Finanzen

Globale Krise verschärft: Öl-Staaten stoppen Investitionen

Die Internationale Energieagentur erwartet, dass Ölkonzerne ihre Investitionen dauerhaft zurückfahren. Wegen der Rezession sinkt die Nachfrage nach Energie. Die Folgen wird auch Deutschland als Exporteur von langlebigen Wirtschaftsgütern treffen-.
21.09.2016 02:07
Lesezeit: 2 min

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Die Internationale Energieagentur (IEA) rechnet damit, dass Investitionen in die Erschließung neuer Erdöl- und Erdgasfelder sowie in die Ausrüstung der Förderbetriebe auf unabsehbare Zeit zurückgehen werden. Im vergangenen Jahr habe es weltweit einen Rückgang von etwa 25 Prozent gegeben – im Gesamtumfang von etwa 300 Milliarden Dollar. Mit einem Rückgang in ähnlicher Größenordnung wird im laufenden Jahr gerechnet. Auch für das kommende Jahr geht die IEA von einem Rückgang aus, berichtet oilprice.com.

Der Umfang von Investitionen in allen Energieformen nahm zwischen 2014 und 2015 um rund 8 Prozent auf 1,8 Billionen Dollar ab.

Als Hauptgrund für den Rückgang nennt die IEA den niedrigen Ölpreis, welcher Investitionen zum gegenwärtigen Zeitpunkt unrentabel mache. Berücksichtigt man allerdings, dass Investitionen in alternative Energiequellen vom Ölpreisverfall vergangenes Jahr kaum profitieren konnten – ihr Anteil an den Gesamtinvestitionen stieg zwischen 2014 und 2015 nur von 16 Prozent auf 17 Prozent – dann deutet alles auf eine Stagnation in der Weltwirtschaft als Hauptgrund für die schrumpfenden Investitionen hin.

Offensichtlich ist die weltweite Nachfrage zu schwach, um die gegenwärtigen Fördermengen an Erdöl und Erdgas absorbieren zu können – was den Preisverfall bei beiden Rohstoffen sowie die weltweit rekordhohen Lagerbestände für Erdöl erklären würde. Der IEA zufolge hätten Investitionen in verflüssigtes Erdgas in den Jahren 2014 und 2015 einen Höhepunkt erreicht – im laufenden Jahr lagen diese Werte bereits rund 30 Prozent tiefer.

Der Abschwung in der Weltwirtschaft wird von einer ganzen Reihe an Faktoren illustriert. Das auffallendste Zeugnis stellt die Krise des Welthandels dar, symbolisiert durch die Insolvenz der südkoreanischen Reederei Hanjin – der siebtgrößten Container-Reederei der Welt.  Derzeit erwirtschaften praktisch alle Reedereien Verlust, ähnlich wie auf dem Energiemarkt reicht die Nachfrage für die bestehenden Kapazitäten am Markt nicht aus. „Die jüngsten Daten zeigen gedämpfte Aktivitäten, weniger Wachstum im Handel und eine sehr niedrige Teuerung, was auf ein noch schwächeres Wachstum der Weltwirtschaft dieses Jahr hindeutet“, schrieb der Internationale Währungsfonds Anfang September.

Auch die Rückgänge der Ausfuhren von traditionell exportabhängigen Staaten wie Deutschland, China oder Japan sind ein Zeichen dafür, dass das Wachstum der globalen Wirtschaft zu stagnieren beginnt. Die deutschen Exporte waren im Juli so kräftig eingebrochen wie seit dem Krisenjahr 2009 nicht mehr. Die Warenausfuhren fielen um 10 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat auf 96,4 Milliarden Euro. Verglichen mit dem Vormonat schrumpften die um Kalender- und Saisoneffekte bereinigten Ausfuhren überraschend um 2,6 Prozent und damit so kräftig wie seit einem knappen Jahr nicht mehr. Die chinesischen Exporte fielen im August auf das Jahr gesehen um 2,8 Prozent. Der Handelsüberschuss lag den Angaben nach im August bei 52,05 Milliarden Dollar. Erwartet worden waren 58 Milliarden Dollar. Lahmende Exporte und schrumpfende Investitionen hatten das Wachstum der japanischen Wirtschaft im zweiten Quartal fast zum Erliegen gebracht. Das Bruttoinlandsprodukt zog von April bis Juni auf das Jahr hochgerechnet nur noch um 0,2 Prozent an.

Die Ölpreise haben am Dienstag unterdessen wieder den Rückzug angetreten. Sorgen vor einem anhaltenden Überangebot des Rohstoffs haben die Preis um knapp ein Prozent nach unten gedrückt. Die Nordsee-Sorte Brent verbilligte sich auf rund 45 Dollar je Barrel (159 Liter), WTI kostete rund 43 Dollar je Fass. Händler führten den Preisrutsch auf Aussagen des venezolanischen Ölministers Eulogio Del Pino zurück. Del Pino zufolge muss die weltweite Ölproduktion um zehn Prozent zurückgehen, damit sich der Markt wieder im Gleichgewicht befindet. Die derzeit weltweit pro Tag produzierten 94 Millionen Barrel müssten um neun Millionen Barrel sinken, damit das Angebot die Nachfrage treffe, sagte Del Pino in einem firmeninternen TV-Interview des staatlichen Ölkonzerns PDVSA.

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