Der Pakt mit der Türkei soll den Durchbruch in der Flüchtlingskrise bringen - doch müssen beim EU-Gipfel noch hohe Hürden überwunden werden. Die EU verlangt von der Türkei die Garantie, dass zurückgenommene Flüchtlinge nicht in Gefahrenzonen abgeschoben werden.
Doch viele Staaten äußern Bedenken, die Türkei könne gegen Flüchtlingskonventionen verstoßen. So hatte Regierungschef Ahmet Davutoglu laut türkischen Medien erklärt, alle zurückgenommenen Nicht-Syrer würden unterschiedslos in ihre Herkunftsländer abgeschoben. EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker zeigte sich am Donnerstag immerhin "einigermaßen zuversichtlich", dass bis Freitag ein rechtlich sauberer Deal zustande komme.
Im Entwurf für eine gemeinsame EU-Türkei-Erklärung reicht der EU die Selbstverpflichtung Ankaras, alle Migranten "gemäß internationaler Standards zu schützen" und das Prinzip der Nichtabschiebung in gefährliche Regionen zu respektieren. Auch der Europarat befand die Vorschläge für gut.
Doch in der Praxis sieht die Realität ziemlich hart aus - und vom Geist der Menschenrechte oder der Menschenwürde ist etwa in einem konkreten Fall nichts zu bemerken, den Amnesty öffentlich gemacht hat.
Ein syrischer Flüchtling, dem die türkischen Behörden die Einreise verweigern, sitzt seit einem Jahr am internationalen Flughafen Istanbul fest. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International sprach von "willkürlicher Inhaftierung" und forderte die türkische Regierung auf, Fadi Mansur "vorübergehend Schutz" zu gewähren und einreisen zu lassen.
Amnesty zufolge floh Mansur 2012 vor dem Krieg in Syrien in den Libanon, bevor er sich in der Türkei niederließ. Im vergangenen Jahr wurde ihm die Einreise nach Malaysia verwehrt. Bei seiner Rückkehr nach Istanbul am 15. März 2015 strandete er am Atatürk-Flughafen in einem "problematischen Passagieren" vorbehaltenen Raum.
Im vergangenen November konnte Mansur den fensterlosen und ständig beleuchteten Raum kurzfristig verlassen, um nach Libanon zu reisen. Doch auch dort wurde ihm die Einreise verweigert, und er kehrte wieder nach Istanbul zurück.
In einem Video der Menschenrechtsorganisation spricht der Mittzwanziger von einer "grausamen, unmenschlichen und erniedrigenden" Behandlung. Er träume davon, einmal wieder ohne Licht schlafen zu können. Am Mittwoch veröffentlichte der syrische Gefangene über den Kurzbotschaftendienst Twitter ein Foto mit einem Hamburger und der Bildunterzeile: "Teilen Sie meine tägliche Mahlzeit mit mir".
Mansurs Fall erinnert an den des Iraners Merhan Karimi Nasseri, von dem sich Steven Spielberg zu seinem Film "The Terminal" aus dem Jahr 2004 inspirieren ließ. Der Mann, der keine ordentlichen Ausweispapiere hatte, saß 18 Jahre lang im Terminal 1 des Pariser Flughafen Charles de Gaulle fest.