Politik

Syrien lässt US-Bürger frei, der zuvor in Libyen gekämpft hatte

Russland hat die Freilassung eines US-Bürgers in Syrien erwirkt. Der Mann hatte zuvor nach eigener Aussage in Libyen gegen Gaddafi gekämpft. Er war offenbar ein Söldner, was ein bezeichnendes Licht auf die US-Aktivitäten in Libyen und Syrien wirft.
08.04.2016 23:32
Lesezeit: 2 min
Syrien lässt US-Bürger frei, der zuvor in Libyen gekämpft hatte
Kevin Dawes, laut Independent in einem Video in Libyen im Jahr 2011. (Foto: The Independent)

Nach russischer Vermittlung hat die syrische Regierung einen seit Jahren in Syrien vermissten US-Bürger freigelassen. Das US-Außenministerium dankte am Freitag der Regierung in Moskau für ihre Intervention in dem Fall. Nach russischen Angaben handelt es sich bei dem Freigelassenen um den 33-jährigen Kevin Dawes. Er sei in einer Militärmaschine nach Moskau geflogen und Mitarbeitern der US-Botschaft übergeben worden.

Das FBI bezeichnete Dawes als freischaffenden Fotografen. Vor seinem Verschwinden in Syrien hatte Dawes im Jahr 2011 in einem Interview des US-Radiosenders NPR gesagt, dass er sich einer bewaffneten Miliz in Libyen angeschlossen habe. NPR berichtet davon, dass spekuliert werde, der Mann sei CIA-Agent. Er hatte zwar nie offiziell in der US-Armee gedient, jedoch nach eigener Aussage zehn Jahre Erfahrung als trainierter Scharfschütze. Auf mehreren Bildern posiert er mit einer Waffe, nicht mit einer Kamera. Die Lektüre des NPR-Interviews lässt wenig Zweifel, dass der Mann als Söldner aktiv war. Er bezeichnet sich selbst als US-Bürger, trug während des Interviews in Sirte eine kugelsichere Weste und erzählte dem Sender, wie er auf der Seite der Rebellen gegen die libyschen Rebellen gekämpft hatte.

Der Independent berichtet, der Mann habe unter psychischen Problemen gelitten, unter anderem unter Paranoia. Sein Twitter-Account zeigt, dass er etliche krypische Tweets abgesetzt hat:

Dawes hat dabei nur sehr wenige eigene Tweets geschrieben, jedoch viele Anti-Assad-Tweets retweeted. Auffallend: Anders als professionelle Pressefotografen hat er keine eigenen Fotos auf Twitter gepostet. Der Independent schreibt, Dawes habe ursprünglich Journalist werden wollen, sei dann aber Sanitäter und Kämpfer geworden.

Die USA wüssten die "Anstrengungen zu schätzen", die die russische Regierung für den freigelassenen US-Bürger unternommen habe, sagte ein Sprecher des Außenministeriums in Washington. Zur Identität des Freigelassenen wollte er sich aus Gründen des Schutzes der Privatsphäre nicht äußern. Das russische Außenministerium bestätigte jedoch, dass es sich um Dawes handelt, der seit 2012 in dem Bürgerkriegsland vermisst war.

Die syrische Regierung habe Dawes festnehmen lassen, weil er illegal in das Land eingereist sei, hieß es in Moskau. Er sei dann am Freitag vergangener Woche in die russische Hauptstadt gebracht worden und habe Russland inzwischen wieder verlassen. "Wir hoffen, dass er sich nicht wieder in eine ähnliche Lage begibt, und dass Washington die syrische Geste zu schätzen weiß", erklärte das russische Außenministerium.

Laut einer Vermisstenanzeige der US-Bundespolizei FBI war Dawes im September 2012 von der Türkei aus nach Syrien eingereist, im folgenden Monat verlor sich seine Spur.

Mehrere weitere US-Bürger werden nach Angaben des US-Außenministeriums noch in Syrien vermisst, darunter der 31-jährige Austin Tice. Tice war nach seiner Karriere als Offizier bei den US-Marines, die ihn in den Irak und nach Afhganistan geführt hatte, freier Journalist für McClatchy und die Washington Post, wie Texas Monthly berichtet.

Trotz des Abbruchs der diplomatischen Beziehungen hatten US-Vertreter zuletzt direkten Kontakt mit syrischen Regierungsmitarbeitern, um nach den verschwundenen US-Bürgern zu forschen, wie der Ministeriumssprecher sagte.

Zum selben Zweck unterhalten die USA den Angaben zufolge auch engen Kontakt zu Russland. "Wir begrüßen die Unterstützung Russlands" bei den Anstrengungen zur Befreiung der US-Bürger in Syrien, sagte der Sprecher.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Politik
Politik Warum sprechen diese Woche alle über Trumps „Big Beautiful Bill“?
01.07.2025

Es ist Trumps größtes Prestigeprojekt. Doch welche Vor- und Nachteile hat das Gesetzespaket, das am Freitag unterschriftsreif auf dem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kernenergie-Aktien explodieren um 542 Prozent: Anleger warnen vor Blasenbildung
01.07.2025

Kernenergie-Aktien feiern ein spektakuläres Comeback – befeuert durch den steigenden Strombedarf für Rechenzentren. Die Branche erlebt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Svenska Digitaltolk: Dolmetscher-Gigant kauft KI-Unternehmen – Millionenumsatz prognostiziert
01.07.2025

Schwedens Dolmetscher-Gigant will Europas Übersetzungsmarkt aufrollen – mit KI, Millionenplänen und dem Griff nach Deutschland. Doch...

DWN
Politik
Politik Grenze zu – zumindest teilweise: Polen kontrolliert ab Montag
01.07.2025

Polen wird ab kommendem Montag vorübergehend wieder Grenzkontrollen an der Grenze zu Deutschland einführen. Das kündigte...

DWN
Politik
Politik Krankenkassen schlagen Alarm: Zusatzbeiträge könnten deutlich steigen
01.07.2025

Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) warnen vor Druck zu neuen Beitragserhöhungen ohne eine rasche Bremse für steigende Kosten....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Thyssenkrupp-Umbau betrifft Tausende – Betriebsräte fordern Klarheit
01.07.2025

Angesichts weitreichender Umbaupläne bei Thyssenkrupp fordern die Beschäftigten klare Zusagen zur Zukunftssicherung. Betriebsräte pochen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Werk für NATO-Kampfjet: Rheinmetall startet Produktion in NRW
01.07.2025

Der Rüstungskonzern Rheinmetall hat in Weeze (Nordrhein-Westfalen) eine hochmoderne Fertigungsanlage für Bauteile des Tarnkappenbombers...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Investitionsstau: Kaputte Straßen, marode Schulen – Kommunen am Limit
01.07.2025

Viele Städte und Gemeinden stehen finanziell mit dem Rücken zur Wand: Allein die Instandhaltung von Straßen, Schulen und...