Finanzen

Leichte Erholung: Chinas Wirtschaft wächst stabil

Das Wirtschaftswachstum in China betrug im ersten Quartal rund 6,7 Prozent. Die veröffentlichten Daten deuten in ihrer Gesamtheit eine Erholung der Volkswirtschaft an. Die Bremer Landesbank kritisiert in diesem Zusammenhang eine tendenziell negative Berichterstattung zu chinesischen Wachstumszahlen im Westen.
15.04.2016 10:42
Lesezeit: 2 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Das Bruttoinlandsprodukt Chinas stieg im ersten Quartal des laufenden Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um etwa 6,7 Prozent, wie das Statistikbüro am Freitag mitteilte. Im Schlussquartal 2015 betrug das Wachstum in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt noch 6,8 Prozent, im Gesamtjahr waren es 6,9 Prozent. Der Druck auf die Regierung in Peking, mit weiteren Maßnahmen das Wachstum zu stimulieren, dürfte nach Einschätzung von Experten zwar bestehen bleiben -  es gäbe jedoch zunehmend Signale, wonach die Konjunkturabkühlung ihre Talsohle weitgehend erreicht haben könnte. So stieg die Industrieproduktion im März um 6,8 Prozent. Analysten hatten lediglich mit einem Plus von 5,9 Prozent gerechnet.

Auch die Zahlen vom Einzelhandel übertrafen die Erwartungen der Experten. Die Umsätze stiegen um 10,5 Prozent im März. Bereits Mitte der Woche hatten überraschend starke Exportdaten Hoffnungen auf eine Konjunkturbelebung geschürt. Die Wirtschaftsdaten deuteten auf eine Stabilisierung, sagte denn auch Suan Teck Kin von der United Overseas Bank in Singapur. „Ich denke, diese ganze Besessenheit mit einer harten chinesischen Landung ist ein bisschen zu viel.“

Die asiatischen Börsen zeigten sich wenig beeindruckt. Die meisten Analysten hatten sich bereits darauf eingestellt, dass das schwächste Wachstum seit dem ersten Quartal 2009 ausgewiesen würde. Damals betrug das Plus 6,2 Prozent. Die Indizes in Schanghai, Shenzen und Hongkong tendierten um die 0,2 Prozent leichter. Etwas mehr gab der japanische Leitindex Nikkei nach, wobei hier nach Angaben von Händlern in erster Linie Gewinnmitnahmen nach den jüngsten Kursanstiegen ausschlaggebend waren.

In einer interessanten Analyse ordnet die Bremer Landesbank die aktuellen Daten aus China ein:

China: Kann der Mainstream noch Prozentrechnung?

Der Datenpotpourri aus China hat interessante Schlagzeilen für den Durchschnittsverbraucher produziert, unter anderem „Chinas Wirtschaft wächst so langsam wie zuletzt 2009“. Nun ist diese Schlagzeile, im besten Sinne des Wortes nicht falsch. Sie manipuliert aber die Sichtweise und legt einen negativen Spin auf diese Performance.

Zunächst einmal hebt sich dieser Wert positiv von der angepassten BIP-Prognose des IWF ab (aktuell 6,5%). Aus diesem Grunde haben wir in der Rubrik „Letzte Nachrichten“ eine andere Überschrift gewählt. Entscheidender ist jedoch das Verständnis für Prozentrechnung. Dabei geht es um das „Gesetz der großen Zahl“.

Vor fünf Jahren warnte der aus NY und London getriebene Mainstream, dass ein Wachstum von mehr als 10% ein Risiko für China und für die Weltwirtschaft wegen Überhitzungsgefahren darstellen würde. Das war übrigens richtig! Heute diskutiert der aus NY und London getrieben Mainstream, dass ein Wachstum von 6,5% für China und die Welt ein Problem wegen zu starker Abkühlung darstellen würde.

Fakt ist, dass ein Wachstum selbst von nur 6,5% 2016 eine deutlich höhere realwirtschaftliche Nachfrageausweitung als 10% vor fünf Jahren darstellte.

