Technologie

Konkurrenz zur Post: Amazon plant in Europa automatische Packstationen

Amazon will in Europa eigene automatische Packstationen aufbauen. Diese machen den US-Konzern unabhängig von den Lieferdiensten. Damit würde der Online-Händler von einem der besten Kunden zum direkten Konkurrenten der Post.
19.02.2016 11:28
Lesezeit: 1 min

Der Deutschen Post und Hermes drohen durch Amazon Einbußen im Paketgeschäft. Der US-Internetriese will in europäischen Großstädten eigene vollautomatische Packstationen aufbauen, wie aus Stellenanzeigen des Unternehmens hervorgeht. In solchen Stationen könnten Kunden ihre Bestellungen abholen oder Retouren einstellen. Bislang erhalten Amazon-Kunden ihre Lieferungen auf Wunsch auch an die gelben Packstationen der Post oder in die Hermes-Paketshops. Mit einem eigenen Netz würde sich Amazon unabhängiger machen von den großen Paketdienstleistern. Zuvor hatte die Süddeutsche Zeitung über die Pläne berichtet, Amazon bestätigte die Pläne am Freitag nicht.

Ein entsprechendes Angebot gibt es bereits in den USA und Großbritannien unter dem Namen Amazon Locker. Dort sind in zahlreichen Städten Packstationen in Betrieb. Sie stehen auf öffentlichen Plätzen, in Einkaufszentren oder Supermärkten.

In den USA will Amazon zudem seine Pakete in Zukunft öfter selbst ausliefern. Dazu soll der Konzern heimlich Fahrer angeworben haben. Mit einer eigenen Transport-Flotte macht der US-Konzern künftig auch den Paketdiensten ernste Konkurrenz.

Amazon Deutschland wollte sich am Freitag nicht zu weiteren Plänen äußern. „Amazon arbeitet kontinuierlich an der Entwicklung neuer Services für den Kunden“, sagte eine Sprecherin. Zu Amazon Locker in Deutschland habe das Unternehmen keine Ankündigung gemacht. In den Stellenanzeigen werden diverse Manager für die Standorte München, Paris und Luxemburg gesucht, die das Packstation-System aufbauen sollen.

Amazon hat bereits einen Schritt zu mehr Unabhängigkeit unternommen. Im vergangenen Jahr eröffnete der Online-Händler in Olching bei München ein erstes Paketzentrum. Dort verteilen 130 Mitarbeiter Pakete für die Zustellung noch am gleichen oder am kommenden Tag. Die Auslieferung an die Kunden selbst übernehmen Amazon zufolge aber sechs lokale Logistikunternehmen. Amazon-Manager Bernd Schwenger hatte gesagt, weitere Verteilzentren in deutschen Metropol-Regionen seien denkbar.

Die Post hatte darauf gelassen reagiert. „Aus langjähriger Erfahrung wissen wir, dass in Deutschland der Aufbau einer eigenen flächendeckenden Transportlogistik vergleichbarer Qualität und ihr wirtschaftlicher Betrieb ein anspruchsvolles Vorhaben ist“, hatte Post-Vorstand Jürgen Gerdes erst Anfang Dezember gesagt. Die Post profitierte in den vergangenen Jahren stark vom boomenden Online-Handel - immer mehr Verbraucher bestellen ihre Waren im Internet, die Bonner lieferten die Pakete dann an die Kunden aus.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Wie der Westen seine Werte in der Wüste verrät: Big Tech versteckt die Probleme unter glänzenden Fassaden
21.06.2025

Big Tech hofiert autoritäre Regime vom Golf – im Tausch gegen Milliarden, Macht und Rechenzentren. Doch hinter der glitzernden Fassade...

DWN
Politik
Politik Deutschland steht vor dem historischen Aufschwung – aber es gibt ein großes Problem
21.06.2025

Mit der faktischen Abschaffung der Schuldenbremse beginnt Deutschland eine neue Ära – mit enormen Investitionen in Militär,...

DWN
Panorama
Panorama KI-Musik auf dem Vormarsch: Gefahr oder Chance für die Musikbranche?
21.06.2025

KI-Musik verändert die Musikbranche – kreativ, disruptiv, kontrovers. Künstler verlieren Kontrolle und Einnahmen. Doch wie weit darf...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Disney gegen die KI: Wem gehört das Internet noch?
21.06.2025

Disney zieht gegen Midjourney vor Gericht – und kämpft nicht nur für Mickey Mouse, sondern für unser digitales Eigentum. Wenn selbst...

DWN
Politik
Politik Putins Informationskrieg: Warum der Westen bereits verliert
21.06.2025

Während Russland mit Desinformation und Zynismus die Ordnung zerschlägt, wirkt der Westen wie ein schläfriger Zuschauer. Genau deshalb...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Litauischer Hersteller Altas Auto: Wie Europa exklusive Elektrobusse bekommt
20.06.2025

Während Europas Politik auf Elektro-Transformation pocht, bleibt die Umsetzung zäh. Ein litauischer Hersteller von E-Minibussen will die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Waffen brauchen Rohstoffe: Der stille Machtkampf um die Kriegsmetalle Antimon und Wolfram
20.06.2025

Antimon und Wolfram gelten als Schlüsselfaktoren für die moderne Rüstung. Doch die weltweiten Vorkommen liegen größtenteils außerhalb...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Osteuropas KI-Plan: Die EU-Digitalwende kommt nicht aus Brüssel
20.06.2025

Mit fünf strategischen Hebeln will Mittel- und Osteuropa die EU-Digitalspitze übernehmen – ein ambitionierter Plan mit Folgen für die...