Gemischtes

EU-Abgeordnete fordern von Bundesregierung Nein zu Glyphosat

Lesezeit: 2 min
24.06.2016 00:25
Die Mehrheit der Deutschen ist gegen eine erneute Zulassung des Pflanzenschutzmittels Glyphosat. Die meisten seien im Gegenzug auch bereit, mehr Geld für Lebensmittel zu bezahlen, wenn die Landwirtschaft auf Glyphosat verzichte. Kurz vor der neuen Abstimmung am Freitag haben sich auch Europaabgeordnete noch einmal in einem Brief an die Bundesregierung gewandt und diese aufgefordert, keiner Zulassung zuzustimmen.
EU-Abgeordnete fordern von Bundesregierung Nein zu Glyphosat

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Am Freitag sollen Vertreter der EU-Staaten erneut über eine Verlängerung der Europa-Zulassung für den Unkrautvernichter um bis zu 18 Monate abstimmen. Die aktuelle Genehmigung läuft am Monatsende aus. Bisher hatte sich die Bundesregierung enthalten, da die SPD sich gegen Glyphosat gestellt hatte.

Den Rückhalt für die Beibehaltung der Enthaltung aus der Bevölkerung hat die Bundesregierung. Die große Mehrheit der Deutschen lehnt einer Umfrage zufolge eine weitere Zulassung des umstrittenen Pflanzenschutzmittels Glyphosat in Europa ab. 83 Prozent der Bundesbürger sind gegen eine Zulassungsverlängerung, über die am Freitag auf EU-Ebene entschieden werden soll.

Demnach sind drei Viertel der Gegner selbst dann gegen eine weitere Zulassung, wenn das möglicherweise krebserregende Glyphosat kein Krebs verursachen sollte. Zudem gaben laut Greenpeace 96 Prozent der Befragten an, sie seien bei einem Verzicht der Landwirtschaft auf das umstrittene Pestizid bereit, mehr Geld für Lebensmittel auszugeben. Den Umweltschützern zufolge könnte ohne Glyphosat beispielsweise der Preis für ein Kilo Äpfel um fünf Cent steigen.

Darüber hinaus haben in dieser Woche mehrere Dutzend Europaabgeordnete ebenfalls die Bundesregierung in Berlin aufgerufen, sich gegen die weitere Zulassung des Unkrautvernichters Glyphosat einzusetzen. „Wir appellieren an Sie, den Weg für ein neues Modell einer nachhaltigen, nicht toxischen Landwirtschaft frei zu machen“, schreiben insgesamt 68 Abgeordnete vor allem von Grünen und Linken in einem am Dienstag in Brüssel veröffentlichten Brief. Deutschland solle sich gegen die Verlängerung einsetzen und die EU-Kommission auffordern, die Nicht-Wiederzulassung vorzuschlagen.

„Wir stehen heute an einem Wendepunkt – bitte ergreifen Sie die Chance und stimmen Sie für eine nachhaltige Landwirtschaft“, schreiben die Unterzeichner des unter anderem an Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) und Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) gerichteten Schreibens.

Die Parlamentarier führen zudem «sieben Wege auf, durch die es möglich ist, Lebensmittel zu produzieren, ohne auf Glyphosat oder andere Pestizide zurückzugreifen. Zudem müsse übergangsweise mehr EU-Geld für Bauern zur Verfügung gestellt werden, die sich um Alternativen zur chemischen Unkrautbekämpfung bemühten. Auf längere Sicht seien erstere aber sogar «kosten- und ressourceneffizienter».

Frankreich hat kurz vor der entscheidenden Abstimmung über die EU-Zulassungsverlängerung für Glyphosat ein Nein angekündigt. Die Weiterverwendung des umstrittenen Pflanzengifts werde abgelehnt, erklärte Umweltministerin Segolene Royal mit Blick auf die Sitzung des Ständigen Ausschusses der EU kommenden Freitag. Damit ist eine Mehrheit für den Einsatz des weltweit meistgenutzten Herbizids unter den EU-Ländern unwahrscheinlich.

Die EU-Kommission hatte nach dem Scheitern der letzten Abstimmung versucht, die EU-Länder unter Druck zu setzen. So wies die Kommission Anfang Juni darauf hin,  dass eine Genehmigung im eigenen Land weiter dem Mitgliedsstaat selbst unterliege. „Einige Mitgliedstaaten haben sich dagegen gesträubt, eine Position einzunehmen. Ich denke, es ist wichtig, eines klarzustellen: Sobald ein Wirkstoff genehmigt oder auf EU-Ebene erneuert wird, ist es an den Mitgliedstaaten, die Endprodukte (die Herbizide und Pestizide selbst) auf ihren jeweiligen Märkten zu genehmigen“, sagte Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaitis.


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Politik
Politik Erbschaftssteuer: Droht durch Klage Bayerns ein Wettbewerb der Länder beim Steuersatz?
07.05.2024

In Karlsruhe wird es diesen Sommer mal wieder um den Dauerbrenner Erbschaftssteuer gehen. Schon zweimal hat das Verfassungsgericht von der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Menge sichergestellten Kokains im Hamburger Hafen verdreifacht
06.05.2024

Im Hamburger Hafen werden alle nur erdenklichen Waren umgeschlagen - auch Drogen. Immer mehr Kokain findet durch das Tor zur Welt seinen...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Der internationale Handel und Kriege im Fokus bei Xi-Besuch in Frankreich
06.05.2024

Auf gute Stimmung machen in Europa: Chinas Staatspräsident Xi besucht seit fünf Jahren mal wieder Frankreich und lächelt, als ihn...

DWN
Politik
Politik Neues Gesicht in der CDU: Helmut Kohl-Enkel will in Bundesvorstand gewählt werden
06.05.2024

Die Kinder von Helmut Kohl haben auf eine Karriere in der Politik verzichtet. Jetzt versucht der Enkel des früheren Bundeskanzlers,...

DWN
Politik
Politik Friedrich Merz bleibt Parteichef: CDU zur sofortigen Regierungsübernahme bereit
06.05.2024

Die CDU trifft sich zum dreitägigen Bundesparteitag in Berlin. Es geht um die Verabschiedung des neuen Parteiprogramms der Union und auch...

DWN
Politik
Politik Scholz zu Besuch in Litauen: „Jeden Zentimeter ihres Territoriums verteidigen"
06.05.2024

Mit der anlaufenden Stationierung einer gefechtsbereiten Brigade an der Nato-Ostflanke geht Deutschland im Bündnis voran. Der...

DWN
Politik
Politik Über Fidschi nach Down under: Annalena Baerbock an der Frontlinie der Klimakrise
06.05.2024

Sie zählen zu den kleinsten Klimasündern, haben aber am stärksten unter den Folgen der Erderwärmung zu leiden. Baerbock ist um die...

DWN
Technologie
Technologie Sprunginnovation: In der Lausitz wird das größte Höhenwindrad der Welt errichtet
06.05.2024

Die Sache klingt zunächst irgendwie tragisch. Die Bundesagentur für Sprunginnovationen versucht, in der Lausitz in 365 Metern Höhenwinde...