Finanzen

Schlecht für Clinton: US-Wirtschaft läuft sehr schwach

Die US-Wirtschaft läuft schwach. Regierung und Federal Reserve versuchen daher, die Zahlen besser erscheinen zu lassen als die Realität dies zulässt. Der Grund: Das gesamte US-Establishment will einen Präsidenten Donald Trump verhinden. Für die Wall-Street-Kandidatin Clinton kann die schlechte Lage folgenreich sein.
20.08.2016 01:54
Lesezeit: 2 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Folker Hellmeyer von der Bremer Landesbank zufolge ist die Situation in der US-Wirtschaft weitaus schlechter, als aus offiziellen Statistiken hervorgeht. Die Zentralbank bemühe sich, öffentlich den Eindruck bevorstehender Zinserhöhungen zu erwecken, um eine gute Wirtschaftslage zu signalisieren:  

Die Konstellationen spitzen sich zu, weil sich Reaktionsmuster am Finanzmarkt sukzessive verändern. Am Devisenmarkt verfängt die Verbalakrobatik bezüglich US-Zinserhöhungen kaum noch, die uns seit 2014 zugemutet wird und seitdem latent Marktwirkung erzielte, obwohl es nur zu einer mageren Zinserhöhung reichte(!).

Weder Mainstreamanalysen noch Wirtschaftsmedien haben die hier im TFR zum rechten Zeitpunkt thematisierten US-Strukturschwächen, die Hintergrund der grundsätzlichen Zinserhöhungsverweigerung darstellten, aufgenommen. Das gilt erneut für das aufkommende Stagflationsthema in den USA, das vom Mainstream dann voraussichtlich zu einem späteren Zeitpunkt als nicht prognostizierbar in Form einer Nacherzählung geliefert wird. Stagflation hat für Währungen laut Textbuch 101 der Ökonomie keinen „Sex-Appeal“.

Jetzt müht man sich erneut von Seiten der Federal Reserve das Thema US-Zinserhöhungen prominent zu besetzen. Zuletzt mischten die Fed Gouverneure Dudley und Williams mit. Die Einlassung John Williams, wegen der starken US-Wirtschaft den Zinserhöhungszyklus wiederaufzunehmen, ist vor dem Hintergrund eines im Mainstream unerwarteten schwachen Wachstumsclips von 1% (annualisiert) im ersten Halbjahr 2016 diplomatisch ausgedrückt ambitioniert, denn es ist der schwächste Wachstumsclip seit 2009 (Basis Gesamtjahr). Der Wachstumsclip der Eurozone bei 2% (annualisiert) im ersten Halbjahr 2016 müsste vor diesem Hintergrund dann ja förmlich zu hektischer Betriebsamkeit der EZB führen.

Das veränderte Reaktionsmuster, ablesbar an der Reaktion in der Parität EUR/USD oder auch USD/JPY kann als Beleg interpretiert werden, dass der Devisenmarkt von der gleichtönigen Methodik der Fed losgelöst von der US-Realität (auch Revision vieler Datenreihen, die einfach nur ernüchtern), die uns von Seiten der USA erreicht, ermüdet sind. So etwas nennt man Zuspitzung der Marktkonstellation.

Was für den Devisenmarkt gilt, gilt noch nicht für den US-Aktienmarkt. Die US-Aktienmärkte haben nach zwei Jahren Gewinnrezession bei US-Unternehmen und dem schwächsten Wachstum seit 2012 bei anstehenden Zinserhöhungen (Diskontierungsfaktor für andere Anlagemärkte) gerade historische Höchstmarken erklommen und Bewertungsniveaus markiert, die wenn nicht als Blase, dann doch als ambitioniert bewertet werden müssen.

Die USA haben sich Ende der 90er Jahre von der einkommensgetriebenen Ökonomie (Modell der freien Märkte) verabschiedet und sich der „Asset-Driven Economy“ zugewandt, wo die Bewertung von Vermögensgegenständen (maßgeblich Aktien und Immobilien) für den Konjunkturverlauf wesentlich mitverantwortlich ist. Die auffällige Divergenz der Bewertung (DAX 2017 KGV13,4, S&P 500 2017 KGV 18,5) ist impliziter Beleg dieser dahinter stehenden Politik (Working Group on Financial Markets oder umgangssprachlich „Plunge Protection Team, siehe „Endlich Klartext“).

Die Erfahrung lehrt (2001, 2008), dass die normative Kraft des Faktischen schlussendlich nicht durch Interventionsgelüste verhindert werden kann. Bewusst wurde hier die anstehende Präsidentschaftswahl mit den darin innewohnenden Risiken als potentieller Belastungsfaktor zunächst ausgeblendet.

