Finanzen

Einigung zwischen OMV und Gazprom rückt näher

Eine Einigung zwischen dem österreichischen Öl-Riesen OMV und Gazprom erscheint immer wahrscheinlicher. Im Gegenzug zu Beteiligungen an einem sibirischen Gasfeld verspricht OMV dem russischen Partner Anteile an seiner Ölförderung in der Nordsee. Eine Einigung wäre ein Rückschlag für die amerikanischen Energieinteressen in Europa.
01.04.2016 17:43
Lesezeit: 1 min

Der österreichische Energiekonzern OMV und das russische Unternehmen Gazprom sind einer Einigung einen Schritt nähergekommen, wie Reuters meldet. Das teilstaatliche Wiener Unternehmen bietet den Russen eine Beteiligung an seiner Nordsee-Ölförderung an und erhält im Gegenzug einen Anteil an einem sibirischen Gasfeld. Darauf haben sich die Chefs der beiden Unternehmen am Freitag in St. Petersburg geeinigt. Weitere Details wurden vorerst nicht genannt. Um OMV-Chef Rainer Seele Rückwind für das politisch brisante Geschäft zu geben, war auch Österreichs Finanzminister Hans Jörg Schelling zu dem Treffen angereist.

OMV und Gazprom hatten sich bereits im September grob auf das Tauschgeschäft geeinigt. In einer Absichtserklärung wurde festgehalten, dass die OMV knapp 25 Prozent an einem Teil des sibirischen Öl- und Gasfelds Urengoy erhalten solle. Welche Vermögensteile die Österreicher im Gegenzug der Gazprom anbot, war bislang offen. Politiker und Wirtschaftsvertreter befürchteten, dass den Russen heimische Vermögenswerte überlassen werden und es zu einer Zerschlagung von Österreichs größtem Industriekonzern komme. OMV-Chef Seele schloss nun aber aus, dass österreichische Aktivitäten für den Deal abgegeben würden.

Vom politischen Umfeld will sich der OMV-Chef nicht beeinflussen lassen. Schon vor Jahren, als er noch die Geschicke des Kasseler Unternehmens Wintershall lenkte, wollte er einen ähnlichen Anteilstausch mit Gazprom über die Bühne bringen. Das Vorhaben scheiterte vorerst Ende 2014. Der Chemiekonzern BASF machte damals das schwierige politische Umfeld angesichts der Ukraine-Krise verantwortlich. Im September wurde der Deal unter dem neuen Wintershall-Chef Mario Mehren aber in trockene Tücher gebracht.

Gazprom-Chef Alexej Miller erwartet den Vollzug des Tauschgeschäfts bis Ende des Jahres. Sollte der Deal scheitern, muss OMV seine Strategie anpassen. Der Öl- und Gaskonzern spürt derzeit massiv den Ölpreisverfall. Im vergangenen Jahr verbuchte OMV wegen hoher Abschreibungen einen Milliardenverlust. Seele führt die Probleme vor allem auf im Branchenvergleich zu hohe Kosten für die Suche nach Öl und Gas zurück. Der Manager setzt all seine Hoffnungen auf den Einstieg in den russischen Markt. Dort wären die Produktionskosten weit niedriger als etwa in der Nordsee oder in Rumänien. Die OMV hatte vor knapp drei Jahren für rund zwei Milliarden Euro von Statoil Anteile an Öl- und Gasfeldern in der Nordsee erworben. Schon seit längerem sucht die OMV einen Käufer für einen Teil ihrer 50-Prozent-Beteiligung am Ölfeld Rosebank in der britischen Nordsee.

Die Einigung würde vor allem die USA treffen: Denn es scheint in amerikanischem Interesse zu liegen, die Energieabhängigkeit Europas von Russland zu schwächen, um selbst als Verkäufer von Öl und Gas aufzutreten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Bundestagswahl: Sahra Wagenknecht und das BSW fordern Kurswechsel in der deutschen Politik
18.01.2025

Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) fordert einen radikalen Kurswechsel in der deutschen Politik. Mit scharfer Kritik an den...

DWN
Panorama
Panorama Fachkräftemangel in Kitas: Deutschland setzt auf Erzieher aus Spanien
18.01.2025

Angesichts des Fachkräftemangels in Kitas setzt Deutschland verstärkt auf Erzieher aus Spanien. Mit dem Programm "Willkommen im...

DWN
Finanzen
Finanzen Bürokratieentlastungsgesetz IV: Bürokratieabbau oder Gefahr für Steuerhinterziehung?
18.01.2025

Das Bürokratieentlastungsgesetz IV soll Unternehmen jährlich um fast eine Milliarde Euro entlasten. Doch könnte es gleichzeitig...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Maul- und Klauenseuche Deutschland: Landwirtschaftliche Schäden und Eindämmungsmaßnahmen
18.01.2025

Der Ausbruch der Maul- und Klauenseuche Deutschland sorgt für große Besorgnis unter Landwirtinnen und Landwirten. Die wirtschaftlichen...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohneigentumsquote erreicht historischen Tiefstand: Was bedeutet das für die Bürger?
18.01.2025

Die Wohneigentumsquote in Deutschland ist 2022 auf nur noch 43,6 Prozent gesunken – ein kontinuierlicher Rückgang. Das Pestel-Institut...

DWN
Finanzen
Finanzen Steuerpolitik: Wie hohe Abgaben Unternehmen und Arbeitnehmer belasten
18.01.2025

Die Steuerpolitik Deutschlands steht in der Kritik: Höchste Unternehmenssteuern unter Industrieländern, steigende Belastungen für...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt 1NCE-IPO: Das deutsche Einhorn plant den Börsengang - und will expandieren
17.01.2025

1NCE gilt als Einhorn, also als Techfirma, die mehr als eine Milliarde Euro wert ist. Das junge Unternehmen aus Köln revolutioniert das...

DWN
Finanzen
Finanzen Meister des Short Squeeze: Hindenburg Research stoppt Leerverkäufe und verlässt die Börse
17.01.2025

Der Absturz des Luftschiffs Hindenburg 1937 in New York - für Nate Anderson war es Sinnbild seiner Mission an der Wall Street....