöht Förderung deutlich – Ölpreise unter Druck
09.07.2025

Die OPEC+ überrascht mit einer weit stärkeren Förderausweitung als erwartet – mit möglichen Folgen für die Weltwirtschaft,...

DWN
Technologie
Technologie Rekordfahrt auf Strom: Lucid überquert Alpen – E-Auto schafft 1205 Kilometer
09.07.2025

Ein neuer Reichweitenrekord zeigt, wie leistungsfähig moderne Elektroautos inzwischen sind: Ein Fahrzeug des US-Herstellers Lucid hat mit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaft und KI: Jeder zweite Arbeitnehmer zweifelt an Deutschlands wirtschaftlicher Zukunft
09.07.2025

Eine aktuelle Umfrage zeigt: Viele Beschäftigte sind skeptisch, ob Deutschland im Zeitalter der künstlichen Intelligenz wirtschaftlich...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Grünes Image unter Druck: EU plant strengere Regeln für Umweltwerbung
09.07.2025

Begriffe wie „klimaneutral“ oder „biologisch abbaubar“ begegnen Verbraucherinnen und Verbrauchern inzwischen fast überall – von...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschlands 500-Milliarden-Euro-Infrastrukturplan: Eine Chance für europäische Bauunternehmen?
09.07.2025

Deutschland plant das größte Infrastrukturprogramm seiner Geschichte. Doch es fehlen Bauarbeiter. Können andere europäische Firmen und...