Finanzen

Nach Ölpreis-Gipfel: Aktienmärkte mit deutlichen Verlusten

Der Dax startete am Montag mit Verlusten und setzte damit den Trend aus Asien fort. Auch dort fuhren die Börsen deutliche Verluste ein. Den Autobauern machte zusätzlich zum Ölpreis-Gipfel das Erdbeben zu schaffen. Einige Unternehmen müssen Werke schließen.
18.04.2016 09:37
Lesezeit: 3 min

Der Dax war am Montag zunächst um mehr als 1 Prozent gefallen und hatte damit die Marke von 10.000 Punkten deutlich gerissen, bevor er sich wieder etwas erholte. Zuletzt gab es am Morgen ein Minus von 0,43 Prozent auf 10.008,18 Punkte.

In der Vorwoche war der Dax noch um fast 4,5 Prozent gestiegen und hatte dabei auch die Marke von 10.000 Punkten zurückerobert. Am Wochenende nun scheiterten die Gespräche der Ölförderländer über Maßnahmen gegen den längerfristigen Verfall der Ölpreise. Das ließ die zwischenzeitlich erholten Preise für Erdöl zu Wochenbeginn wieder deutlich fallen.

Der Mittelwerteindex MDax fiel entsprechend am Morgen um 0,49 Prozent auf 20 234,85 Punkte. Der Technologiewerte-Index TecDax büßte 0,64 Prozent auf 1639,22 Punkte ein. Abwärts ging es auch im restlichen Europa: Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verlor 0,73 Prozent.

Die Aussicht auf eine anhaltende Ölschwemme hat die Anleger an den internationalen Finanzmärkten am Montag verunsichert. Nach dem Scheitern der Beratungen über eine Förderbremse fiel der Preis für die richtungsweisende Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee zeitweise um sieben Prozent auf 40,10 Dollar je Barrel (159 Liter). Bis zum Nachmittag beruhigten sich die Märkte etwas und Brent notierte nur noch rund drei Prozent im Minus. Der Dax lag mit 10.034 Punkten 0,2 Prozent schwächer, der EuroStoxx50 rutschte um 0,4 Prozent ab. Für die Wall Street signalisierten die US-Futures ein leichtes Minus von 0,3 Prozent.

Am Wochenende waren die Gespräche der großen Ölförderländer über eine Begrenzung der Produktion vor allem an der Rivalität zwischen den Opec-Staaten Saudi-Arabien und Iran gescheitert. An dem Treffen hatten 18 Länder teilgenommen, darunter auch Russland, das nicht zur Opec gehört. Teilnehmern zufolge hatte Saudi-Arabien darauf bestanden, dass auch der Iran die Fördermenge einfriert. Die Regierung in Teheran, die bei den Beratungen nicht dabei war, hatte bereits vorher betont, nicht mitziehen zu wollen. Das Land hat nach dem Ende der westlichen Sanktionen Anfang des Jahres gerade erst wieder seine Ölexporte hochgefahren.

„Offenbar sind Politik und nationale Ehre für die Saudis wichtiger als der Ölpreis“, sagte Rohstoff-Experte Ralph Leszczynski vom Schiffsbroker Banchero Costa. Iran habe keinen Grund zur Selbstbeschränkung. Das Land versuche einen Teil der Marktanteile zurückzugewinnen, die es durch die Sanktionen des Westens verloren habe.

Das Scheitern unterstreicht laut den Analysten der US-Bank Morgan Stanley den schlechten Zustand der Beziehungen innerhalb der Opec. Nun müsse mit einer Ausweitung der Fördermengen gerechnet werden. Bereits jetzt werden täglich schätzungsweise zwei Millionen Barrel mehr aus dem Boden gepumpt als benötigt. Wegen der weltweiten Überproduktion ist der Preis des Rohstoffs seit Mitte 2014 um rund 60 Prozent eingebrochen.

In den letzten Wochen hatten die Preise mit Blick auf die Beratungen der Ölförderer aber wieder deutlich angezogen. Noch im Januar war Brent auf ein Zwölf-Jahres-Tief von rund 27 Dollar gerutscht. Dies hatte in der vorigen Woche auch Dax und EuroStoxx um 4,5 und 4,9 Prozent angeschoben. Nun bestehe das Risiko, dass die Stimmung an der Börse wieder kippe, sagte Analyst Andreas Paciorek vom Brokerhaus CMC Markets. Zu den größten Verlierern in Europa zählten denn auch die Ölwerte wie die britische BP, die britisch-niederländische Royal Dutch Shell , die französische Total und die italienische Eni mit zeitweiligen Kursverlusten von rund vier Prozent. Im Dax standen die Energiekonzerne RWE und E.ON unter Druck.

Auf der Gewinnerseite standen dagegen BMW mit einem Plus von rund einem Prozent ganz oben. Die Titel profitierten von einer Kaufempfehlung von Goldman Sachs, die ein starkes erstes Quartal des Autobauers erwarten.

Der Tokioter Leitindex Nikkei schloss 3,4 Prozent tiefer bei 16.275 Punkten. Die Aktien von Toyota verloren fast fünf Prozent an Wert. Der weltgrößte Autobauer stoppte in mehreren Fabriken die Produktion, weil durch das Erdbeben vom Wochenende die Lieferkette unterbrochen wurde. Der Rivale Honda schloss ein Motorradwerk im Süden des Landes wegen Bebenschäden. Die Aktien gaben rund drei Prozent nach. Auch Sony ist betroffen. Die Anteilsscheine des Elektronikkonzerns fielen 6,8 Prozent. Die Unsicherheit um den Ölpreis drückte den Dollar und gab damit dem Yen Auftrieb. Dies wiederum belastete japanische Exportwerte zusätzlich.

Auch an den anderen führenden Börsen in Fernost ging es bergab. Der chinesische Markt in Shanghai lag gut ein Prozent tiefer, ebenso sah es in Hongkong aus. Die südkoreanische Börse in Seoul verlor 0,3 Prozent. Der MSCI-Index für die Aktien der Region Asien/Pazifik ohne Japan notierte 0,9 Prozent schwächer. Hier wirkten sich vor allem die gescheiterten Doha-Gespräche über ein Einfrieren der Ölförderung auf dem Januar-Niveau aus. Hintergrund ist vor allem ein Streit zwischen den Erzrivalen Saudi-Arabien und Iran. Saudi-Arabien fordert, dass der Iran sich an dem Vorhaben beteiligt. Der Iran lehnt dies aber ab. Das Land ist gerade erst dabei, nach dem Ende der Atomsanktionen seine Produktion wieder hochzufahren.

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