Finanzen

Farage startet Tour in Europa, um weitere Länder zum EU-Austritt zu bewegen

Der britische EU-Gegner will auch in anderen Staaten in Europa dafür sorgen, dass es Referenda zum EU-Austritt gibt. Erste Station seiner Tournee ist Griechenland. Seine Aktivitäten werden vor allem in der Finanzbranche mit großem Interesse beobachtet.
24.07.2016 00:58
Lesezeit: 2 min

Der britische EU-Gegner Nigel Farage wird in anderen EU-Staaten Werbung für den Austritt aus der Union machen. Farage kündigte in Cleveland am Rande des Parteitags der Republikaner an, dass er das britische Erfolgsmodell in vielen Staaten für aussichtsreich hält. Farage sagte Politico: „Eine der Freuden, die sich aus meinem Rückzug als UKIP-Parteichef ergeben, ist, dass ich Zeit habe, in Europa herumzureisen und anderen Unabhängigkeitsbewegungen zu helfen. Ich werden ihnen aber nicht sagen, wie sie abstimmen sollen.“

Farage will seine Initiative in Griechenland starten: Die FT zitiert Farage mit den Worten, dass die EU „von allem Anfang an keine Legitimität gehabt“ habe. Er werde in Athen an einem großen Symposion teilnehmen, bei dem es um die Zukunft Griechenlands in der EU geht. Farage: „Seltsamer Weise bin ich von allen Teilnehmern derjenige, der noch am meisten pro-europäisch ist.“

Farage erwartet, dass Irland ebenfalls ein Referendum abhalten und aus der EU austreten werde. Der Grund: Die Iren würden nicht, wie von der EU gefordert, auf ihre niedrigen Unternehmenssteuern verzichten: „Das euroskeptische Empfinden ist sehr tief in Irland.“

Farage sagte, er sei vor allem „für das Konzept der Nato“. Die Nato müsse sich zwar ändern, wie der misslungene Ansatz in der Ukraine zeige. Doch sei es sinnvoll, dass sich souveräne Staaten als „kooperativer Club“ zusammenschließen, die dem sie zusammenarbeiten können.

Die Aktivitäten Farages werden in Finanzkreisen mit Interesse beobachtet: Farage ist sehr gut in der Londoner City vernetzt. Er hatte als junger Mann sein Studium abgebrochen, um als Trader zu arbeiten. Während des Referendums in Großbritannien hatte Farage für große Aufmerksamkeit bei Spekulanten gesorgt: Stunden bevor der Sieg des Brexit-Lagers feststand, hatte Farage überraschend die Niederlage der EU-Gegner verkündet. Das britische Pfund stieg umgehend an. Wer in den folgenden Stunden bis zum „echten“ Ergebnis gegen das Pfund gewettet hatte, konnte ein Vermögen machen. Farage hatte sich bei seiner unerwarteten Aussage auf „Freunde aus der Finanzwelt“ berufen. Zahlreiche Spekulanten hatten beim Referendum eigene Umfragen laufen, um ihr Wettverhalten anzupassen.

Es gibt in der Finanzwelt keine Regeln gegen Insider-Handel: Wenn ein Politiker Interna aus einem politischen Prozess – etwa einer Wahlauszählung – weitergibt, kann das kaum überprüft oder verfolgt werden.

Der Verweis auf die Nato ist ebenfalls interessant: Griechenland wurde im Euro gehalten, weil die US-Regierung während der Krise Druck auf die EU gemacht hatte, das Nato-Land nicht fallenzulassen. Griechenland ist strategisch für die Nato im Kampf gegen Russland von größter Bedeutung. Auch angesichts der Unsicherheiten in der Türkei spielt Griechenland eine stärkere Rolle in der Nato.

Farage lebt aktuell von seinen Bezügen als EU-Parlamentarier. Er wird auch eine Rente bekommen. Außerdem ist seine Ehefrau seine Angestellte und wird ebenfalls von den Steuerzahlern aus der EU finanziert. Einen Verzicht auf die ihm zufließenden Gelder hat Farage zu keinem Zeitpunkt in Erwägung gezogen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Gesundheitscheck vor der Einstellung: Rechte und Grenzen für Bewerber
01.06.2025

Ein Vorstellungsgespräch ist erfolgreich verlaufen, doch bevor der Arbeitsvertrag unterschrieben wird, fordert der potenzielle Arbeitgeber...

DWN
Technologie
Technologie SaaS ist tot – die Zukunft gehört der KI, nicht Ihrer Plattform
01.06.2025

Niemand will die Nutzung Ihrer Plattform lernen – Unternehmen wollen Ergebnisse. Künstliche Intelligenz ersetzt Tools durch fertige...

DWN
Panorama
Panorama EU-Reform könnte Fluggastrechte deutlich schwächen
01.06.2025

Von Verspätungen betroffene Fluggäste haben in Zukunft möglicherweise deutlich seltener Anspruch auf Entschädigung. Die EU-Staaten...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wettlauf um die Zukunft: Wie die USA ihre technologische Überlegenheit retten wollen
01.06.2025

China wächst schneller, kopiert besser und produziert billiger. Die USA versuchen, ihre Führungsrolle durch Exportverbote und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Freelancer: Unverzichtbare Stütze in flexiblen Arbeitswelten
01.06.2025

Trotz Homeoffice-Boom bleibt die Nachfrage nach Freelancern hoch. Warum Unternehmen auf Projektarbeiter setzen, wo die Vorteile liegen –...

DWN
Politik
Politik „Choose Europe“: Brüssel will Gründer mit Kapital halten
31.05.2025

Die EU startet einen neuen Wachstumsfonds, der Start-ups mit Eigenkapital unterstützen und in Europa halten soll. Doch Geld allein wird...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Energiewende umgekehrt: US-Firmen fliehen vor Trumps Klimapolitik – nach Europa
31.05.2025

Während Trump grüne Fördermittel in den USA kürzt, wendet sich die Clean-Tech-Branche von ihrer Heimat ab. Jetzt entstehen in Europa...

DWN
Politik
Politik Ärztepräsident warnt vor „Versorgungsnotstand“
31.05.2025

Ärztepräsident Klaus Reinhardt warnt vor Beeinträchtigungen im medizinischen Netz für Patienten, wenn nicht bald Reformen zu mehr...