Die US-Wirtschaftsdaten haben uns gestern einmal mehr deutlich gemacht, dass die USA das Land der unbegrenzten (statistischen) Möglichkeiten sind! Die Frühindikatoren nach Lesart des US-Conference Board legten per Berichtsmonat um 0,4% zu. Die Prognose war bei +0,3% angesiedelt. Der Index der Frühindikatoren legte damit auf 124,3 Punkte zu. Er markierte den höchsten Indexstand seit 2006.

Es gibt Gott sei Dank aber nicht nur den Index der Frühindikatoren des Conference Board, sondern auch die US-Frühindikatoren der OECD (die dann auch mit dem Konjunkturverlauf korrespondieren ...). Dieser Index sank seit Ende der FED-Anleihekäufe im Herbst 2014 von 100,8 auf jetzt 98,9. 100 Punkte stellen das langjährige Mittel dar. Ja, das Conference Board liefert Ergebnisse, die dem Ruf des Landes der unbegrenzten (statistischen) Möglichkeiten entspricht!

Von der Philadelphia Fed erreichte uns das nächste Kapitel aus dem Land der unbegrenzten (statistischen) Möglichkeiten. Der Philadelphia Fed Business Index legte per August den Erwartungen entsprechend von 2,9 auf +2,0 Punkte zu. Das ist in der Tat nicht übel.

Leider lieferte der Auftragsindex eine vollständig andere Tendenz. Aufträge sind elementar! Der Index brach von +11,8 auf -7,2 Punkte ein.

Wenn Unternehmen zuversichtlich sind (Ausdruck des Gesamtindex) sollte das positiv auf die Bereitschaft wirken, Arbeitsplätze zu generieren. Das war aber nicht der Fall. Der Beschäftigungsindex brach in Philadelphia von zuvor -1,6 auf -20,0 Punkte ein. Damit markierte dieser Index den Tiefststand seit Juli 2009!

Fazit USA:

Die Situation spitzt sich konjunkturell als Folge struktureller Mängel zu, kreative Statistik hin oder her!

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Panorama
Panorama Generation Z lehnt Führungspositionen ab – Unternehmen müssen umdenken
25.04.2025

Die Generation Z zeigt sich zunehmend unbeeindruckt von traditionellen Karrierewegen und Führungspositionen im mittleren Management. Eine...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Reichster Ostdeutscher: Wie ein Unternehmer einen kleinen DDR-Betrieb zum globalen Player macht
25.04.2025

Rekord-Umsatz trotz Krisen: Der Umsatz von ORAFOL betrug im Jahr 2024 betrug 883 Millionen Euro – ein Rekordjahr trotz Wirtschaftskrise....

DWN
Politik
Politik Rentenbeiträge und Krankenkasse: Sozialabgaben werden weiter steigen
25.04.2025

Gerade bei der Rente hat die kommende Merz-Regierung ambitionierte Pläne. Doch gemeinsam mit den Krankenkassenbeiträgen droht...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gold im Höhenrausch: Wenn Trump das Gold sieht, wird es gefährlich
25.04.2025

Der Goldpreis steht kurz davor, einen historischen Rekord nicht nur zu brechen, sondern ihn regelrecht zu pulverisieren. Die Feinunze Gold...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Autoindustrie unter Druck: Zollkrieg sorgt für höhere Preise und verschärften Wettbewerb
25.04.2025

Der Zollkrieg zwischen den USA und Europa könnte die Auto-Preise in den USA steigen lassen und den Wettbewerb in Europa verschärfen....

DWN
Finanzen
Finanzen Vermögen der Deutschen auf Rekordhoch – aber die Ungleichheit wächst mit
25.04.2025

Private Haushalte in Deutschland verfügen so viel Geld wie nie zuvor – doch profitieren längst nicht alle gleichermaßen vom...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschland am Wendepunkt: Wirtschaftsmodell zerbricht, Polen rückt vor
25.04.2025

Deutschlands Wirtschaftsmaschinerie galt jahrzehntelang als unaufhaltsam. Doch wie Dr. Krzysztof Mazur im Gespräch mit Polityka...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft China im Handelskrieg: Regierung bereitet sich auf das Schlimmste vor
25.04.2025

Chinas Führung bereitet sich inmitten des eskalierenden Handelskonflikts mit den USA auf mögliche Härtefälle vor. In einer Sitzung des...