Politik

Niederlande: Rakete bei MH17-Abschuss soll aus Russland gekommen sein

Lesezeit: 2 min
28.09.2016 14:12
Ein internationales Ermittlerteam unter Führung der niederländischen Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die Rakete, welche zum Abschuss des Fluges MH17 im Sommer 2014 in der Ostukraine geführt hatte, aus Russland kam. Wer genau die Waffe bediente, ist unklar.
Niederlande: Rakete bei MH17-Abschuss soll aus Russland gekommen sein

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Buk-Rakete, die im Juli 2014 zum Absturz des Fluges MH17 über der Ostukraine führte, stammte nach Aussage der internationaler Ermittler aus Russland, berichtet die AFP. Das gab die von der niederländischen Staatsanwaltschaft geleitete internationale Untersuchungskommission am Mittwoch in Nieuwegen bekannt.

Die Rakete sei von dem von Rebellen kontrollierten Dorf Perwomajsk aus abgefeuert worden, teilten die Ermittler am Mittwoch mit. Sie sei zuvor von Russland aus in die Ukraine gebracht worden. Anschließend sei die Abschussvorrichtung wieder nach Russland zurücktransportiert worden. Zu einer direkten Beteiligung der Regierung in Moskau äußerten sie sich jedoch nicht.

Die Regierung in Moskau wies die Version der Ermittler zurück. Vor Beginn der Pressekonferenz erklärte sie, zur Zeit des Unglücks sei keine Rakete von dem Gebiet aus abgeschossen worden. Das gehe aus russischen Radarbildern hervor. Die Ermittler gaben an, sie hätten keinen Zugang zu russischen Radarbildern gehabt. Sobald diese vorlägen, würden sie untersucht, hieß es. Im Sommer 2014 kämpften in der Region prorussische Rebellen gegen ukrainische Soldaten.

Die Untersuchungskommission identifizierte 100 Personen, die in Zusammenhang mit dem Vorfall stünden. Formell seien keine Tatverdächtigen benannt worden.

Diese Aussage ist nur bedingt von Relevanz, weil sie keine Klarheit darüber gibt, wer die Passagiermaschine wirklich zum Absturz gebracht hat. Ebenfalls nicht geklärt ist, wer die BUK von wo genau abgeschossen hat. Die Regierung in Moskau wies die Version der Ermittler zurück. Vor Beginn der Pressekonferenz erklärte sie, zur Zeit des Unglücks sei keine Rakete von dem Gebiet aus abgeschossen worden. Das gehe aus russischen Radarbildern hervor.

Der Hersteller von BUK-Raketen, Almaz-Antey, hat überraschend Rohmaterial von Radar-Aufzeichnungen des Abschusses des malaysischen Passagierflugzeuges MH17 vorgelegt. Wie das Unternehmen in einer Pressemitteilung schreibt, enthalten die Dokumente alle relevanten Informationen von der Zeit des Abschusses. Wenn das zutrifft, dann könnten die Radar-Bilder wichtige Informationen über den Hergang des Abschusses liefern. Sie müssten zeigen, ob die Maschine von der BUK-Rakete aus dem Ort Sneschnoje abgefeuert worden sei. Dies ist der Ort, von dem die niederländischen Ermittler aktuell ausgehen. Sie sollten aber auch zeigen, ob sich andere Flugzeuge in der Nähe von MH17 befunden haben.

Der Wert der Ermittlungen ist auch deshalb nicht objektiv einzuschätzen, weil die Ermittler ihre Erkenntnisse sich bei der Auswertung der Beweise neben Satellitenbildern auch auf "Informationen der Geheimdienste", wie die FAZ schreibt. Die Aufgabe von Geheimdiensten besteht allerdings naturgemäß in der Desinformation und nicht in der Sicherstellung von Transparenz.

Die Maschine der Fluggesellschaft Malaysia Airlines war am 17. Juli 2014 auf dem Weg von Amsterdam nach Kuala Lumpur über der Ostukraine abgestürzt. An Bord waren 298 Menschen, darunter 196 Niederländer.

Bei den vorgestellten Ergebnissen handelt es sich um die ersten Erkenntnisse aus den strafrechtlichen Ermittlungen, in denen es um den genauen Raketentyp ging sowie um die Frage, von welcher Konfliktpartei die Rakete abgeschossen wurde. Sowohl die ukranische Regierung als auch Russland und die Rebellen in der Ostukraine haben bislang jegliche Verantwortung von sich gewiesen.

Eine andere Untersuchung hatte sich auf die Absturzursache konzentriert und war vergangenen Jahr zu dem Ergebnis gekommen, dass das Flugzeug von einer Buk-Rakete getroffen worden war. Diese von Russland hergestellten Raketen werden sowohl von den russischen als auch von den ukrainischen Streitkräften verwendet.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Deutsche müssen über Abschiebungen diskutieren - mit aller Vorsicht
26.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Tourismus-Branche: „In Hotellerie und Gastgewerbe ist noch nichts wieder in Ordnung“
26.04.2024

Die deutsche Tourismus-Branche, also Hotellerie und Gastronomie, firmiert neuerdings unter dem neuen Sammelbegriff „Gastwelt“ - auch um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bürokratieabbau: Ministerin fordert mehr Widerstandsfähigkeit und Effizienz
26.04.2024

Rheinland-Pfalz ist ein mittelständisch geprägtes Land. Gerade kleinere Betriebe hadern mit zu viel bürokratischem Aufwand.

DWN
Politik
Politik Hybride Bedrohungen: Drohnen-Flüge und psychologische Kriegsführung
26.04.2024

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eindringlich vor hybriden Bedrohungen in Deutschland gewarnt. Gegen den Einsatz von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Immobilien
Immobilien Commerzbank-Studie: Immobilienpreise könnten weiter fallen
26.04.2024

Deutsche Wohnimmobilien verlieren weiter an Wert. Die Commerzbank sieht ein Abwärtspotenzial von 5 bis 10 Prozent, abhängig von...