Finanzen

Schäuble: Deutsche Sparer verlieren das Vertrauen in die EU

Lesezeit: 2 min
12.04.2016 16:48
Bundesfinanzminister Schäuble kämpft gegen die EZB und will beim G 20 einen Kurswechsel in der globalen Zins-Politik. Doch die Chancen für die deutschen Sparer, in deren Namen Schäuble plötzlich aktiv wird, stehen schlecht: Die globale Finanzindustrie will den Crash in den USA verhindern. Dazu braucht es genau die Geldpolitik, die den deutschen Sparern und Rentnern schadet.
Schäuble: Deutsche Sparer verlieren das Vertrauen in die EU

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble machen die wirtschaftlichen und politischen Folgen der ultralockeren Geldpolitik in Deutschland Sorgen. Schäuble drückte sich in einem Reuters-Interview zwar etwas kryptisch aus, weil er die offene Auseinandersetzung noch scheut.

Schäuble sagte:

"Es ist unbestritten, dass die Niedrigzinspolitik momentan in Deutschland den Banken und der ganzen Finanzbranche außergewöhnliche Probleme bereiten", sagte er. Auch die Altersvorsorge leide. "Deshalb weise ich auch immer wieder darauf hin, dass das die Bereitschaft der Bürger, sich der europäischen Integration anzuvertrauen, nicht unbedingt stärkt."

Das bedeutet:

Wenn die Ersparnisse der deutschen Sparer von der Euro-Rettung aufgefressen werden, dann werden die deutschen Sparer früher oder später die EU ablehnen.

Schäuble sieht die Schuld allerdings nicht nur bei der EZB, sondern auch in den anderen EU-Staaten: Es greife zu kurz, nur die EZB dafür verantwortlich zu machen. "Das wäre falsch". Schließlich sei die von der Politik in vielen Teilen Europas weithin alleingelassen worden, die notwendige und schmerzhafte Reformen oft genug vermieden habe. "Die Politik in Europa muss durch Strukturreformen die Voraussetzungen schaffen, die Probleme besser zu lösen", forderte der Minister.

Der Diskussion über sogenanntes Helikopter-Geld der Zentralbank, also gezielten Geldgeschenken zur Ankurbelung der Wirtschaft, kann Schäuble nichts abgewinnen. "Ich habe (...) nicht den Eindruck, dass darüber in der EZB eine ernsthafte Diskussion geführt wird. Es würde mich bestürzen, wenn man darüber ernsthaft diskutieren würde", sagte er.

Schäuble will bei der IWF-Frühjahrskonferenz für ein Ende der ultralockeren Geldpolitik werben. "Die Finanz- und Wirtschaftspolitik muss den Notenbanken eine Brücke bauen, damit der Einstieg in den Ausstieg von der lockeren Geldpolitik möglich wird", sagte Schäuble der Nachrichtenagentur Reuters in einem am Dienstag veröffentlichen Interview. Es gelte, durch eine stabilere und nachhaltigere Wachstumspolitik die Voraussetzungen zu schaffen, um aus der selbst von den Geldpolitikern als ungewöhnlich beschriebenen Geldpolitik ein Stück weit zur Normalität zurückzukehren. Das aber sei nicht einfach. "Wir sehen, wie große Schwierigkeiten die US-Notenbank Fed hat, diesen Ausstieg aus der ungewöhnliche Geldpolitik sorgfältig in die Wege zu leiten", erklärte er.

Allerdings wird Schäuble mit diesem Vorstoß keinen Erfolg haben: Der IWF signalisierte bereits, dass er die Idee der Negativzinsen unterstütze. Das ist kein Wunder: Negativzinsen helfen den Aktienmärkten, die die Grundlage für die US-Pensionen sind. Im November sind Präsidentenwahlen - bis dahin will das Establishment in Washington alles tun, um einen Crash zu verhindern. Ein solcher könnte die Rentner in die Arme von Donald Trump treiben. Das will die globale Finanzindustrie um jeden Preis verhindern.

Für die seit Wochen an den Märkten kursierende Einschätzung, es gebe daher unter den großen Währungsblöcken - Europa, den USA, Japan und China - eine Verabredung über eine abgestimmte Wechselkurspolitik lieferte Schäuble keinen Beleg. "Wir haben in den letzten G20-Kommuniques immer gesagt, dass wir uns einig sind, die Wechselkurse nicht als Instrument im internationalen Wettbewerb zu betrachten", sagte er. Von irgendwelchen weiteren Verabredungen dazu wisse er nichts. "Ich bin daran jedenfalls nicht beteiligt gewesen."


Mehr zum Thema:  

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...