Ein französischer Polizist ist am Montagabend vor seiner Haustür in einem Pariser Vorort mit mehreren Messerstichen getötet worden. Der 25-jährige Angreifer, der sich nach der Tat in der Wohnung seines Opfers in Magnanville verschanzte und die Familie als Geisel nahm, sei später von Mitgliedern einer Spezialeinheit erschossen worden, nachdem Verhandlungen mit ihm gescheitert seien, sagte ein Sprecher des Innenministeriums in Paris. Die Sicherheitskräfte fanden nach der Erstürmung die Leiche der Frau des 42-jährigen Polizisten. Sein dreijähriger Sohn überlebte die Attacke. Regierungssprecher Stephan Le Foll sprach im RTL Radio von einem „Terrorakt“.
Die dem Islamischen Staat (IS) nahestehende Nachrichtenagentur Amaq berichtete später, dass die Extremistenmiliz hinter dem Angriff stecke. Laut Polizeiinsidern war der junge Mann bereits von Sicherheits- und Anti-Terroreinheiten beobachtet worden, nachdem er 2013 zu drei Jahren Haft verurteilt worden war. Er hatte militanten Islamisten geholfen, nach Pakistan zu kommen. Frankreichs Präsident Francois Hollande hielt noch am Dienstagmorgen eine Krisensitzung ab. Das unterstreicht Beobachtern zufolge, wie ernst die Vorfälle genommen werden. Sollte sich herausstellen, dass der IS tatsächlich hinter den Angriffen steckt, wäre dies der erste derartige Vorfall seit den November-Attentaten von Paris, bei denen 130 Menschen ums Leben kamen.
Der IS hatte seine Anhänger zu Anschlägen in Europa und den USA während des Fastenmonats Ramadan aufgerufen. Der Ramadan begann Anfang Juni, nahezu parallel mit der Fußball-Europameisterschaft in Frankreich. Am Wochenende waren beim gravierendsten Attentat eines Einzeltäters in der US-Geschichte bekannt 50 Menschen in Orlando (Florida) gestorben. Bei dem Todesschützen Omar Mateen handelt es sich um einen 29 Jahre alten US-Bürger afghanischer Abstammung, der laut Polizei dem Anführer der Extremistenorganisation Islamischer Staat Treue gelobte. US-Präsident Barack Obama sagte jedoch, es gebe keinen klaren Hinweis, dass Mateen von Extremisten gesteuert worden sei.
Vor sieben Monaten waren bei koordinierten Anschlägen in Paris 130 Menschen ums Leben gekommen. Ziel war auch das Fußballspiel Frankreich-Deutschland. Die Extremisten konnten jedoch nicht in das Stadion eindringen, Sprengsätze wurden aber davor gezündet. Der französische Geheimdienst hat bereits davor gewarnt, dass der IS sich für eine Welle von Bombenanschlägen auf Menschenmengen während der Fußball-Europameisterschaft rüstet. Die EM dauert bis zum 10. Juli. Zu den 51 Spielen in zehn Stadien werden mehr als 2,5 Millionen Besucher erwartet.