Politik

Tests: Diesel-Transporter stoßen sechsmal mehr Stickoxid aus als erlaubt

Der Stickoxid-Ausstoß von Diesel-Transportern liegt weit über dem gesetzlichen Grenzwert. Die Modelle so gut wie aller Hersteller zeigen im realen Verkehr schlechtere Werte als bei den Tests. Es ist vermutlich nur eine Frage der Zeit, bis die Regulierer eingreifen.
20.05.2016 23:48
Lesezeit: 1 min

Zahlreiche Diesel-Transporter stoßen bis zu sechs Mal mehr giftige Abgase aus als nach europäischen Richtlinien erlaubt, so ein aktueller Bericht der Niederländischen Organisation für angewandte wissenschaftliche Forschung (TNO).

Das Institut führte die Tests bereits 2014 durch. Es war das erste Mal, das der Ausstoß von Stickstoffoxid (NOx) unter realen Bedingungen getestet wurde statt im Labor. Die Veröffentlichung des Berichts erfolgte allerdings erst jetzt auf eine Informationsanfrage der niederländischen Zeitung De Volkskrant hin.

Getestet wurden Modelle von sieben verschiedenen Autobauern, die unter die Kategorie der EU-Abgasnorm Euro 5 fallen: Peugeout Expert, VW Caddy, Ford Transit, VW Transporter, Mercedes Sprinter, Mercedes Vito, Opel Vivaro, Renault Trafic, Iveco Daily und Peugeot Boxer.

Das Ergebnis: „Insgesamt wurde beobachtet, dass der unter realen Bedingungen gemessene Stickoxid-Ausstoß der Euro 5 Transporter deutlich höher liegt als die beim Typenzulassungstest gemessenen Werte und deren Grenzwerte“, so die TNO in ihrem Bericht.

Bevor Autos eine Zulassung für europäische Straßen bekommen, müssen sie einen so genannten Typenzulassungstest machen. Teil dieses Prozesses sind genau solche Abgas-Tests im Labor, durch die VW den Abgas-Skandal auslöste: VW hatte dafür ein Gerät genutzt hat, mit dem das Auto erkennt, dass es getestet wird und entsprechend in einen umweltfreundlicheren Fahrmodus wechselt.

Die TNO hat jedoch einen eigenen Test entwickelt, das so genannte Smart Emission Measurement System (SEMS). „Bei Straßentest mit SEMS stießen die Euro 5 Leichttransportfahrzeuge im Schnitt fünf bis sechs Mal so viel Stickoxid aus als es der Grenzwert für die Euro 5 Norm erlaubt, also über 238 beziehungsweise 280 Milligramm pro Kilometer aus dem Zulassungs-Test.

Die Schlussfolgerung der TSO: Aus den Ergebnissen sei ein anhaltender Trend zu einer wachsenden Mess-Differenz zwischen Zulassungs-Tests und solchen unter realen Bedingungen abzulesen. Die Herabsetzung der Grenzwerte für die Zulassungs-Tests in den Klassen Euro 1 bis 5 um das Fünffache habe daher zu keiner deutlichen Reduzierung des Stickoxid-Ausstoßes bei Diesel-Fahrzeugen und Transportern auf den Straßen geführt.

Allerdings wollen die Prüfer aus den Ergebnissen keine voreiligen Schlüsse ziehen: Die Tests seien nicht dazu geeignet, daraus juristisch stichhaltige Betrugsvorwürfe abzuleiten, auch könne der Test nicht den Einsatz einer illegalen Betrugssoftware belegen. Schließlich seien zu wenige Fahrzeuge pro Modell und Marke getestet worden, so dass die abweichenden Testergebnisse individuell sein könnten. Um ein Fehlverhalten der Autobauer nachzuweisen, seien daher weitere Tests nötig.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Panorama
Panorama Krieg zwischen Israel und Iran: Zypern bestätigt Ankunft von US-Militärflugzeugen
18.06.2025

Die Menschen auf Zypern bemerken Nacht für Nacht die Raketen und die Luftabwehr über Israel. Nun verlegt das US-Militär Tank- und...

DWN
Politik
Politik Diäten, Rente und Pflege - was sich im Juli ändert
18.06.2025

Gerade in der Urlaubszeit wäre mehr Geld auf dem Konto ein Traum: Für wen ab Juli mehr drin ist und welche Fristen Sie beachten sollten.

DWN
Politik
Politik Baugenehmigungen: Mehr neue Wohnungen – Aufwärtstrend hält an
18.06.2025

Bezahlbarer Wohnraum ist knapp. Die jüngsten Zahlen machen Hoffnung. Und die Bundesregierung will mit einem neuen Gesetz für noch mehr...

DWN
Panorama
Panorama Nach Raketen aus Iran: Israels Militär greift Teheran an
18.06.2025

Inmitten der Spekulationen über einen möglichen Kriegseintritt der USA haben Israel und Iran ihre wechselseitigen Angriffe fortgesetzt....

DWN
Politik
Politik Deutschlands herrenlose Konten: Bundesregierung will auf Gelder von Privatkonten zugreifen
18.06.2025

Auf deutschen Bankkonten schlummern Milliarden Euro, die anscheinend niemandem gehören. Union und SPD möchten jetzt an die Ersparnisse...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Barrierefreiheit ab Juni Pflicht – viele Online-Shops riskieren hohe Strafen
18.06.2025

In wenigen Tagen wird digitale Barrierefreiheit in Online-Shops gesetzlich vorgeschrieben – doch viele Anbieter hinken hinterher. Eine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gasimporte aus Russland: EU-Kommission plant komplettes Aus – welche Folgen das hat
18.06.2025

Russisches Gas fließt trotz Sanktionen weiterhin nach Europa – doch die EU-Kommission will das ändern. Ab 2028 sollen Gasimporte aus...

DWN
Politik
Politik Trump will "echtes Ende": Diplomatie oder einen Kriegseintritt der USA?
17.06.2025

Trumps vorzeitiges Verlassen des G7 Gipfels in Kanada hat viele Fragen offen gelassen. Reporter die Trump auf seiner Rückreise begleitet...