Es gilt die Regel:

Je größer eine Ökonomie, desto geringer müssen Wachstumsraten im Zeitablauf ausfallen, um die Nachhaltigkeit der positiven Performance nicht zu gefährden, da ansonsten Überhitzungen und Fehlallokationen drohen, die rezessive Folgen hätten. Es entsteht der Eindruck, dass einige Gefährten der volkswirtschaftlichen und medialen Analyse die Gesetzmäßigkeiten der Prozentrechnung in ihrer Analyse sportlich übergehen. Das gilt umso mehr, als dass China das eigene Wirtschaftsmodell anpasst/reformiert, um den Forderungen des Westens nach einem besser balancierten Wirtschaftsmodell mit einem stärkeren Dienstleistungssektor zu entsprechen. Keinem Land zuvor ist ein so dynamischer Wandel so unfallfrei gelungen, wie China.

Fazit:

Es entsteht der Eindruck, dass geopolitische Interessen Auswirkungen auf volkswirtschaftliche Analysen haben. Das gilt vor dem Hintergrund der Emanzipation der aufstrebenden Länder durch eigenständige Institutionen (AIIB, New Development Bank, CIPS), aber auch das Projekt „ohne Road – ohne Belt“. Bezüglich dieses Projekts sind unsere Konjunktursorgen für China sehr überschaubar.

 

*** Bestellen Sie den täglichen Newsletter der Deutschen Wirtschafts Nachrichten: Die wichtigsten aktuellen News und die exklusiven Stories bereits am frühen Morgen. Verschaffen Sie sich einen Informations-Vorsprung. Anmeldung zum Gratis-Newsletter hier. ***

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie KI-Gigafactory: Telekom, Ionos und Schwarz-Gruppe kämpfen um EU-Zuschlag
19.06.2025

Mehrere Milliarden Euro und ein strategisches Zukunftsprojekt: Die EU will Gigafactories für künstliche Intelligenz aufbauen – auch in...

DWN
Finanzen
Finanzen Israel-Iran-Krieg: Tanker in der Schusslinie – droht der nächste Ölpreis-Schock?
19.06.2025

Der Krieg zwischen dem Iran und Israel spitzt sich zu – und die globale Energieversorgung steht auf dem Spiel. Droht bald ein...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Stromausfall in Spanien: Schlamperei statt Cyberangriff – Systemversagen mit Ansage
19.06.2025

Ein landesweiter Stromausfall legt Spanien lahm – doch nicht Hacker oder Wetter waren schuld, sondern Schlamperei, Planungsversagen und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Duale Berufsausbildung: Das deutsche Erfolgsmodell der Zukunft
19.06.2025

Die duale Berufsausbildung in Deutschland gilt als Erfolgsmodell, da sie die theoretische Ausbildung mit praktischer Erfahrung im...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Russland steht vor der Rezession
19.06.2025

Russlands Wirtschaftsminister schlägt auf dem renommierten SPIEF-Forum ungewöhnlich scharfe Töne an – und warnt offen vor einer...

DWN
Technologie
Technologie Irans Kryptobörse zerstört: Hacker vernichten 90 Millionen Dollar im Cyberkrieg
19.06.2025

Irans größte Kryptobörse wird zum Ziel eines digitalen Präzisionsschlags: Hacker entwenden nicht nur 90 Millionen Dollar in...

DWN
Politik
Politik Nahostkonflikt aktuell: Drei Szenarien für den Kriegseintritt der USA
19.06.2025

Während in Israel die Sirenen heulen und iranische Raketen fliegen, plant Donald Trump den nächsten Schritt. Drei Szenarien liegen auf...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Stromkosten im Vergleich: Hier laden Europas E-Autofahrer am günstigsten
19.06.2025

Die Preisunterschiede beim Laden von Elektroautos in Europa sind enorm. Deutschland ist am teuersten. Eine neue Analyse zeigt, wo...