Politik

Zu wenig Kapital: EZB nimmt die Bremer Landesbank ins Visier

Die Europäische Zentralbank (EZB) nimmt die Bremer Landesbank wegen der Schiffskrise ins Visier. Die EZB stehe in intensivem Kontakt mit der NordLB -Tochter und fordere von ihr Maßnahmen zur Stärkung ihres Kapitals. Insgesamt müssen 700 Millionen Dollar frisches Kapital aufgebracht werden.
05.06.2016 00:52
Lesezeit: 1 min

Zur Forderung äußerten sich drei mit dem Vorgang vertraute Personen am Samstag gegenüber Nachrichtenagentur Reuters. Der Focus berichtete, die Bremer Landesbank müsse auf Druck der EZB 700 Millionen Euro frisches Kapital aufnehmen. Darüber habe Finanzsenatorin Karoline Linnert (Grüne) die Fraktionsvorsitzenden der Bremischen Bürgerschaft informiert. 300 Millionen Euro könne die Bank selbst aufbringen, 400 Millionen Euro müssten die Gesellschafter nachschießen.

Die Bremer Landesbank und die EZB wollten sich dazu nicht äußern, von Linnert war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten. Die NordLB hält 55 Prozent an der Bremer Landesbank, die Zahlen der Tochter sind in der Bilanz der Hannoveraner komplett enthalten. „Der NordLB-Konzern ist ausreichend kapitalisiert und erfüllt alle aufsichtlichen Kapitalquoten“, sagte ein NordLB-Sprecher. Darüber hinaus wollte er sich nicht äußern. Die übrigen Anteilseigner der Bremer Landesbank sind das Land Bremen mit 41 Prozent und der Sparkassenverband Niedersachen mit vier Prozent.

Die Schiffsbranche kämpft seit langem mit Überkapazitäten. Zuletzt hat sich die Lage wegen des schwächeren Wachstums in China und des mauen Welthandels noch einmal verschärft. Auch andere Schiffsfinanzierer wie die NordLB, die HSH Nordbank und die Commerzbank müssen deshalb viel Geld für ausfallgefährdete Kredite zurücklegen. Die Bremer Landesbank hatte am Donnerstag erklärt, wegen der Flaute auf hoher See 2016 hohe Wertberichtigungen und ein negatives Jahresergebnis zu erwarten. Die Bank, die Ende vergangenen Jahres auf eine Bilanzsumme von 29 Milliarden Euro kam, wolle ihr Schiffsportfolio weiter abbauen. „Maßnahmen zur Stärkung des Eigenkapitals sind eingeleitet.“ Im vergangenen Jahr hat das Geldhaus bereits neuartige Anleihen (AT-1-Bonds) begeben und verbriefte Kreditrisiken an Investoren verkauft, um seine Kapitalquote zu stärken. Ende vergangenen Jahres kam es auf eine harte Kernkapitalquote von 10,8 Prozent.

Die Bremer Landesbank leidet noch stärker unter Schiffskrediten als der Mutterkonzern NordLB, der in anderen Geschäftsbereichen stärker vertreten ist. Insider gehen schon länger davon aus, dass die Bremer Bank irgendwann ganz in der NordLB aufgehen könnte. Der NordLB-Vorstand und die Bremer Finanzsenatorin Linnert erklärten zuletzt allerdings, aktuell gebe es keine entsprechenden Pläne.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Gewerbesteuereinbruch: Krise bei Mercedes und Porsche führt zu gewaltigen Steuerloch
16.07.2025

Massive Investitionen in E-Mobilität, Absatzflauten in China, geopolitische Risiken: Die Autoindustrie bricht ein – und mit ihr die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen EU will mit neuer Abgabe große Unternehmen anzapfen: Auch 20.000 deutsche Firmen betroffen
16.07.2025

Brüssel greift nach den Kassen der Großkonzerne und damit indirekt in die Geldbörsen der Bürger. Eine neue EU-Umsatzabgabe ab 50...

DWN
Politik
Politik Rückkehr Wehrpflicht: Immer mehr Anträge auf Kriegsdienstverweigerung
16.07.2025

Die Sorge vor einer möglichen Rückkehr der Wehrpflicht sorgt in Deutschland für Aufruhr: Immer mehr Menschen wollen den Dienst an der...

DWN
Politik
Politik Anhebung Mindestlohn: Höherer Mindestlohn beschert dem Start Milliardeneinnahmen
16.07.2025

Viele Aufstocker verlieren bei einem höheren Mindestlohn einen Teil oder auch das gesamte Bürgergeld. Das spart dem Staat einige hundert...

DWN
Finanzen
Finanzen Aus für Steuerklärung wegen Fachkräftemangel? Gewerkschaft fordert die Abschaffung
16.07.2025

Kurz vor Ablauf der Abgabefrist für das Jahr 2024 hat die Deutsche Steuer-Gewerkschaft gefordert, die Steuererklärung für Arbeitnehmer...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft US-Inflation zieht stärker an – Zölle als möglicher Preistreiber
16.07.2025

Steigende Inflation, anhaltend hohe Zinsen – und ein Präsident, der die Lage verschärfen könnte: Die USA geraten unter...

DWN
Politik
Politik AI Act: Wo stehen wir über ein Jahr nach dem Beschluss des KI-Gesetzes?
16.07.2025

Mit dem AI Act schreibt Europa Geschichte: Die erste globale KI-Gesetzgebung verspricht Sicherheit, birgt aber auch Risiken. Wo Deutschland...

DWN
Politik
Politik US-Waffen: Trump soll Selenskyj gefragt haben: „Könnt ihr Moskau treffen?“
16.07.2025

Donald Trump soll Selenskyj gefragt haben, ob die Ukraine Moskau angreifen könne – mit US-Waffen. Droht eine neue Eskalation oder ist...