Bei der italienischen HypoVereinsbank-Mutter UniCredit drängen große Investoren Insidern zufolge auf eine Ablösung von Vorstandschef Federico Ghizzoni. Bei einem Treffen am Montag mit Verwaltungsratschef Giuseppe Vita hätten die Großanleger ihre Unzufriedenheit mit Ghizzoni deutlich gemacht, der die Bank seit 2010 führt, sagten fünf mit dem Vorgang vertraute Personen am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters. Hinter ihnen stünden rund 15 Prozent des UniCredit-Kapitals. "Die Aktionäre erkennen an, dass Ghizzoni in einem schwierigen Marktumfeld gute Arbeit geleistet hat, aber jetzt sind sie überzeugt, dass ein Wechsel angesagt ist", sagte einer der Insider. Über einen Nachfolger seien sie sich aber nicht einig geworden.
Diesen soll nun Vita suchen. "Verwaltungsratschef Giuseppe Vita hat den Auftrag bekommen, Wege auszuloten, um ihre Klagen auszuräumen", sagte der Insider. Eine Entscheidung sei bis zum Sommer zu erwarten. Sie sei Sache des UniCredit-Verwaltungsrats. Auch Ghizzoni selbst nahm an dem Treffen teil. Er ist wegen des sinkenden Aktienkurses, der niedrigen Rendite und der angespannten Kapitalausstattung - vor allem im Vergleich zum italienischen Rivalen Intesa Sanpaolo - immer stärker unter Beschuss geraten. Die UniCredit-Aktie hat in diesem Jahr 44 Prozent verloren.
Hinter den Kulissen schwelt die Kritik der Investoren seit Monaten. Ghizzoni war es nie gelungen, ihnen die Angst vor einer Kapitalerhöhung restlos zu nehmen. Wasser auf ihre Mühlen war eine schrumpfende Kernkapitalquote im ersten Quartal. Auch eine riskante milliardenschwere Garantie für die letztlich gefloppte Kapitalerhöhung der Banco Popolare di Vicenza
Als mögliche Nachfolger Ghizzonis werden UBS -Chef Sergio Ermotti und der Investmentbank-Chef der Schweizer Bank, Andrea Orcel, genannt. Auch Mediobanca -Chef Alberto Nagel und der Italien-Chef von Merrill Lynch, Marco Morelli, gelten als Kandidaten.
Welche Folgen ein Führungswechsel für die deutsche Tochter HVB hätte, ist unklar. Sie hatte mit der Schließung von fast der Hälfte ihrer Filialen schon einschneidende Maßnahmen ergriffen, bevor Ghizzoni im Herbst seine Zukunftsstrategie vorstellte, die als Befreiungsschlag gedacht war. Die HVB war dabei glimpflich davongekommen. Bis 2018 soll sie 1200 Arbeitsplätze überwiegend in der Verwaltung abbauen.