Finanzen

China will zum Zentrum des Gold-Handels werden

Die Hongkonger Chinese Gold and Silver Exchange Society plant zusammen mit der größten Bank Chinas den Bau eines umfangreichen Handels- und Lagerzentrums für Gold. Das Projekt stellt nach der kürzlich erfolgten Einführung eines Goldpreisfixings in Yuan eine weitere Etappe beim Aufbau einer chinesischen Gold-Infrastruktur dar.
27.04.2016 02:23
Lesezeit: 2 min

Weniger als eine Woche, nachdem in Schanghai ein Referenzpreis für Gold in der Landeswährung Renminbi (Yuan) bestimmt wurde, stellte die in Hongkong ansässige Chinese Gold and Silver Exchange Society (CGSES) das Projekt eines riesigen Lager- und Handelszentrums für Gold vor, wie der Finanzblog Zerohedge unter Berufung auf die South China Morning Post berichtet.

Partner des Projektes – das in der Freihandelszone Qianhai im Perlflussdelta angesiedelt werden soll – seien neben der CGSES auch die chinesische Großbank Industrial and Commercial Bank of China (ICBC) sowie die Stadt Shenzhen mit ihrer Sonderwirtschaftszone Qianhai. Die ICBC wird für die Finanzierung des Bauvorhabens verantwortlich sein. „ICBC ist der größte der 15 autorisierten Importeure für Gold in China. Sie ist darüber hinaus die größte Bank Festlandchinas und verfügt über ein globales Netz an Niederlassungen, das die Abwicklung von Transaktionen und die Begleichung von Rechnungen gewährleisten könnte“, sagte CGSES-Chef Cheung.

Der Zweck des neuen Gold-Zentrums besteht ihm zufolge in einer Vereinfachung der Zollabwicklung zwischen der Sonderverwaltungszone Hongkong und Festlandchina, der Einlagerung von Edelmetallen für Händler und Produzenten sowie im Wertpapierhandel. „Der Ausbau der Goldindustrie wird den Transport physischen Goldes zwischen Hongkong, Schanghai und Qianhai beschleunigen. Von den rund 3000 chinesischen Gold- und Schmuckunternehmen haben etwa 70 Prozent Fabriken in Shenzhen. Das Lager in Qianhai direkt neben Shenzhen würde es ihnen erleichtern, an das Gold zu kommen“, sagte Cheung. Bislang müssen Produzenten ihr Gold auf verschiedenen Wegen nach Shenzhen bringen.

Das geplante Zentrum soll aus einem Goldlager, einem integrierten Abholmarkt, Handelsräumen und weiteren Büros bestehen. Nach Ansicht von Zerohedge würde damit eines der größten oder das größte Lager- und Handelszentrum für Gold entstehen. Die CGSES geht davon aus, dass die Bauarbeiten etwa zwei Jahre dauern und im September beginnen werden.

Das Bauprojekt scheint Teil einer übergeordneten Strategie Chinas zu sein, die darauf abzielt, eine eigene Goldinfrastruktur aufzubauen, um sich von der traditionellen Dominanz der Handelsplätze New York und London zu lösen. Ein wichtiger Schritt in diesem Zusammenhang war die Errichtung der Edelmetallbörse Shanghai Gold Exchange sowie die bereits beschriebene Einführung eines Marktpreises für Gold in der Landeswährung Yuan. Zu beachten ist außerdem, dass China seit Jahren große Mengen physischen Goldes kauft. Letztendlich ist diese Strategie auch gegen die Weltleitwährung Dollar gerichtet – weil ein mit physischem Gold unterlegter Renminbi theoretisch eine attraktive Alternative zum Dollar darstellen könnte.

*** Bestellen Sie den täglichen Newsletter der Deutschen Wirtschafts Nachrichten: Die wichtigsten aktuellen News und die exklusiven Stories bereits am frühen Morgen. Verschaffen Sie sich einen Informations-Vorsprung. Anmeldung zum Gratis-Newsletter hier. ***

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Misserfolg bei Putins Wirtschaftsforum in St. Petersburg: Die marode Kriegswirtschaft interessiert kaum jemanden
23.06.2025

Das Wirtschaftsforum in St. Petersburg sollte Russlands wirtschaftliche Stärke demonstrieren. Stattdessen offenbarte es die dramatische...

DWN
Politik
Politik Zwangslizenzen: EU hebelt den Patentschutz im Namen der Sicherheit aus
23.06.2025

Die EU will künftig zentral über die Vergabe von Zwangslizenzen entscheiden – ein tiefer Eingriff in das Patentrecht, der die...

DWN
Technologie
Technologie Umfrage: Zwei Drittel für europäischen Atom-Schutzschirm
23.06.2025

Eine Forsa-Umfrage zeigt, dass eine deutliche Mehrheit der Deutschen den Aufbau eines europäischen nuklearen Schutzschildes befürworten....

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Internationale Anleger kehren der Wall Street den Rücken
23.06.2025

Ölpreise steigen, geopolitische Risiken nehmen zu – und Europas Aktienmärkte wirken plötzlich attraktiv. Während die US-Börsen ins...

DWN
Politik
Politik Personalmangel im öffentlichen Dienst - DGB fordert mehr Personal
23.06.2025

Milliardeninvestitionen sollen in Deutschland die Konjunktur ankurbeln. Doch Personalmangel in Behörden könnte den ehrgeizigen Plänen...

DWN
Politik
Politik Iran-Israel-Krieg: Internet überflutet mit Desinformation
23.06.2025

Falsche Videos, manipulierte Bilder, inszenierte Explosionen: Der Konflikt zwischen Iran und Israel spielt sich längst auch im Netz ab –...

DWN
Politik
Politik Aus Angst vor Trump: China lässt den Iran im Stich
23.06.2025

Chinas harsche Kritik an den US-Angriffen auf Iran täuscht über Pekings wahres Kalkül hinweg. Im Hintergrund geht es um knallharte...

DWN
Politik
Politik US-Angriff auf den Iran: Die Märkte bleiben erstaunlich ruhig
23.06.2025

Trotz der Angriffe auf iranische Atomanlagen bleiben die globalen Märkte ruhig. Doch die Straße von Hormus bleibt ein geopolitischer...