Politik

USA und Israel warnen: Höchste Terror-Gefahr in der Türkei

Lesezeit: 2 min
09.04.2016 20:12
Amerikanische und israelische Geheimdienste warnen ihre Staatsbürger vor einer offenbar sehr konkreten Terrorgefahr in der Türkei. Der Tourismus in der Türkei steht vor einem Desaster, weil erwartet wird, dass auch europäische Reisewarnungen folgen.
USA und Israel warnen: Höchste Terror-Gefahr in der Türkei

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die amerikanischen und die israelischen Sicherheitsbehörden warnen derzeit vor konkreten und unmittelbaren terroristischen Bedrohungen ihrer Staatsangehörigen in der Türkei. Israelische Bürger werden aufgefordert, die Türkei so rasch als möglich verlassen. Nach israelischer - und wohl auch amerikanischer - Einschätzung wird die derzeitige Gefahr „hoch und unmittelbar“ beurteilt. Als Ziele wird die Achillesferse der türkischen Wirtschaft, die Tourismusindustrie, identifiziert. Diese Alarmmeldung gilt für die gesamte Türkei. Betroffen davon sind nicht nur die klassischen Tourismusdestinationen in Antalya sondern auch jene entlang der türkischen Ägäisküste.

Die abermalige Zuspitzung der Situation kommt nur eine Woche nach einer Warnung der amerikanischen Sicherheitsbehörden an alle in der Türkei befindlichen US-Staatsbürger vor einer akuten terroristischen Gefährdungslage. Die USA gingen sogar so weit, die Evakuierung der Familienangehörigen der in Südost-Türkei stationierten Angehören der US-Sicherheitsbehörden und Streitkräfte einzuleiten und die vorübergehende Schließung von US-Einrichtungen und Stützpunkten anzukündigen. Die USA haben haben Samstag ihre Staatsangehörigen in der Türkei erneut vor einer "glaubwürdigen Bedrohung" gegen Touristengebiete gewarnt. Dies gelte insbesondere für Istanbul und den Küstenort Antalya, hieß es in einer am Samstag von der Botschaft verbreiteten E-Mail. US-Bürger in dem Land sollten höchste Vorsicht walten lassen.

Als Folge dieser Unsicherheit zeichnet sich zu diesem Zeitpunkt in der türkischen Tourismusindustrie ein Desaster ab. Verzeichnet wird ein Buchungsrückgang zwischen 40 und 60 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Anhaltende Alarmmeldungen und Terrorwarnungen und die Wahrscheinlichkeit einer sich abermals verschärfenden Sicherheitslage lassen die Erwartungen in der Tourismusbranche weiter in den Keller rutschen. Auch der Städtetourismus in die Türkei ist davon betroffen. So ist der Tourismus aus den USA bereits eingebrochen, ebenso ist ein empfindlicher Rückgang aus Europa evident, insbesondere aus dem deutschsprachigen Raum. Seit dem Luftzwischenfall mit Russland bleiben russische Touristen aus, was insbesondere die Küstenregion in Antalya zu spüren bekommt. Dass vereinzelt Charterflüge aus Russland Analya wieder anfliegen ändert nichts daran, dass der Tourismus aus Russland in die Türkei faktisch zum Erliegen gekommen ist.

Aufgrund der konkreten terroristischen Hinweislagen amerikanischer und auch israelischer Sicherheitsbehörden ist davon auszugehen, dass auch das deutsche und österreichische Auswärtige Amt ihre Reisewarnung für die Türkei anheben werden. Andere europäische Staaten werden folgen.

Im Lichte des erst angelaufenen Abkommens zwischen der EU und der Türkei zur Rückführung der Flüchtlinge von den Griechischen Inseln in die Türkei, werden die zu erwartenden europäischen Reisewarnungen für Touristen zu weiteren politischen Spannungen zwischen der EU und der Türkei führen. Die Zuspitzung der derzeitigen terroristischen Gefährdungslage kommt daher zu einer politischen Unzeit.

Dr. Gert R. Polli ist der ehemalige Leiter des österreichischen Bundesamtes für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik Verfassungsgericht stärken: Mehrheit der Parteien auf dem Weg zur Einigung?
28.03.2024

Das Verfassungsgericht soll gestärkt werden - gegen etwaige knappe Mehrheiten im Bundestag in aller Zukunft. Eine Einigung zeichnet sich...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutschlands maue Wirtschaftslage verhärtet sich
28.03.2024

Das DIW-Konjunkturbarometer enttäuscht und signalisiert dauerhafte wirtschaftliche Stagnation. Unterdessen blieb der erhoffte...

DWN
Politik
Politik Corona-Aufarbeitung: Lauterbach will RKI-Protokolle weitgehend entschwärzen
28.03.2024

Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat angekündigt, dass einige der geschwärzten Stellen in den Corona-Protokollen des RKI aus der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Brückeneinsturz in Baltimore trifft Importgeschäft der deutschen Autobauer
28.03.2024

Baltimore ist eine wichtige Drehscheibe für die deutschen Autobauer. Der Brückeneinsturz in einem der wichtigsten Häfen der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Osterfreude und EM-Fieber: Hoffnungsschimmer für Einzelhandel
28.03.2024

Das Ostergeschäft verspricht eine Wende für den deutschen Einzelhandel - nach einem düsteren Februar. Wird die Frühlingshoffnung die...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft „Made in Germany“ ist wieder gefragt - deutsche Exporte steigen deutlich
28.03.2024

Der Außenhandel in Deutschland hat wider Erwarten zu Jahresbeginn deutlich Fahrt aufgenommen. Insgesamt verließen Waren im Wert von 135,6...

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienkrise für Banken noch nicht überwunden
28.03.2024

Die deutschen (Pfandbrief-)Banken sind stark im Gewerbeimmobilien-Geschäft engagiert. Das macht sie anfällig für Preisrückgänge in dem...

DWN
Finanzen
Finanzen Der Ukraine-Krieg macht's möglich: Euro-Bonds durch die Hintertür
28.03.2024

Die EU-Kommission versucht, mehr Macht an sich zu ziehen. Das Mittel der Wahl hierfür könnten gemeinsame Anleihen, sogenannte Euro-Bonds,...