Politik

Neue Kredite: Griechenland akzeptiert Mitwirkung des IWF

Griechenland wir weiter mit dem IWF zusammenarbeiten. Damit sind auch neue Kredite der europäischen Steuerzahler für die Euro-Rettung wieder möglich. Der IWF hatte erst kürzlich für die Ukraine seine Regeln geändert und kann nun auch Pleite-Staaten neue Kredite gewähren.
15.01.2016 00:31
Lesezeit: 2 min

Griechenland akzeptiert das weitere Engagement des Internationalen Währungsfonds (IWF) am milliardenschweren Hellas-Kreditprogramm. "Die Beteiligung des IWF ist verabredet. Zu dieser Verpflichtung stehen wir", sagte Finanzminister Euclid Tsakalotos dem Handelsblatt. Auch Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem sagte in Brüssel, Tsakalotos habe ihm bestätigt, dass der IWF Teil des Prozesses sein müsse.

Die Beteiligung des Fonds wird nicht nur von Deutschland, sondern auch von Finnland und den Niederlanden - deren Finanzminister Dijsselbloem ist - zur Bedingung gemacht. Der griechische Regierungschef Alexis Tsipras hatte im Dezember gesagt, eine IWF-Teilnahme sei nicht nötig. Der IWF ist in Teilen der griechischen Bevölkerung verhasst, weil mit ihm viele Einschnitte in das Sozialsystem verbunden werden, welche die Gläubiger im Gegenzug für mittlerweile drei Hilfsprogramme verlangt haben. In zwei Rettungspaketen waren Griechenland seit 2010 über 200 Milliarden Euro geliehen worden, 2015 wurde ein weiteres Paket über bis zu 86 Milliarden vereinbart.

Ein IWF-Vertreter sagte, der Fonds werde Griechenland weiter in vollem Umfang unterstützen. Die genaue Rolle hänge aber von den Beratungen mit den Behörden und europäischen Partnern ab.

Für den IWF ist eine Mitwirkung an weiteren Krediten für Griechenland vor allem nach einer Änderung der internen Regeln möglich geworden: Der IWF gewährt der Ukraine weitere Kredite, obwohl Kiew seine Schulden an Russland nicht vereinbarungsgemäß bezahlen kann. Bisher war es dem IWF verboten, Pleite-Staaten weitere Kredite zu gewähren. Der IWF folgt damit dem Wunsch der USA, die wiederum die Interessen der Nato durchsetzen: Für die Nato sind sowohl Griechenland als auch die Ukraine strategisch wichtige Partner, die man nicht fallenlassen kann.

Die Eurogruppe beriet bei ihrem Treffen in Brüssel auch über Rentenreformpläne der Regierung in Athen, die Teil der Vereinbarungen mit den Geldgebern sind. Vor den Gesprächen bezeichnete Dijsselbloem den griechischen Vorschlag als ernsthaft. Am Ende müssten die Zahlen aber Sinn ergeben. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble lobte, die griechische Regierung unternehme "große Anstrengungen".

Dijsselbloem sagte, er könne noch nicht absehen, wann die erste Überprüfung der Reformfortschritte Athens abgeschlossen werde. Griechenlands europäische Gläubiger werden nach Angaben von Insidern vermutlich ab dem 18. Januar mit der ersten Überprüfung des Hellas-Reformprogramms beginnen. Der Vorgang solle im Februar abgeschlossen werden, hatten am Jahresanfang Vertreter der Euro-Zone gesagt. Der Abschluss der Revision ist für Griechenland wichtig, weil sich daran Diskussionen über etwaige Schuldenerleichterungen anschließen sollen.

Nach acht Jahren in der Rezession findet Griechenland nach den Worten von Wirtschaftsminister Giorgos Stathakis zurück zu Wachstum. Das Plus 2016 könne 1,5 Prozent erreichen, sagte Stathakis der "Wirtschaftswoche" laut Vorab-Bericht. Damit ist er zuversichtlicher als die EU-Kommission, die dem Land im November für das Gesamtjahr 2016 einen erneuten Rückgang seiner Wirtschaftsleistung um 1,3 Prozent vorhergesagt hatte.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Immer mehr XRP- und ETH-Inhaber wenden sich still und leise an OPTO-Miner, um 3.000 Dollar pro Tag zu verdienen

Im derzeit unberechenbaren Kryptomarkt entscheiden sich immer mehr Anleger dafür, langsamer zu werden und sich nicht mehr von...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Misstrauensvotum gegen EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen: Politik-Beben in Brüssel
09.07.2025

Am Donnerstag muss sich EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen einem Misstrauensvotum im Parlament stellen. Konkret werfen der Rumäne...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutsche Goldreserven: Hoher Goldpreis, explodierende Staatsschulden – sollte die Bundesbank Gold zu Geld machen?
09.07.2025

Rekordschulden, Rekordausgaben: Der Bundeshaushalt steuert unter der schwarz-roten Regierung bis 2029 auf ein 850 Milliarden Euro schweres...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Zollpoker ohne Risiko? Anleger setzen auf das alte Trump-Muster
09.07.2025

Donald Trump zündelt erneut im globalen Zollstreit – und die Finanzmärkte zucken nur mit den Schultern. Haben Investoren aus der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Elektronikboom im Netz: Droht Europa die Billigflut aus China?
09.07.2025

Europas Verbraucher kaufen Elektronik immer öfter online – doch ausgerechnet ein drohender Zollkrieg der USA könnte Europa mit einem...

DWN
Politik
Politik Kommt die Senkung der Stromsteuer für alle? Bundesregierung droht Dämpfer im Bundesrat
09.07.2025

An der Entscheidung der Bundesregierung, die Stromsteuer nicht – wie im Koalitionsvertrag angekündigt – auch für alle Bürger und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Huthi-Angriff im Roten Meer zerschlägt Hoffnung auf Wiedereröffnung des Suezkanals
09.07.2025

Ein neuer Angriff der Houthis auf ein griechisches Frachtschiff lässt alle Hoffnungen auf eine Wiedereröffnung des Suezkanals zerplatzen....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaft und KI: Jeder zweite Arbeitnehmer zweifelt an Deutschlands wirtschaftlicher Zukunft
09.07.2025

Eine aktuelle Umfrage zeigt: Viele Beschäftigte sind skeptisch, ob Deutschland im Zeitalter der künstlichen Intelligenz wirtschaftlich...

DWN
Politik
Politik Corona: Breite Mehrheit für Enquete-Kommission zur Corona-Aufarbeitung
09.07.2025

Lockdown, Impfpflicht, Schulschließungen und Abstandsregeln – in der Corona-Pandemie wurde eine Vielzahl von unverhältnismäßigen...