Politik

Daimler: Transporter und Busse kompensieren Schwäche bei Pkw

Daimler meldete einen ordentlichen Gewinn für das erste Halbjahr. Allerdings ist dieser vor allem auf die Sparten Transporter und Busse zurückzuführen. Die Pkw- und Lkw-Sparte haben wegen der schwachen Konjunktur zu kämpfen.
12.07.2016 11:06
Lesezeit: 2 min

Daimler hat trotz der Schwäche in seinen größten Geschäftsfeldern Pkw und Lkw im zweiten Quartal deutlich mehr verdient als bisher erwartet. Herausgerissen hat die Quartalsbilanz das Geschäft in den Nischensparten Transporter und Busse. Das um Sonderfaktoren bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) stieg im Vergleich zum Vorjahr um 5,5 Prozent auf 3,97 Milliarden Euro, wie der Konzern am Montagabend in einer Pflichtveröffentlichung bekanntgab.

Analysten hatten nach einer Gewinnwarnung wegen des schwachen Lkw-Geschäfts mit einem Ergebnisrückgang gerechnet. Unternehmenskreisen zufolge lagen die Schätzungen im Schnitt zuletzt eine halbe Milliarde Euro niedriger als die tatsächlichen Zahlen, so dass Daimler die vorläufigen Ergebnisse veröffentlichen musste. Diese ließen die Anleger zugreifen: Am Morgen kletterten die Daimler-Aktien um 4,4 Prozent auf 57,69 Euro und waren damit größter Dax -Gewinner.

Mercedes-Benz Vans verdoppelte den bereinigten Betriebsgewinn nahezu auf 462 Millionen Euro. Die lange Zeit schwache Bussparte verdiente mit 89 Millionen Euro von April bis Juni rund 30 Millionen Euro mehr als vor Jahresfrist. Auch die Finanzsparte Daimler Financial Services erhöhte den bereinigten Betriebsgewinn auf 479 (445) Millionen Euro.

Das Pkw-Geschäft litt unterdessen weiter unter der Flaute wegen des Modellwechsels beim Oberklassewagen E-Klasse, dem wichtigsten Gewinnbringer des Konzerns. Das neue Modell kommt gerade erst auf den Markt. Hohe Anlaufkosten schlagen zu Buche, und die aktuelle Generation muss mit Rabatten verkauft werden. Trotz des Rekordabsatzes verdiente die Pkw-Sparte Mercedes-Benz Cars im zweiten Quartal mit 2,21 Milliarden Euro etwas weniger als im Vorjahr.

Das Lkw-Geschäft leidet unter einem schwachen Markt in Nordamerika, Brasilien und im Nahen Osten. Der bereinigte Betriebsgewinn ging hier im zweiten Quartal auf 661 (Vorjahr: 717) Millionen Euro zurück.

Das unbereinigte Vorsteuerergebnis wird unterdessen deutlich von Sonderfaktoren belastet. Unter dem Strich schlagen hier 720 Millionen Euro zu Buche. Das meiste davon - wie etwa die Kosten für den Rückruf von Takata-Airbags und Restrukturierungen des Händlernetzes und bei Daimler Trucks - war schon bekannt.

Überraschend kam jetzt eine Rückstellung von 400 Millionen Euro für Rechtskosten hinzu, deren Grund das Unternehmen nicht nannte. Arndt Ellinghorst vom Analysehaus Evercore ISI vermutete, es könne sich um Vorsorge für die bevorstehende Geldbuße der EU wegen des Lkw-Kartells oder um Kosten im Zusammenhang mit dem Diesel-Abgasskandal handeln. Autokäufer in den USA verklagten den Stuttgarter Konzern auf Schadensersatz, weil die Stickoxid-Werte von Diesel-Fahrzeugen die zulässigen Werte angeblich zeitweise stark überschreiten. Auf Geheiß des US-Justizministeriums muss der Autobauer seine Abgasmessung überprüfen. Daimler wies bisher alle Vorwürfe zurück. "Wenn das etwas mit Diesel zu tun hat, wäre der Markt besorgt", erklärte Analyst Ellinghorst.

BMW hat wie die Konkurrenz auch den Absatz im Juni kräftig gesteigert. Weltweit wurden 227.849 Fahrzeuge der drei Konzernmarken BMW, Mini und Rolls-Royce verkauft, wie die Münchner am Dienstag mitteilten. Das sind 9,1 Prozent mehr als vor Jahresfrist. Für das Plus sorgte demnach vor allem die hohe Nachfrage in Europa und Asien. In den USA dagegen schrumpfte der Absatz. Die Kernmarke BMW steigerte im Rekordmonat Juni die Verkaufszahlen um 9,7 Prozent auf 189.097 Fahrzeuge - damit lagen die Münchner vor den Rivalen Audi mit 169.000 Autos und knapp vor der Marke Mercedes mit 188.444 Wagen.

Die Stuttgarter hatten sich in den vergangenen Monaten an die Spitze des Premiumsegments gesetzt. Über das gesamte erste Halbjahr lag die Marke Mercedes mit gut einer Million verkauften Fahrzeugen vorn. Bei der Marke BMW summierte sich der Absatz in den ersten sechs Monaten auf 986.557 Wagen (plus 5,8 Prozent). Audi kam auf 953.200 Pkw.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Nordkoreas Kronprinzessin: Kim Ju-Ae rückt ins Zentrum der Macht
18.07.2025

Kim Jong-Un präsentiert die Zukunft Nordkoreas – und sie trägt Handtasche. Seine Tochter Kim Ju-Ae tritt als neue Machtfigur auf. Was...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Birkenstock: Von der Orthopädie-Sandale zur globalen Luxusmarke
18.07.2025

Birkenstock hat sich vom Hersteller orthopädischer Sandalen zum weltweit gefragten Lifestyle-Unternehmen gewandelt. Basis dieses Wandels...

DWN
Politik
Politik 18. Sanktionspaket verabschiedet: EU verschärft Sanktionsdruck mit neuen Preisobergrenzen für russisches Öl
18.07.2025

Die EU verschärft ihren wirtschaftlichen Druck auf Russland: Mit einem neuen Sanktionspaket und einer Preisobergrenze für Öl trifft...

DWN
Politik
Politik China investiert Milliarden – Trump isoliert die USA
18.07.2025

China bricht alle Investitionsrekorde – und gewinnt Freunde in aller Welt. Trump setzt derweil auf Isolation durch Zölle. Wer dominiert...

DWN
Finanzen
Finanzen Energie wird unbezahlbar: Hohe Strom- und Gaskosten überfordern deutsche Haushalte
18.07.2025

Trotz sinkender Großhandelspreise für Energie bleiben die Kosten für Menschen in Deutschland hoch: Strom, Gas und Benzin reißen tiefe...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzen: Deutsche haben Angst um finanzielle Zukunft - Leben in Deutschland immer teurer
18.07.2025

Die Sorgen um die eigenen Finanzen sind einer Umfrage zufolge im europäischen Vergleich in Deutschland besonders hoch: Acht von zehn...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kursgewinne oder Verluste: Anleger hoffen auf drei entscheidende Auslöser für Börsenrally
18.07.2025

Zölle, Zinsen, Gewinne: Neue Daten zeigen, welche drei Faktoren jetzt über Kursgewinne oder Verluste entscheiden. Und warum viele...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wenn Kunden nicht zahlen: So sichern Sie Ihre Liquidität
18.07.2025

Alarmierende Zahlen: Offene Forderungen in Deutschland sprengen die 50-Milliarden-Euro-Marke. Entdecken Sie die Strategien, mit denen Sie...