Politik

Volkswagen stoppt Produktion des Golf in Wolfsburg

Volkswagen wird in der kommenden Woche keine Fahrzeuge des Typ Golf in Wolfsburg bauen. Der Grund ist das harsche Vorgehen von VW gegen zwei Zulieferer, denen die Verträge gekündigt wurden - offenbar ohne, dass VW eine Ersatzlösung für den Streitfall vorbereitet hatte.
21.08.2016 02:55
Lesezeit: 2 min

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Im Volkswagen-Stammwerk Wolfsburg werden nächste Woche keine Golf-Autos gebaut. Die Produktion ruhe ab der Frühschicht am Montag und die gesamte Woche lang, sagte ein Unternehmenssprecher am Samstag der Nachrichtenagentur AFP. Hintergrund ist der Streit des Konzerns mit zwei Firmen, die ihre Lieferungen eingestellt haben. Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) warnte vor dramatischen Folgen, falls der Streit nicht bald endet.

Die Firmen Car Trim und ES Automobilguss lieferten bisher Sitzbezüge und Getriebeteile an Volkswagen. Obwohl das Braunschweiger Landgericht die Firmen per einstweiliger Verfügung dazu verpflichtet hat, ihre vertraglichen Leistungen zu erfüllen, gibt es weiterhin keinen Nachschub für Volkswagen. Die ES Automobilguss legte laut Gericht Widerspruch gegen die Verfügung ein, die Car Trim, die zur gleichen Muttergesellschaft gehört, kann demnach noch Berufung beim Oberlandesgericht einlegen.

Durch die fehlenden Bauteile wird die Produktion in mehreren deutschen Volkswagen-Werken beeinträchtigt. Für Emden, wo der VW Passat gebaut wird, beantragte Volkswagen Kurzarbeit. Mit Wolfsburg ist auch das größte Volkswagen-Werk betroffen. Im vergangenen Jahr wurden dort rund 815.000 Fahrzeuge produziert, davon fast 500.000 Golf und Golf Sportsvan. Dem Volkswagen-Sprecher zufolge fallen bereits an diesem Wochenende bestimmte "Teilezulieferungen" im Wolfsburger Werk aus.

Niedersachsens Wirtschaftsminister Lies sagte am Samstag im Radiosender NDR Info, noch sei der Konflikt mit den Zulieferern in einer Phase, "wo wir mit Beginn der Kurzarbeit in Emden und der drohenden Kurzarbeit in anderen Standorten reagieren können". Doch wenn sich der Streit noch lange hinziehe, "mag ich über die Auswirkungen, die das hat, noch gar nicht nachdenken. Mir ist noch gar nicht klar, wie wir dem dann begegnen wollen."

Lies mahnte die Verantwortlichen, nach einer Lösung zu suchen. Er erwarte, dass die Sache "nicht auf dem Rücken der Beschäftigten weiter ausgetragen wird". "Tausende von Menschen" machten sich jetzt Sorgen um ihre Arbeitsplätze.

Der Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer sagte den Ruhr Nachrichten, VW sei in dem Konflikt nicht gut aufgestellt gewesen: "Bei jedem anderen Autobauer der Welt gibt es mindestens zwei Lieferanten für solche Teile."

Volkswagen-Konzern laut einem Zeitungsbericht auf eine gütliche Einigung. "Wir sind mit den Lieferanten weiter im Kontakt und suchen eine Einigung auf dem Verhandlungsweg", sagte ein VW-Sprecher der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Zugleich halte der Konzern sich aber auch den Rechtsweg weiter offen. Aus dem Umfeld der Zulieferfirmen hieß es laut FAZ, Volkswagen wolle die Gespräche erst am Montag fortsetzen und habe ein Treffen am Wochenende abgelehnt.

Zum Hintergrund des Konflikts sagte Lies, es gehe "um einen Auftrag oder Aufträge", die Volkswagen gekündigt habe. Dies sei seiner Meinung nach ein "normaler Prozess, der eigentlich zwischen Zulieferer und Automobilhersteller reibungslos abgearbeitet werden sollte". Die Eskalation sei umso erstaunlicher, als dass Volkswagen mit ES Automobilguss schon seit 30 Jahren zusammenarbeite.

Der Konzern bereitet sich darauf vor, hart gegen die Zulieferer durchzugreifen. Volkswagen stellte beim Landgericht Braunschweig bereits mehrere Anträge, bei einer fortgesetzten Lieferverweigerung Ordnungsgeld, Ordnungshaft oder "Ermächtigung zur Ersatzvornahme" anzuordnen. Letzteres könnte zu einer Beschlagnahmung der benötigten Teile führen. Über die Anträge ist noch nicht entschieden.

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