Politik

Türkei will Nato-Stützpunkt für Russland öffnen

Die Türkei erwägt, Russland die Nutzung des Nato-Stützpunkts Incirlik für Anti-ISIS-Operationen zu erlauben. Schließlich bekämpfe auch - wie alle anderen - Russland den Terrorismus, so der türkische Außenminister. Russische Jets fliegen bereits Einsätze aus dem Iran.
17.08.2016 03:49
Lesezeit: 2 min
Türkei will Nato-Stützpunkt für Russland öffnen
Eine Tu-22, im Jahr 2013 über dem Baltikum. (Foto: Eesti Päevaleht)

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Nach Angaben des Mitglieds des Auswärtigen Ausschusses des Föderationsrates, Igor Morosow, sagte am Dienstag, dass die Türkei den russischen Luft- und Weltraumstreitkräften möglicherweise die Nato-Luftwaffenbasis Incirlik für die Anti-Terror-Operation in Syrien zur Verfügung stellen könnte, berichtet die Zeitung Birgün. Der Vorsitzende des Verteidigungs- und Sicherheitsausschusses des Oberhauses, Viktor Oserow, sieht darin zwar kein Muss, aber es wäre ein klares Bekenntnis dafür, dass die Türkei gemeinsam mit Russland in Syrien zusammenarbeiten möchte. Die staatliche russische Nachrichtenagentur Sputnik bestätigt die Aussagen.

Anfang Juli stellte der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu die Öffnung des Luftwaffenstützpunkts Incirlik für Russland in Aussicht. „Wir kooperieren mit jedem gegen ISIS. ISIS ist der Feind von uns allen. Bisher haben wir allen, die ISIS bekämpfen, die Benutzung des Luftwaffenstützpunkts Incirlik erlaubt. Warum sollten wir Incirlik nicht für die Russen öffnen?“, zitiert Ahaber Cavusoglu.

Im Zusammenhang mit der Frage westlicher Sicherheitskreise, ob die US-Atomwaffen in Incirlik noch sicher seien, sagte der Generalleutnant Ismail Hakki Pekin Sputnik: „Das Ziel ist es, der Türkei zu drohen und in Schwierigkeiten zu bringen. Sie wollen sagen: ,Es gibt keine Stabilität und die Nuklearwaffen werden durch den Terrorismus bedroht. Deshalb müssen wir eine Intervention starten, um dieses Gebiet zu sichern'. Der Westen möchte unter allen Umständen verhindern, dass die Türkei sich vom US-Lager löst und ihre Außenpolitik verändert.“

Für die vom Westen und den Golfstaaten unterstützten Söldner in Syrien ist die Lage bereits unangenehm, weil Russland am Dienstag bestätigte, Kampfjets der Typen Tu-22M3 und Su-34 in den Iran geschickt zu haben, um vom Luftwaffenstützpunkt Hamadan Einsätze zu fliegen. In einem ersten Einsatz sollen laut Mitteilung des russischen Verteidigungsministeriums Militärdepots der al-Nusra-Front und des IS getroffen worden sein. Das russische Verteidigungsministerium gibt an, die neuen Stützpunkte vor allem in Betracht zu ziehen, um kein Risiko einzugehen: So besitzen die Söldner Luftabwehrraketen, die ihnen aus Saudi-Arabien geliefert wurden. Saudi-Arabien ist der engste Verbündete der USA und der EU in der Region.

Es ist unklar, wieweit US-Präsident Barack Obama von dem Einsatz aus dem Iran informiert wurde. In der Regel sprechen Russlands Präsident Putin und Obama alle wichtigen Schritte ab. Auch Israel wird seit dem Eingreifen Russlands in den Syrien-Krieg über alle wichtigen Schritte informiert. Ein Sprecher des US-Außenministeriums in Washington sagte am Dienstag laut Reuters, der Einsatz aus dem Iran sei "bedauerlich, aber nicht überraschend". Die USA seien allerdings weiter bestrebt, eine Vereinbarung mit Russland über den Kampf gegen die radikal-islamische IS-Miliz zu erreichen. Das Problem der Amerikaner und ihrer Golf-Verbündeten: Sie haben lange die al-Nusra-Front unterstützt und wollen nun verhindern, dass die Söldner von der wiedererstarkten syrischen Armee gefangengenommen oder im Kampf aufgerieben werden.

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